Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 30.05.2018 19:21 Uhr
Thema: Re:Die Buchpreisbindung kann weg Antwort auf: Re:Die Buchpreisbindung kann weg von Seriös
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>>>Die Situation in den Ländern ohne Buchpreisbindung (also
>>>in 196 von 208 Ländern auf der Welt) muss ja furchtbar sein.
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>>Jein, da wär ich vorsichtig. Nicht, dass ich jetzt ne qualifizierte Meinung dazu habe, aber nimm mal Orchester. Deutschland hat mit seinen >100 Sinfonieorchestern
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>Wie wärs mit nur zwei oder drei, die müssen dafür aber hochqualitative Aufzeichnungen von jeder Performance gemeinfrei online verfügbar machen. Hätten die Leute wahrscheinlich wesentlich mehr von und würde einen Bruchteil kosten.


Uuuuuh... also, einerseits gibt es die Rundfunkorchester, andererseits kann selbst ich als Klassik-Banause dir sagen, dass es einen himmelweiten Unterschied gibt zwischen einem Konzert in einem entsprechenden Saal und einer MP3 von, kein Plan, "Konferenz der Tiere" oder so. Auch klassische Musik ist ein lebendiges Medium, es gibt Neuinterpretationen und Sachen, die nur Live zu verwirklichen sind, bspw. Konzerte, in die das Publikum eingebunden wird. Irgendwann ist jedes Notenblatt runtergespielt und jeder Song digitalisiert, aber es wäre doch Quatsch, die Musiker dann alle, nachdem "ihre Arbeit getan" ist, zu Taxifahrern umzuschulen.

Und ich HASSE (!!!) Theater, aber der ganze Gedanke hinter Theater ist, dass es Schauspieler und Publikum in einem physischen Ort vereint. Theater ist, und das kann man sich heute kaum vorstellen, zumindest mir bereitet es richtiggehend physisches Unbehagen, gerade etwas, dass die Präsenz des Publikums anerkennt und damit arbeitet. Etwas, dass bpsw. der Film den Leuten (mir zumindest) gänzlich abtrainiert hat. Und etwas, was bspw. Wrestling für viele so faszinierend macht.

Ich bin ein verfluchter Hikkikomori-Style Shut-In, aber selbst ich bin mir darüber im Klaren, dass live doch immer noch am geilsten ist, und das Autorenlesungen, Kammerkonzerte, einfach das Zusammenkommen von Menschen um den Anlass herum, ein künstlerisches Werk zu genießen, exakt die Definition von lebendig gelebter Kultur ist, die im besten Fall dabei herauskommt, wenn man die Kunst irgendwie fördern will. Man muss den Schaffenden Räume geben und genug Geld zum Leben, um diese Räume mit Ideen zu füllen. Scheiße, jetzt klinge ich wie ein SPD-Kultursenator von 1989 oder so, smh
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