Arne  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 03.09.2023 12:26 Uhr
Thema: Cool. -mt Antwort auf: @Arne: Wie war es denn so in Japan? /nt von Daiyama
Ha, ha... -mt für "mit Text".

Also zunächst mal war es sehr anstrengend!
Ich bin zwei Wochen da gewesen und bin ziemlich viel rum gekommen. Fast jeden Tag war ich in einer anderen Stadt, was zwar dazu geführt hat dass ich viel gesehen habe, allerdings konnte ich das irgendwann nicht mehr verarbeiten.
Früher haben wir immer über die Japaner gelacht, die aus einem Bus aussteigen, 46 Fotos machen und wieder einsteigen und weiterfahren, tatsächlich war es bei uns aber genauso.

Ansonsten bin ich sehr positiv angetan. Klar, jeder hört nach dem Urlaub Sachen wie "Alles total nette Leute." aber in Japan war es wirklich extrem.
Das Land ist groß, trotzdem ist das Leben hauptsächlich in Städten geballt, da die sehr hügelige Landschaft kaum was anderes zuläßt. Also hat man sowohl sehr große und sehr dicht bevölkerte Städte (ich hätte nicht gedacht, dass es auf der ganzen Welt zusammen so viele Hochhäuser geben könnte) und trotzdem auch extrem viel Natur ringsum.
Immer wenn wir aus einer Stadt kamen sah man nur noch Wald ringsum. Manchmal kleinere Siedlungen, dann wieder Wald.
Ich finde Menschenmengen ziemlich unangenehm, aber in Japan störte es erstaunlich wenig, obwohl es dort gefühlt NUR Menschenmengen gab. Das lag eindeutig an dem extrem rücksichtsvollen Umgang der Japaner. Es gibt keine Mülltonnen, trotzdem (oder gerade deswegen) ist das Land so sauber. Man nimmt seinen Müll ganz selbstverständlich mit nach hause. Und dafür braucht man, anders als beispielsweise in Singapur, nicht an jeder Ecke mit drastischen Strafen zu drohen.
Für die Japaner ist es spürbar wichtig sich bemüht höflich und hilfreich zu verhalten. Alles andere könnte zu einem "Gesichtsverlust" führen und das wäre so ziemlich das Schlimmste was passieren kann.
Englisch ist so gut wie gar nicht verbreitet, trotzdem war jeder (aber auch wirklich JEDER) bemüht einem so gut wie möglich zu helfen. Ganz gleich was sonst sein Job ist.
So haben uns beispielsweise verschiedene Gäste in einem Restaurant mit Übersetzungsapps versucht die Speisekarte zu erklären. Und das in JEDEM Restaurant und nicht nur da.
Und jeder (aber auch wirklich JEDER) übersetze uns am Ende "Bitte entschuldigen Sie, dass ich kein Englisch spreche!").
Klar. Ich fahre ihn ihr Land, kann die Sprache nicht, laber sie mit einer zweiten Fremdsprache voll und sie entschuldigen sich dann bei mir dafür, dass sie diese Sprachen nicht können. Logo.
Des öfteren habe ich mich auch für meine Mitreisenden geschämt, die... nun ja, einfach so plump waren wie sie waren und es nicht einfach mal gut sein lassen konnten oder sich anderweitig einfach spürbar daneben benahmen. Aber was soll`s? Das tu ich ja auch hier mitunter.
Themenwechsel:

Das Essen war großartig. Da es in Japan keine echten Vegetarier gibt (Vegetarier essen dort zumindest Fisch) habe ich einfach mal zwei Wochen darauf verzichtet keine Tiere zu essen. Es ging einfach nicht anders.
Ich konnte nichts lesen und nichts sprechen, wie hätte ich denen jedes Mal erklären sollen, dass kein Tier dabei sein soll?
In Restaurants habe ich dann einfach auf irgendeine Speise getippt (zum Glück bin ich nicht mäkelig beim Essen - ich mag fast alles) und dazu "Biru akudasai." ("Bier bitte.") gemurmelt und dann ging es schon irgendwie.
War aber wie gesagt eh egal. Es schmeckte einfach alles.
Auf Don Cosmos Hinweis hin war ich sogar mal in einem McDonalds, da war allerdings kein Unterschied festzustellen. Alles genau wie bei uns.

Tja, und sonst...
Megastädte. Ich habe vier Autobahnen übereinander gesehen. Man kann es sich eigentlich gar nicht vorstellen. Und Menschenmassen. Ich war beispielsweise auch am Shibuya Scramble (ich hoffe ich habe das richtig geschrieben) und bin da über die berühmte Kreuzung gegangen. Aber auch noch vieles mehr.
Ich habe wilde Affen in einem Onsen und sogar einen Geysir gesehen, unzählige Schreine betreten, sehr höfliche, heilige aber wilde Hirsche gesehen (sie haben gelernt, dass die Japaner sich immer zwei Mal verbeugen und haben es übernommen. Danach bekommen sie einen speziell für sie gebackenen Keks.), habe Pachinko gespielt und nicht verstanden und, mit Hilfe eines Angestellten dort, trotzdem den Jackpot geknackt (kein Witz!), war in einer Arcade voller neuer Automaten, die es vermutlich alle nie hierher schaffen werden, habe Geschäfte gesehen in denen nur Aufkleber verkauft werden, gleich daneben eins, das nur aus Kapselautomaten bestand. Vom Boden bis an die Decke und dicht an dicht. Ich habe auch viele Kapseln gekauft.

Wir hatten auch ein Abendessen mit einer Geisha. Das war total interessant. Ich dachte das würde eine ganz steife Veranstaltung nach ganz festen Regeln werden, und wir mußten uns auch alle in Schale werfen, tatsächlich war sie aber total niedlich und ausgelassen. Sie lachte viel und spielte ein echt witziges Trinkspiel mit uns (das sie immer gewann... "Kampai!") und ich habe sogar ein Foto mit ihr machen können. Und natürlich hat sie auch zwei traditionelle Tänze aufgeführt, was zwar interessant war, ich als Mitteleuropäer aber auch nur als exotisch einstufen konnte.

Und so vieles mehr.
Ich kann das unmöglich alles aufzählen, was ich erlebt habe. Und ich bin schon in vielen Ländern gewesen und will noch viele mehr besuchen, aber Japan wird aufgrund der Vielzahl und Intensität der Eindrücke nicht mehr zu überbieten sein.
Ein fantastisches Land.

***Diese Nachricht wurde von Arne am 03.09.2023 12:33 bearbeitet.***
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