Carnivore  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 28.06.2020 11:03 Uhr
Thema: Re:Kirchenaustritte auf historischem Höchststand Antwort auf: Kirchenaustritte auf historischem Höchststand von Sascha
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>"Die beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland haben 2019 deutlich
>mehr Mitglieder verloren als in den vorangegangenen Jahren. Das zeigen die
>jetzt veröffentlichten Kirchenmitgliedszahlen der katholischen Deutschen
>Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Grund
>für den Rückgang ist vor allem die Zahl der Kirchenaustritte, die sowohl bei
>Katholiken als auch bei Protestanten einen historischen Höchststand erreichte.
>Aus der katholischen Kirche traten 2019 insgesamt 272.771 Menschen aus. Dies
>bedeutete einen sprunghaften Anstieg gegenüber den gut 216.000 Austritten im
>Jahr 2018 und auch im Vergleich zum bisherigen Rekordjahr 2014 mit damals knapp
>218.000 Austritten."
>
>[https://www.tagesschau.de/inland/anstieg-kirchenaustritte-101.html]
>
>Muss man mal einen coolen Youtube-Channel starten oder sowas!


Ich glaube nicht, dass ein YouTube Kanal viel bringen würde. Und wahrscheinlich gibt es sowas auch schon. Fernsehsendungen gibt es ja bereits seit Ewigkeiten.

Das Problem der Kirchen ist einfach, dass es derzeit zu viel negative Presse gibt.
2014 war das Tebartz-van Elst Jahr und das wirkt sicherlich bei einigen noch bis heute nach.
Dazu die immer wieder aufkommenden Missbrauchsvorwürfe... das schlägt den Leuten auf den Magen. Und ich glaube auch, dass in der Angelegenheit von vielen auch nicht viel zwischen katholischer und evangelischer Kirche differenziert wird.

Ich, als Agnostiker, stecke wenig in der Materie drin, aber was mir mal aufgefallen ist: Ein befreundetes Paar von mir ist streng gläubig. Evangelisch. Und sie sind schwul. Sie wollten also unbedingt kirchlich heiraten und haben tatsächlich in München einen Pastor gefunden, der sie in seiner Kirche getraut hat.
Ich war damals dabei und er sagte in seiner Predigt sinngemäß: "Wenn zwei Leute vor Gott den Bund der Ehe eingehen wollen, dann ist es doch egal welches Geschlecht sie haben."
Das hat mich beeindruckt. Bisher (und auch danach) hatte ich immer den Eindruck, dass sich die christlichen Kirchen beide dagegen sträuben, was heute einfach nicht mehr zeitgemäß ist.
So waren sie aber tatsächlich viele Jahre kirchlich verheiratet, bevor sie vor dem Gesetz endlich die gleichen ehelichen Rechte zugesprochen bekamen wie alle anderen.
Das verdient Anerkennung, aber von sowas bekommt man halt wenig mit.

Ich denke, dass es der Kirche gut tun würde sich etwas mehr an die moderne Gesellschaft anzupassen.
Meine zwei Jahre des Konfirmationsunterrichts habe ich beispielsweise sehr gut in Erinnerung. Es ging selten um das was in der Bibel steht, sondern sie wurde eher noch hinterfragt. Was sehr interessant war.
Und auf meinen beiden Konfirmationsfahrten fand ich jedes Mal eine neue Freundin und habe deshalb ständig bei den Mädels im Zimmer übernachtet. Wenn ich dann morgens wieder in das Jungsgebäude rüber schlich, wurde ich immer lachend von Pastor und Betreuern begrüßt.
Das da niemals jemand etwas gegen gesagt hat war schon ziemlich cool. Und das ist lange her!
Auf der Konfirmation meines Patenkindes vor ein paar Jahren dachte ich dagegen: "Meine Güte, was redet der denn da? Das interessiert doch die 14 jährigen nicht." Da ist es dann auch kein Wunder, dass die gleich danach austreten.
Mal ganz zu schweigen von der Hochzeit eines anderen, ebenfalls evangelischen, Freundes vor ein paar Jahren.
Was da gepredigt wurde war so derart wirr und unerträglich, dass ich irgendwann wortlos ging und beschloss nie wieder an so etwas teilzunehmen.

***Diese Nachricht wurde von Carnivore am 28.06.2020 11:06 bearbeitet.***
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