Don Cosmo  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 11.03.2021 11:36 Uhr
Thema: Re:Pepe The Pew und me too Antwort auf: Re:Pepe The Pew und me too von Daiyama
>Ich gebe es ehrlich zu, ich weiß nicht so genau, wie ich das finden soll.
>Das ist wie bei der Bereinigung von Märchen oder Disneyfilmen.
>Einerseits finde ich es komisch, andererseits denke ich, bin ich vielleicht mittlerweile zu „konservativ“ und verstehe die Bewegründe nicht mehr wirklich?


Also ich kann die Beweggründe zu Teilen schon verstehen und nachvollziehen, aber es bleibt fraglich, ob es wirklich so gemacht werden muss und nicht nur aus dem Unmut einer lauten Minderheit heraus entstandene Nebelwerfer sind. Für mich ist das Kernproblem hierbei, dass "irgendwas" getan wird, was nach außen hin eine Wirkung haben soll. Was dann den Leuten suggeriert, dass den Firmen das am Herzen liegt: der Kunde ihnen wirklich mehr wert ist als nur das Geld, das sie geben (spoiler: tut er nicht). Wenn Uncle Ben's umbenannt wird, wird sich in meinen Augen an der Gesamtsituation nichts ändern, dass man Probleme mit Rassismus hat. Ferner wird dann auf solche Aktionen verwiesen, wenn gefragt wird, was getan worden ist anstelle wirklich gesellschaftlichen Wandel voran zu treiben. Mir kommt das wie Alibi-Aktionen vor, um Leute zu beruhigen.

Gleiches gilt ja für die Umbenennung von etwa Mohrenküssen und dass mehr Straßen nun Frauennamen tragen sollen. Verstehen kann ich es schon, aber der Fundus an Frauen aus der Wissenschaft von vor 300 Jahren war eben gering, weil die Gesellschaft dort das nicht zulassen wollte. Das muss man heutzutage nicht verteidigen, aber es ist doch auch eine Errungenschaft, dass es sich heute ändert. Jetzt hergehen und "auf Krampf" versuchen, hier ein Gleichgewicht an (beispielsweise) männlichen und weiblichen Wissenschaftlern aus dem 17. Jahrhundert anzustreben, wird zwangsläufig dazu führen, dass mehr oder minder wichtige Leute rausfallen ... rein WEIL sie männlich und nicht weiblich sind. Und es sorgt dafür, dass eine unbedarfte Person glauben würde, es war schon immer so, wie es heute ist.

>Denkmäler von Sklavenhalter werden ja auch gestürzt.
>Finden alle toll. Wieso soll dann vor sowas halt gemacht werden?


Ein wenig gilt das auch für solche Denkmäler. Diese alle zu entfernen sorgt am Ende nur dafür, dass man diesen Teil der Geschichte in der Gesellschaft ausblendet. In vielen amerikanischen Schulbüchern findet eine Auseinandersetzung mit Sklaverei und wie Indianer behandelt wurden, nahezu gar nicht statt. Und auch wenn man die Amis nun nicht unbedingt als Beispiel heranziehen soll, zeigt sich dort eben schon die Auswirkungen davon, was passiert, wenn man nur die "guten Seiten" der Zeiten liest und sich die Rosinen rauspickt, das "böse" alles raus lässt.

...

Nun, wie kriegt man da noch die Kurve auf Pepe? Was ist eigentlich der Grund dafür, ihn zu streichen? Ist es rein der "sexual predator" oder auch die Franzosen-Karikatur?
Eine Lösung wäre ja auch, dass man der Figur etwas entgegen setzt, was ihn in die Schranken weist. Klassisch ist es doch immer wichtig, dass der "Unterlegene" am Ende gewinnt und dadurch zum Starken wird. Und eigentlich glaube ich, dass Pepe am Ende immer leer ausging...?

Addendum: Muss man sich so Gedanken machen über Comics? Wahrscheinlich nicht, finde das Thema aber grundlegend spannend, weil man eigentlich kaum noch irgendwas sagen kann in Richtung Kritik an den Bewegungen ohne gleich als subversives Element zu gelten. Als wären die wegen korrekter Grundidee in ALLEN Teilbereichen sakrosankt.
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