membran  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 17.10.2018 16:57 Uhr
Thema: Billig ist da eher ungeil Antwort auf: Drohnenkauf - go big or go home? von Don Cosmo
Ähnliche Überlegungen hatte ich auch und mal drüben angefragt, von den Drohnenspezies dort kam direkt die Ansage, dass alles unter ein paar Hundert Euro halt Spielzeug wäre und sie allein für die Funke schon dreistellig veranschlagen würden. Wie lange du damit Spaß hast, Verwendung, Motive, Bock und ob du dich in Videoschnitt einarbeiten willst (die Bauern nehmen DaVinci Resolve, alle anderen wohl FinalCut), das kannst nur du für dich beantworten. Zudem musst du dich auch noch generell in Video- und oder Photosettings einlesen (wobei du dich da ja schon auskennst iirc) und auch die Quirks deiner gewählten Drohne im Blick behalten (Softwareupdates, Bugs + Glitches bei Smartphone App oder Firmware Funke und Drohne). Ich bin anfangs fast jeden Tag los und nun nur noch alle paar Wochen, aber das ist wohl normal für mich, ich bin etwa nomadisch in meinen Hobbies und ich hab hier nicht nur wenig coole Motive vor der Tür, sondern bin auch faul wie Sau. Wenn du Bergausblicke hast und sowieso schon ein Wandersmann, macht's bei dir auf jeden Fall mehr Sinn als bei mir.

Ist natürlich ein nettes High Tech Spielzeug, GPS und 4K Kamera und Gestensteuerung etc pp. Natürlich fliegt die Angst auch immer mit; du hast da ein paar Hundert Euro am Himmel und ein Absturz, "Flyaway", verplant-falsche Einstellungen (Return to Home Altitude nur auf 30m eingestellt, aber viel höheres im Weg) oder auch ein Flug über Wasser (fließendes Wasser stört nicht nur die WLAN Verbindung, die auf den Boden gerichteten Sensoren erkennen da teils bei klarem Wasser nicht, dass da Boden ist oder kommen wegen der Reflexionen durcheinander, leiten dann im Worst Case eine automatische Landung ein, die man dann mit entsprechender Reaktionsschnelligkeit abbrechen muss) kann entsprechend enden und einem gehörig die Laune verhageln. Bei mir ging's bislang immer gut, toi toi toi.

Der Reiz, wie du ja selber schon angemerkt hast, ist dann schnell das Filmen / Fotografieren. Das Fliegen selber ist etwas langweilig nach kurzer Zeit, aber das liegt daran, dass die Dinger dank 12-fachen GPS Lock und automatischen Windausgleich wie in den Himmel genagelt sind. Das grundsätzliche Steuern ist supergutmütig. Knifflig und anspruchsvoll wirds, wenn man zig Achsen plus Kamerawinkel gleichzeitig und sauber verändern will, ohne dass die Kamerafahrt ruppig wird. Also leichter Sinkflug, leichte Drehung nach Links aber dennoch nach rechts strafend, während die Kamera sich nach unten dreht. Ich gucke da mittlerweile überhaupt nicht mehr in den Himmel, das passiert alles komplett per Blick auf den Videofeed und die eingeblendeten Höhen-Infos, ist ein wenig wie ein Videospiel. Das ständige Hin- und Hergucke zwischen Smartphone und Himmel stört nicht nur beim Ausführen von sauberen Fahrten, man braucht meist eh locker 5 bis 10 Sekunden, um das Ding am Himmel überhaupt wieder zu sichten.

>Ich hab nach dem Video von membran letztens wieder den Gedanken an einen Drohnenkauf stärker durchgespielt. Ich besitze eine Private Haftpflichtversicherung, welche den Betrieb der angestrebten Drohne als Risiko umfassen würde, insofern gibt es da keine Probleme.

