membran  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 29.11.2019 11:18 Uhr
Thema: Bildzeitung nach wie vor superzuverlässig in der Berichterstattung Antwort auf: Die News - Botschaften aus der gestrigen Zukunft: von Don Cosmo
Aus der Rubrik "news at eleven" -

[https://bildblog.de/116444/bild-de-laesst-schlafenden-mann-widerstand-leisten/]

Bild-Meldung:

Zuführdienst rief Polizei - Mann verschanzte sich in Wohnung
Am Vormittag hat sich in einem Mehrfamilienhaus mit sechs Stockwerken ein junger Mann in seiner Wohnung verschanzt, der vom Zuführdienst des Bezirksamts Altona abgeholt und in eine Psychiatrie gebracht werden sollte. Weil die Mitarbeiter des Bezirksamts Altona an der Wohnungstür abgewiesen wurden, riefen sie die Polizei. Diese rückte mit einem Hundeführer, Schutzschildern und einer Ramme an, stürmte die Wohnung. Um kurz nach 11 Uhr nehmen die Beamten den renitenten Mann dann fest.


Was wirklich passierte:

In einer früheren Version muss der Beitrag noch eine Spur mehr Drama geboten haben, zumindest in der Dachzeile. Denn in der URL des Artikels steht noch immer, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bezirksamts sogar das SEK riefen.

Doch auch ohne Spezialeinsatzkommando enthalte der Text „mehrere grobe Fehler“, wie uns Sebastian Schilling sagt, der als zuständiger Betreuer des Betroffenen „an der Planung und Durchführung des Einsatzes beteiligt“ war: „Zunächst ist die Überschrift fehlerhaft“, so Schilling. Der Mann habe sich nicht in seiner Wohnung verschanzt, „vielmehr schlief er auf der Couch im Wohnzimmer“, als die Polizei die Wohnung betrat. Den Zugang zur Wohnung hätten sich die Beamten auch nicht mit einer Ramme verschafft — die sie zwar vorsorglich dabei hatten, aber nicht einsetzten –, sondern ganz normal mit einem Schlüssel, den Schilling den Beamten vorher ausgehändigt habe. Daher sei auch die Behauptung, die Wohnung sei gestürmt worden, „zumindest eine Übertreibung“. Außerdem sei der Mann nicht renitent gewesen, so Schilling, „er verhielt sich, nachdem er von den Beamten geweckt und für den Transport ins Krankenhaus vorbereitet worden war, sogar ziemlich freundlich und kooperativ“. Und überhaupt: Dass der Zuführdienst des Bezirksamts an der Wohnungstür abgewiesen worden sei und dann die Polizei gerufen habe, stimme auch nicht. Polizei, Zuführdienst und Schilling hätten sich morgens in der Polizeiwache getroffen und seien dann gemeinsam zur Wohnung gefahren. Die Polizisten hätten dann direkt und ohne vorheriges Klingeln die Wohnung aufgeschlossen und betreten.
Wir haben bei der Polizei Hamburg nachgefragt. Die bestätigte all diese Angaben.
< Auf diese Nachricht antworten >