rademacher returns  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 18.04.2020 22:56 Uhr
Thema: Underwater - oder "Heilige Scheisse, Maria und Josef!" Antwort auf: Stream, Kino, BR, DVD, TV - Ihr seht, was so kommt! von Don Cosmo
Der eine oder andere von Euch dürfte von Underwater schon gehört haben. Diesem laut Kritikern und Publikum (grotten)schlechten Unterwasser(duh!)film von Fox mit Kristen "Woodplank" Steward in der Hauptrolle. Ihr könnt Euch nach dieser Einleitung also meine Überraschung vorstellen, als ich mich nach rund neunzig Minuten selbst sagen hörte "Amerika, fuck yeah, das war einer der spannensten wenn nicht sogar besten Action-SciFi-Movies der letzten Jahre.".

Die Grundstory ist schnell erzählt: in einer riesigen Bohrstation am Grunde des Marianengrabens läuft alles schwer aus dem Ruder und ein kleines Grüppchen Überlebender versucht verzweifelt dem Chaos und der tödlichen Umgebung zu entkommen. Und dann ist da noch etwas anderes, fremdes in der Dunkelheit. Im Prinzip also ein Klon aus Abyss (Umgebung, Isolation der Protagonisten) und Aliens (Klaustrophobische Umgebungen, ein unsichtbarer Gegner in der Dunkelheit) - aber eben sehr gekonnt geklont und umgesetzt, mit hoher Production Value und alles an Props schön abgenutzt und/oder glaubhaft dargestellt.

Der Film besitzt sogar die Eier - obwohl ich ja argwöhne, dass dies eher einem Schneidebefehl des Studios zu verdanken ist, so unglaublich finde ich diesen Einstieg immer noch - den Zuschauer praktisch direkt in das Chaos zu werfen. Keine große Exposition (außer ein paar Schlagwörtern in den Introcredits), kein großes Charakterbuilding (quasi doing on the job; und das klappt hier mMn genau so gut wie in den beiden großem Vorbildern), sondern quasi von null auf hundert in zwei Minuten. Die ersten dreizig Minuten sind eine wahre Tour de Force für die Fingernägel, die nächsten dreizig nimmt man dann aus Not die Fußnägel zu Hilfe und die letzten dreizig Minuten "beruhigt" sich das Ganze dann wieder etwas, während man auf das Finale zusteuert. Und was für ein Finale das ist. Kann man durchaus spinnert oder goofy nennen, kann man aber auch mit einem satten, fetten Grinsen von Ohr zu Ohr quittieren.

Noch ein Wort zu Madame Holzplanke. Ich halte Kristen Steward für eine recht limitierte Schauspielerin, die aber im Rahmen Ihrer Möglichkeiten einen Film durchaus tragen, wenn ihr das Drehbuch nicht zuviel abverlangt. Ich vermag nicht zu sagen, ob Underwater nun "perfekt" für Sie war (dafür müsste man wissen, wieviel Material auf dem Boden des Schneideraums liegengeblieben ist), aber in allen Szenen in denen Sie Angst, Panik, Hoffnungslosigkeit, Schock oder Reaktionen auf andere Extremsituationen zeigen musste, war sie absolut glaubwürdig (um nicht zu sagen großartig) und definitv eine Bereicherung. Will sagen, Sie ist kein Grund diesen Film zu meiden.

Have fun, 'cause I sure had.
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