Fuse  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 22.01.2020 14:51 Uhr
Thema: 3/10 Rant Antwort auf: The Witcher - Netflix von Carnivore
Die Serie hat mich die Tage doch noch etwas beschäftigt und ich hab für mich konkretisiert, was mich alles stört. Und gemerkt, das mich eigentlich VIEL zu viel stört und positive Aspekte eine seltene Randerscheinung sind. Je länger ich darüber nachdenke, umso mehr ärgert mich diese Serie.

Selbst als Kenner der Bücher sind die Sprünge in der Erzählung absurd. Die Serie versagt komplett darin, irgendeine Form von Scope, Raum und Zeit zu vermitteln. Setpieces werden ohne jedes bisschen Verbindung allein in den Raum gestellt. Es gibt eine Lösung, die uralt und vielleicht faul wirkt, hier aber Wunder getan hätte: wie wäre es mit schlichten Zeiteinblendungen gewesen? Nein? Warum?
Geschichten aus dem Buch verkommen zu belanglosen Handlungsfetzen, denen Bedeutung oder Wirkung fehlt. Oft einfach beides.

Was auch nicht hilft: Auch wenn es schwankt und einiges okay bis sogar gut aussieht, sind die meisten Setpieces filmisch wirklich schlimm eingefangen.

Dazu die Figuren... Gott hilf mir.
Es gibt einen unglaublich breiten Cast an Nebenfiguren, die nicht eine Jota Kontur haben.
Mit viel Glück gibt es mal 2 Minuten Dialog, die Hintergründe und Motive beleuchten. Wenn man schon nicht die Kohle hat, es gut aussehen zu lassen, hätte man über das Regie und Writing vieles retten MÜSSEN. Bei der Serie ist das Gegenteil der Fall.

Yennefer? Fand ich anfangs aufgrund der Origin-Story interessant, in ihrer finalen Form aber komplett daneben. Sieht aus wie ein Klischee-Blondchen aus Beverly Hills. So kleidet, schminkt, bewegt und (vor allem!) verhält sich sich auch. Was zum Geier soll das?

Gerral? ist in der Serie noch erratischer als er (eh schon) ist und existiert quasi allein als Fanservice an die Gamer. Hat ein paar Sätze, die klug klingen sollen, aber einfach nur dumm sind.

Tris? Staffage. (Wie so viele Figuren hat sie in der Staffel keine wirklich Funktion, außer um des Namens willen zu exsitieren.)

... oh. DAS ist Yarpen?
Hahhahahahaha.
Haahaha.
HA!
*leises weinen*

In dem Zusammenhang kurze Notizen zu den Völkern:
- Es gibt also keine Zwerge, dafür aber Lilliputaner. Top! >_>
- Dryaden: #WTFU
- Skellige? Cosplay-Wikinger auf einer beliebigen Convention sehen interessanter aus.

Bei den Figuren ist es einfacher, man beschränkt sich auf die positiven Ausnahmen:
- Tissaia: Hat die Art Ausstrahlung, Grazie und Charakter, die der Figur angemessen ist. Top cast, tatsächlich vollends überzeugend. Hat die Serie gerade im Rückblick für mich mitgetragen. True Story.
- Fringilla: Funktioniert aufgrund der Schlichtheit ihrer Motive. Die muss man nicht groß erklären, tut es dennoch mit ein paar Einstellungen absolut ausreichend und sie funktioniert als Antagonistin. Mehr oder weniger subtile Wut, Entschlossenheit und eine Prise Grausamkeit strahlt sie mehr aus, als ich es Yennefer hier jemals zutrauen würde.

Sind wir bald fertig?
BALD!
Denn auch die Kostüme sind oftmals furchtbar unpassend. Die Krönung ist die Rüstung der Nilfgarder.
"Aber die sieht doch nicht schlecht aus?!"
Wie selbst in der Serie gesagt wird(!), steht Nilfgard für einen schlichten Look. Bei den Magiern passt es dann sogar halbwegs. Bei der Rüstung der Krieger wiederum hat jeder noch so unbedeutende Speerträger eine verdammte Vollmetallrüstung mit wurzelartigen Verzierungen über die gesamte Fläche. /facepalm
Das mag kleinlich klingen, zeugt aber im Wesentlichen und exemplarisch vor allem von der Lieblosigkeit und Ignoranz, die der Vorlage hier widerfährt.

Witcher ist keine Serie für Gamer, keine für Bücherkenner, und am allerwenigsten eine für Leute, denen die Welt fremd ist.

Das die Serie von enigen auch nur in die Nähe von GoT gerückt wird, ist schlicht absurd.

Fucking Hodor hat mehr Tiefe, als 95% des Witcher Casts.

***Diese Nachricht wurde von Fuse am 22.01.2020 14:56 bearbeitet.***
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