Lies dich da auf jeden Fall nochmal genauer ein, was du darfst und was nicht. Ist alles sehr viel nerviger und restriktiver, als man zuerst denkt. Du musst ein feuerfestes "Drohnenkennzeichen" anbringen mit deinem Namen und Anschrift, du musst beim Drohnenfliegen immer deine Haftpflicht nachweisen können (Dokument auf Handy reicht wohl) und die Haftpflichtversicherungen machen noch einen Unterschied bei Feinheiten wie Fremdsteuerer ("hey, darf ich auch mal?") und autonomen Flug (viele Drohnen haben intelligente Follow Me Modi, die du sicherlich mal irgendwann nutzen willst). Und dann gibt es einen ganzen Kladderaratsch an Flugbestimmungen. Die Faustregel lautet: Wo es interessant wäre, da darf man eigentlich nicht fliegen. Siehe [https://map2fly.flynex.de/] und ja, du musst in den Layern noch "sonstige Schutzgebiete" anmachen. Bundestraßen, Krankenhäuser, Wohngebiete, Stromleitungen, Tierschutzgebiete - das ist alles nachvollziehbar und ok. Aber dein liebster Feind werden Landschaftsschutzgebiete sein, die nicht zum Tierschutz, sondern mehr zum Landschaftsbild- und Erholungsschutz dienen, die irgendwie 33% der Fläche ausmachen (kommen auch regelmäßig neue hinzu) und wo Drohnenflug grundsätzlich erlaubt ist, es sei denn, die zuständige Gemeinde hat es in der Verordnung untersagt. Oder es war letztes Jahr noch erlaubt, aber in der aktuellen Satzung eben nicht mehr. Man darf dann auf verstaubten Amts-Webseiten eben diese Satzungen suchen und dazu gleich noch die low-res pdfs, wo auf Karten, die aussehen, als wäre bei der Hälfte die schwarze Farbe ausgegangen, überhaupt die Grenzen der eigentlichen Landschaftsschutzgebiete liegen. Und es gibt nicht nur ein LGS pro Landkreis, es gibt Dutzende. Mit unterschiedlichen Bestimmungen.

Oder die Bundesswasserstraßen, sind mit 100m Seitenabstand verboten. Die ganzen großen Flüsse sind Bundeswasserstraßen. Die Nordsee ist Bundeswasserstraße und damit auch der Strand, der innerhalb dieser 100 Seitenabstand liegt.

Natürlich gilt aber auch, wo kein Kläger, da kein Richter. Aber wenn man sich an alles Rechtliche halten will, ist das nicht nur sehr schwierig zu überblicken, sondern schränkt einen so stark ein, dass man es gleich besser lässt. Wenn man abseits von Leuten unterwegs ist, juckt's keinen, so meine Erfahrung.

>Mein Fokus wären natürlich Berge und Seen, insofern hab ich mir die "Anafi" von Parrot rausgesucht, da diese kompakt wie transportabel, leise und gut ausgerüstet für Videos und Bilder ist. Ich würde sie gerne mit nehmen, wenn wir ohnehin zum Wandern unterwegs sind. Kostenpunkt sind 600 Euro, insofern grübele ich hin und her. Eine preiswerte für ~100 kaufen und mit der testen ... wäre vielleicht das sinnvollste, doch das ist nicht meine Art: etwas kaufen, von dem ich weiß, es ist eigentlich nicht das Produkt, welches ich wirklich will.

Zu dieser Parrot Anafi kann ich nichts sagen, kenn mich nur mit denen von DJI ein wenig aus. Auf jeden Fall ist es so, dass du mehr als einen Akku haben willst. Gerade die Akkus von den kleineren Modellen reichen nur 15 bis 20 Minuten (bis 0%) und davon geht direkt anfangs oft ein Teil für erste Settings und Warten auf GPS-Coverage drauf und die Funke fängt bei 30% Restakku an zu fiepen und startet irgendwann Zwangs-Return-To-Home.

Guck dir mal die DJI Spark an, die ist deren Einsteigermodell hat dieses Fly More Bundle (mit drei Akkus) für 600 EUR. Die hat aber iirc "nur" 1080p bei den Videoaufnahmen.

Es ist auch so, dass es immer teurer wird, als man zuerst veranschlagt. Nach kurzer Zeit kaufst du dir dann ND Filteraufsätze für die Drohnenkamera, mehr Akkus, einen Sichtschutz für dein Smartphone, Ersatzpropeller (immer vorher prüfen!), eine HighSpeed Micro SD für 4K Aufnahmen, FinalCutPro, etc pp.

Ich hätt hier noch zwei ältere Videos, vielleicht hilft das bei der Entscheidung. Das erste ist ein Test des automatischen Kreiselmodus, das zweite war mein erster Videoschnittversuch, wo ich dann hinterher viele Stellen gesehen habe, die ich gerne vertauscht oder passender zur Musik geschnitten hätte, aber nie die Muße dazu hatte.

[https://www.youtube.com/watch?v=jJAiC8f0YjA]

[https://www.youtube.com/watch?v=dZgoeAffQns]
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