Link  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 04.06.2018 15:24 Uhr
Thema: Re:Sammelantwort Antwort auf: Re:Sammelantwort von Seriös
Bin mir ehrlich gesagt nicht so sicher, ob Du darauf eine seriöse Antwort erwartest, aber ich probier's trotzdem mal.

>zu 1) nur ist das Internet ein besseres Informtaionssystem

Mag sein, für mich dienen Bücher aber nicht in erster Linie der Information, sondern der Unterhaltung und/oder ästhetischen Erfahrung. Und was den Aspekt der Information angeht - wenn man wirklich tief in ein Thema einsteigen will, wird man kaum an Sach- oder sogar Fachbüchern vorbeikommen. In welcher Form diese dann auch immer vorliegen.

>zu 2) ich fand den Form-Faktor Buch schon immer scheiße, die Römer hatten die richtige Idee mit ihren Schriftrollen. :)

Kann ich schon verstehen, habe neulich zum ersten Mal einen Roman auf E-Reader gelesen und fand es erstaunlich angenehm. Andererseits haben gedruckte Bücher für mich immer noch ihren eigenen Charme. Das ist halt einfach Geschmackssache. Und noch ein Pro-Tipp: Häufig kann man auch die persönliche Beratung in einer Buchhandlung mitnehmen, die Atmosphäre und das Stöbererlebnis, und dann vor Ort oder zumindest über den Online-Auftritt ohne schlechtes Gewissen das E-Book erwerben. Jedenfalls wenn man nicht gerade einen Kindle hat.

>zu 3) Wieso gehts in allen anderen Ländern auch ohne Buchpreisbindung?

Das ist eben die Frage: Geht es wirklich?

Erstmal: Wie sieht es mit der dortigen Buchhandelslandschaft in der Breite aus, also nicht nur beschränkt auf Groß-/Unistädte und touristische Zentren?

Spontan ergoogelt, ohne das ganze Ding gelesen zu haben:

[https://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2011-07/borders-konkurs-barnes-noble]

Das ist, als wäre Hugendubel pleite und Thalia würde wanken. Oder andersrum.

Und ein Zitat daraus:

Nun wird der Druck an die Verlage weitergegeben. "Das shelf life , die Zeit, die ein Buch im Regal auf Käufer wartet, bis wir es zurückschicken, wird immer kürzer", sagt Fuller. Auch würden weniger Bücher pro Titel bestellt. Und bei Bestsellern müssen die Verlage gewaltige Rabatte einräumen. Buchpreisbindung gab es in Amerika nie. "Aber früher war es üblich, dass sich die Händler an den empfohlenen Preis gehalten haben", sagt Fuller. "Heute nicht mehr." Für Barnes & Noble seien nicht nur Amazon ein Problem, sondern auch Ketten wie Wal-Mart und Costco. "Die bieten Massenware billigst an, um Kunden in die Läden zu bringen. Für die sind das Lockvogelangebote — aber für uns ist es das Kerngeschäft."

Klar, das ist nur ein Land, und natürlich müsste man die dortige Lesekultur allgemein berücksichtigen usw., die Zahlen allein würden also nicht mal reichen, da bräuchte es für jedes Land eine ziemlich komplexe Analyse. Aber das sich die Zustände im deutschen Buchhandel ohne Preisbindung verschlechtern würden, das kann mMn als sicher gelten.

Das Gleiche gilt für die Verlagslandschaft - wie sieht es damit in Ländern ohne Preisbindung aus? Wie viele Originaltitel werden pro Einwohnernase übersetzt, wie viel wird übersetzt (in Relation zur Marktgröße)? Auch wieder alles unendlich komplex zu errechnen, und es mag sein, dass eine Aufhebung der Preisbindung den großen Verlagen sogar helfen könnte, weil sie ihre Bestseller dann noch aggressiver pushen könnten. Aber es ginge sicher auf Kosten der Bandbreite in den Programmen.
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