membran  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 19.11.2018 23:56 Uhr
Thema: Gerade Fantastics Beasts 2 gesehen. Antwort auf: Panavision = 2.35:1 anamorphotisches Großbildformat von Knut
Absolute Katastrophe, der Film. Als ich die schlecht inszenierte, weil kaum nachvollziehbare Eröffnungsactionszene (nachts bei peitschendem Regen, viele Schnitte) hinter mich gebracht hatte, flüsterte ich der Holden zu - "Na, das kann ja was werden. Hoffentlich besser". Es wurde nicht besser. Stattdessen musste ich nach hinten raus mehrfach beherrschen, "was für ein Scheiß" nicht allzu laut zu sagen.

Zwischendurch waren wir uns nicht ganz sicher, warum der Untertitel "Crimes of Grindelwald" lautet. Soviele Crimes begeht der nämlich gar nicht. Überhaupt kommt der in weiten Teilen des Films gar nicht vor, ebensowenig wie Dumbledore. Davon ab - ganz ehrlich hätte als Untertitel "Lindenstraße" in einigen der Soap-Opera-artigen Szenen besser gepasst (inklusive der Lindenstraßen-Cliffhanger Mucke!).

Eine superverwirrende, verworrende und bescheuerte Story. Es ist wirklich teils sehr schwierig, den verschiedenen Handlungssträngen zu folgen - es sind eine ganze Menge insgesamt, aber so gut wie keinen würde ich als interessant bezeichnen. Der Plot mäandert umher und generell nur als ziellos zu bezeichnen. Einige Stränge versanden ohne Auflösung, manch andere ergeben gar keinen Sinn (u.a. einer der *zentralen* Handlungstränge).  Haarsträubende Entscheidungen darüber, was an langweiligen Kack gezeigt wurde und was an Interessantem nicht. Nicht nur sieht man ein paar Dinge nicht, die eben zwischen den Filmen passiert sind (und die ich vermutlicher interessanter gefunden hätte als das Gebotene), es dreht teils viele Charakterentwicklungen und -konstellationen des Erstlings einfach wieder zurück, und das nicht gerade elegant. Ein absolut verkorkstes Ensemble, was zu keinem Zeitpunkt miteinander harmorniert - nichtmal die Charaktere, die das im Vorgänger noch sehr wohl taten.

Mich hat's auch zunehmend genervt, wie planlos sie mit ihrer Wizarding World umgehen. In den Potter-Büchern wurde es immer betont, wie planlos Zauberer sind, wenn es um Muggle-Kleidung geht; da wird ein Damenkleid als normale Herrengarderobe verstanden. Hier in diesem Film rennen alle Wizard in feinstem Zwirn superstylish durch die Gegend, mit Weste, Hemd, Krawatte, Hosenträgern, Hose und Melone. Ein paar der Nebencharaktere haben sehr moderne Haarschnitte. Roben? Spitze Hüte? Fehlanzeige. Ich weiß nicht, ich find's lame, vor allem vor dem Hintergrund dieser Fantastic Beast Reihe, der ja ein möglicher Krieg zwischen Wizards und Muggles sein soll. Hier war ich mir an vielen Stellen im Film nicht sicher, ob bei Actionsequenzen die Leute im Hintergrund nun Zauberer waren oder nicht. Vielleicht ist das ja Absicht und die Message, dass alle gleich aussehen. Oder halt nur lazy. Ich meine, fuck, man gucke sich den Nebenknecht hier an - [https://vignette.wikia.nocookie.net/harrypotter/images/f/ff/Theseus-Scamander.jpg/revision/latest?cb=20180816215834&path-prefix=de], das ist ein Wizard, anno 1927, mit vermutlich damals typisch stylisher Frisur. Ok.

Jedenfalls: Zu viele Charaktere, kein roter Handlungsfaden, kein erkennbarer Charakter- oder Spannungsbogen - und wenn zwei Charaktere dann mal eine gewichtige Entscheidung treffen, wirkt das auf den Zuschauer wie aus dem Nichts, weil den meisten Charakteren dennoch kaum Zeit zugestanden wurde. Dazu klobige, expositorische Dialoge. Bizarre Flashbacks (inklusive einem, wenn ich das richtig mitgeschnitten habe, auf die Titanic!). Szenen, die im Sande verlaufen und einen kopfschüttelnd darüber zurück lassen, was das nun sollte. Der Film plätschert so vor sich hin, bis einem eine Actionsequenz aus dem Dämmerzustand weckt. Der Film ist über weite Strecken hinweg schlicht so langweilig, so belanglos, dass ich mit dem bewussten Einpennen im Kinosessel kokettiert habe. Kurz vor Schluss habe ich sogar mit dem Gedanken gespielt, vorzeitig den Kinosaal zu verlassen - was mir noch nie vorher bei einem anderen Film in den Sinn kam. Und hätte ich es getan - ich hätte nichts verpasst, denn das Finale ist wirklich bemerkenswert schlecht inszeniert. Das würde ich zwar gerne weiter ausführen, aber das ginge leider nicht ohne Spoiler. Aber es ist schon superseltsam, wie alle möglichen Charaktere an diesem einen Ort zusammenfinden, dort dann ein paar Reveals und Flashbacks um das Lagerfeuer austauschen (das ist der lindenstraßigste Teil des Films) und dann *buchstäblich* durch die nächste Tür gehen und dort dann Bossfight Time mit 500 Zuschauern angesagt ist.

Der Film trieft zudem vor Fanservice. So gut wie alles, was man aus den Potter Büchern/Filmen kannte, musste irgendwie rein. Und es müssen so viele Verbindungen zum Potter-verse wie  möglich hergestellt werden. Das Star Wars Syndrom: Alle sind miteinander verwandt oder bekannt und diverse Nebencharaktere aus den Potterbüchern werden hier wie die Sau durchs Dorf getrieben. Selbst, man verzeihe mir den geringen Spoiler, aber es illustiert meinen Punkt ganz gut - die fucking Schlange von You-Know-Who, hier noch in ihrer ursprünglichen Form als geiler Asia-Hase mit tiefem Ausschnitt.

Die Holde meinte: "Das kam mir gar nicht wie ein Film vor. Mehr wie ein lose Abfolge von Szenen, die nichts miteinander zu tun haben."

2/5.

(Ich bin gar versucht, tiefer zu gehen, aber dafür sind die Effekte und die Leistungen der einzelnen Schauspieler zu gut. Aber die Story / das Editing sind, wie eingangs erwähnt, eine absolute Katastrophe. Ich mochte den ersten Fantastic Beasts und ich mochte grundsätzlich die Potter-Filme. Crimes of Grindelwald ist der schlechteste Film von allen.)

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***Diese Nachricht wurde von membran am 20.11.2018 02:39 bearbeitet.***
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