Carnivore  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 05.04.2020 14:34 Uhr
Thema: Re:Wenn es denn nur die Jungen wären. Antwort auf: Re:Wenn es denn nur die Jungen wären. von dixip
>>Schön dass du jetzt auch das sagst und nicht den Hardliner heraushängen lässt, wie in gewissen anderen Ecken des Internets immer deutlicher wird.
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>Ich mag mich manchmal auch zu deutlich gegen ein Rausgehen ausgesprochen haben, z.B. als im Maniac jmd aus Flensburg gefragt hat, ob 30km an die Nordsee fahren darf, um dort Rad zu fahren. Da ist meine Meinung klar: NÖ, ist nicht in Ordnung.
>Und auch jede Form von Party ist nicht in Ordnung, jeweils bezogen auf die Idee, die wir momentan verfolgen. Unabhängig vom jeweiligen Ansteckungs-/Verbreitungsrisiko geht es da ja auch um den gemeinsamen Ansatz als Gesellschaft, mit Stay-at-home. D.h. nur rausgehen, wenn man muss, nicht zum Spaß. Dazu unten mehr.
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>>Da gibt es selbsternannte Instanzen von Moral und Vernunft, die ernsthaft behaupten, das Niemand abseits von Einkaufen und Arbeit einen Grund habe, raus zu gehen.
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>Das sind die offensichtlichen, triftigen Gründe, die jeden treffen. Alles andere ist dann dem persönlichen Umfeld, der eigenen Situation und der eigenen Psyche geschuldet. Brauche ich Sport als Ausgleich, zum abschalten, zur Erhaltung der Fitness oder ist das Freizeitvergnügen? Bei Radfahren, spazieren gehen das Gleiche. Brauch ich das für meine psychische Gesundheit oder will ich das einfach machen, weil mir langweilig ist oder weil die Sonne scheint?
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>Kann man natürlich nicht immer so klar ziehen, die Grenze, aber das ist imo die Fragestellung, der man sich stellen kann. Spielplätze sind ja z.B. auch nicht zum Spaß geschlossen, obwohl Kinder sich sicher am wenisten zusammenreißen können und am ehesten nach draußen MÜSSEN.
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>>In harten Zeiten zeigen sich von Menschen die wahren Eigenschaften, welche ansonsten schön kaschiert werden.
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>yup, hab mich über die Blockwarte, Denunzianten,... ja auch schon aufgeregt. Ein Bekannter hatte das erzählt, dass seine Nichte auch Besuch von der Polizei hatte wegen Verdacht auf Party. Da hatten auf dem Nachbargrundstück mehrere Kinder im Garten gespielt.... *kopfschüttel*
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>>Die soziale Isolation nagt mittlerweile spürbar an mir, und das tägliche Rausgehen ist im doppelten Sinne des Wortes der einzige Lichtblick zur Zeit. Das lasse ich mir nicht nehmen.
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>Sorry, so wie Du das schreibst, und das glaube ich Dir sofort, wäre es ja absoluter Wahnsinn, wenn Du das nicht machen würdest. Es gibt genug Menschen, die es in ihrer Wohnung nicht aushalten. Eben deshalb gibt es ja KEIN Ausgangsverbot.
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>Warum ich nicht komplett dagegen bin und Carni wahrscheinlich genauso, sind eben die Menschen, die einfach noch extrem in ihrem normalen Verhalten verharren, gerade die Elterngeneration. Da wäre die Ansage eine Ausgangsverbots schon deutlicher. Und ja, im üblichen Stammtischgequatsche vergisst man dann, sofern nicht selbst betroffen, die Leute, die darunter massiv leiden würden.
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Ich bin nicht dagegen, dass Leute raus gehen. Das mache ich ja auch.
Und das man nicht mehr raus gehen darf würde auch eine Ausgangsbeschränkung nicht bedeuten.
[https://www.br.de/nachrichten/bayern/faq-zur-ausgangsbeschraenkung-was-darf-ich-eigentlich-noch,Rtr4ysk]
Ich finde es nur nicht vernünftig, dass einige Leute bis zu 50 Kilometer weit fahren, nur um sich dann an Orten aufzuhalten, wo immer alle hin wollen.

Wobei es bei einigen sicherlich auch da wo sie wohnen schwierig ist sich draußen aus dem Weg zu gehen. Mir fallen da in Hamburg spontan ein paar Ecken ein.
Ist `ne knifflige Situation.
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>>Darf ich fragen, ob du allein in der Wohnung lebst, oder mit Mitbewohner?
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>allein in der Wohnung, aber 2-Familien-Haus, Eltern unten drunter, mit täglichem, persönlichen Kontakt. Arbeiten tue ich auch noch in der Firma, FR war 1.Tag zu Hause wegen Kurzarbeit. Dazu halt mal mit Nachbarn quatschen (draußen, 3+m Abstand), sonst Telefon, Chat, WhatsApp für Kontakt nach draußen. Dazu eh ein introvertierter Eigenbrödler...
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>>Ich lebe wie gesagt allein. Obwohl ich normalerweise ein ziemlich glücklicher Single bin und weit entfernt davon, ein "Incel" zu sein, ist die aktuelle Situation mental extrem belastend.
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>... und trotzdem hatte ich vor ~2 Wochen auch eine Phase der Lustlosigkeit. Ich würde nicht von depressiver Stimmung sprechen, das wäre übertrieben, aber so etwas in die Richtung. Und ich bin nicht wirklich deppressiv. So etwas hatte ich in der Pubertät, aber seitdem kenne ich mich eigentlich nur noch als Optimist.
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>>Aber mit dem Finger auf andere zu zeigen, welche sich in der persönlichen und gesundheitlichen Situation dieses Luxus nicht leisten können, ist hochgradig asozial und ich habe für diesen zynischen Standpunkt nichts als Verachtung übrig - und zwar exakt deshalb, weil dieser Standpunkt mich als Mensch ebenso verachtet.
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>Was halt schwierig ist, wenn man sich nicht die Standpunkte unterschiedlicher Charaktere anhört, nur von außen das Verhalten der Leute zu bewerten. Es laufen viele draußen rum: Einige zum einkaufen, einige, weil sie frische Luft brauchen, einige, weil sie die Situation ignorieren. Keiner verhält sich da jetzt konform im eigentlichen Sinne, aber die eine Gruppe hat sehr gute Gründe, die jeder nachvollziehen kann, eine Gruppe hat auch sehr gute Gründe, für die man sich aber empathisch auf die Gruppe einlassen muss, und eine letzte Gruppe verhält sich tatsächlich asozial.
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>Beim einkaufen mag der eine übervolle Einkaufswagen hamstern sein, der nächste übervolle Einkaufswagen ist aber der normale Großeinkauf für Familie + Einkauf für die Eltern. Schief angeguckt werden beide.
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>Der Deutsche und seine Vorschriften, das ist natürlich ein spezielles Verhältnis (siehe Rechthaberei im Straßenverkehr), aber ich versuche in der Krise jetzt halt möglichst offen und entgegenkommend zu sein, inkl. der Leute, die mit dem Finger auf andere zeigen. Ich hoffe, sie sind nicht charakterlich so minderbemittelt, dass sie das wirklich ernsthaft meinen, sondern sind ebenso überfordert und bemüht, sich aktuell richtig zu verhalten und sehen im vermeintlichen Fehlverhalten dann in der Tat eine Gefährdung anderer, was sie ermuntert, darauf hinzuweisen. Aufregen sollte man sich momentan nicht zu sehr über andere Leute!
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