a gentle breeze  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 18.02.2021 21:39 Uhr
Thema: Children of Time Antwort auf: Lesen und Spaß dabei. von Michael K.
Dick, Philip K. hat eine Menge geschrieben. Das liest sich gut und ist schnell verdaut, aber irgendwann will man nicht mehr. Ich habe eine Menge SciFi aus den 50ern und 60ern gelesen und kann gar nicht mehr sagen, wie oft der Held nach Hause kam, wo ihm seine Frau einen Drink mixte. Das scheint irgendwie ein heiliges Ritual in den USA zu dieser Zeit gewesen zu sein. Ansonsten erleben die männlichen weißen Protagonisten halt ihre Abenteuer und zeigen so die Grenzen dessen auf, was sich damals als bahnbrechende Vision einer besseren Zukunft verkaufen ließ.

Ansonsten erwähnenswert: Charles Stross' Debüt Glashaus, in dem ein gesellschaftliches Experiment beschrieben wird. Als literarisches Werk nicht überzeugend, aber voller guter Ideen und lesenswert.

Michael Szameits Im Glanz der Sonne Zaurak von 1983 ist ein Abenteuerroman mit einem guten Beginn, der in der zweiten Hälfte überraschenderweise die tiefen Gefühle der männlichen Crewmitglieder zueinander beleuchtet, ohne hier aber zu weit zu gehen. War insgesamt interessant.

Aelita wurde in den frühen Zwanzigern von dem Russen Tolstoi, Alexej (nicht der Tolstoi) in Berlin geschrieben und ist damit vielleicht der erste russische SF. Liest sich ein wenig wie Jules Verne nach dem Studium von Marx und drei Wodka zum Entflammen des revolutionären Geistes. Die unverfrorene Figur des Soldaten Gussew gibt der Geschichte ordentlich Schmackes. Technik ist hier nur Beiwerk.

Zuletzt las ich Children of Time von Adrian Tchaikovsky, welcher sehr klug und mitreißend geschrieben ist. Ein biologisches Experiment gerät hier aus den Fugen. Mit seinen interessanten Figuren, cleverem Aufbau und - im wahrsten Sinne des Wortes - ausgeklügeltem world building ist dies der beste Roman, den ich seit langem gelesen habe! Das Englisch ist allerdings anspruchsvoll.
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