turzilla  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 26.10.2019 08:47 Uhr
Thema: Re:Einser vor Zehnern Antwort auf: Re:Einser vor Zehnern von PUH
>>Dann müßte aber tatsächlich generell jeder, der ein allgemeines Abitur macht, auch studieren. Tatsächlich quellen die Gymnasien hierzulande über, weil alles andere als Abitur nicht mehr "in Frage kommt".
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>Das ist wirklich ein merkwürdiger Effekt, aber eine andere Frage. Zudem ist es bald so, dass außer studieren nichts anderes mehr in Frage kommt, was NOCH schräger ist.


Der Effekt ist nicht merkwürdig, sondern das Ergebnis davon, dass man mit ehrlichen, hadwerklichen Berufen einfach nicht mehr genug Achtung in der Gesellschaft verdienen kann.  

>Überhaupt klingt das so, als wäre ein Haupt- oder Realschüler kein kompetenter und aufgeklärter Bürger, nur weil er keine zweite Fremdsprache gelernt hat.
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>Ja das klingt immer so, kann man wohl kaum vermeiden, und zum Teil sehe ich das auch so. Aber "alles was nicht unmittelbar gebraucht wird, sollte nicht gelernt werden" klingt ja auch nach "ich mag einfach keine Akademiker" oder so.


Akademiker kannst du auch ohne zweite Fremdsprache werden. Hauptschule-Mittlere Reife-Fachhochschule-Studium. Ohne Probleme. Es gibt meiner Meinung nach mit 10-11 Jahren mittlerweile einfach Wichtigeres zu lernen als eine zweite Fremdsprache, auch, oder gerade wenn man später studieren möchte. Medienkompetenz beispielsweise.

>Ich finde es schade, wenn sich da so zwei Lager bilden würden.

Diese Lager gibt es doch schon lange. Was glaubst du, warum hier die Gymnasien überquellen und eine Hauptschule nach der anderen dicht macht? Mir gegenüber sagte mal eine Hausaufgabenbetreuerin über ein Kind: "Der Paul ist ja so dumm, der kann höchstens mal Maurer werden."

>Die Frage ist doch nicht, ob in dem System nicht viel schief geht (der emissionslose Autoantrieb) oder dass man sagt aus "kein Französisch" folgt unmittelbar "blöd". Sondern vielmehr, ob man den Wert von nicht unmittelbar praxisrelevanten Themen kategorisch ablehnt. Grade wenn mandie Wahl hat, wie man nem Kind was schmackhaft macht. Und da halte ich "das braucht man nicht" für keine gute Strategie. "Das ist aber zu praktisch/handwerklich" natürlich auch nicht.

Nein, ich lehne das nicht kategorisch ab, mich ärgert ja, dass man diese Wahl eben nicht hat! Wobei ich nochmal betone, dass man die zweite Fremdsprache nicht in allen Bundesländern "braucht" um ein allgemeines Abitur zu machen. Nur darauf bezieht sich mein Argument hier etwas "Unnnötiges" lernen zu müssen.

>Man könnt fast meinen du hast was gegen Französisch )
>Französisch lernen ist doch auch Praxis. Lernen ist generell Praxis. Das braucht man jeden Tag. Lifelong learning Blabla, bisschen was ist schon dran find ich. Und ne Sprache: Bei uns wird Englisch als Unternehmenssprache eingeführt. Und da merkt man schon, wer im Sprachenlernen wenig Erfahrung hat. Das ist für die ein großer praktischer(!) Nachteil. Die ganze Lernsituation überfordert die.


Ja, natürlich überfordert das manche. Aber die Fähigkeit eine Sprache leicht zu lernen hat man eben, oder auch nicht. Zwei Fremdsprachen zu lernen macht das aber nicht besser oder schlechter. Das ist für mich ein wenig so, als würde man Mathe oder Deutsch in zwei Fächer aufteilen.

>>Für mich vermittelt reines Einpauken halt keine Kompetenzen. Unser Klassenprimus hatte zwar lauter Einsen und Zweien, wohnt aber heute noch bei Mama, dabei ist er eigentlich gar nicht so häßlich. Aber gut.
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>Ist doch schlau Einpauken ist ja auch nicht das Thema.


Ja, doch. Oft ist es eben so, dass Kinder die leicht lernen einen Vorteil gegenüber denen haben, die sich etwas schwer tun, oder keine Zeit haben, das Gelernte zu hinterfragen und dabei ins Stocken kommen. Ich bin halt der Meinung, dass dieses frühes Einteilen der Kinder nach diesem Schema ein Fehler ist. Intellekt geht nicht immer mit leichtem Lernen einher und diesen Leuten Steine in den Weg zu schmeißen wo es nur geht, ist schade. "Nur die Harten kommen in den Garten"! Ja. Aber da stehen auch schon hundert Schwachköpfe, die einfach Glück hatten. Sieht man ja an unseren Politikern.
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