Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 30.05.2018 17:55 Uhr
Thema: Re:Die Buchpreisbindung kann weg Antwort auf: Re:Die Buchpreisbindung kann weg von PUH
>>>Die Frage ist nur, schadet die Aufhebung der Buchpreisbindung überhaupt?
>>
>>Mittelständischen Buchhandlungen würde die Aufhebung zweifellos massiv schaden. Wie sollten die preislich mit Hugendubel, Thalia und Co. konkurrieren können, ganz zu schweigen von Amazon? Die Giganten könnten doch für sich bessere Rabatte aushandeln und damit Bücher zu niedrigeren Preisen anbieten. Das wäre der Tod der vielerorts immer noch einigermaßen intakten Buchhandelslandschaft, die viel zum Kulturleben gerade in kleineren Städten beiträgt. Es wäre ganz bitter.
>
>Da hast du recht. Zumal es total bequem ist, Neu-Bücher beim Buchladen zu bestellen, die kriegt man durch das geile Bestellsystem schneller als bei Amazon.
>Aber wahrscheinlich hast du recht, für wär es doof. Allerdings kann man sich fragen, wieso ausgerechnet Buchhändler geschützt werden sollten und andere, die auch in Konkurrenz zu Amazon stehen, nicht.


Ich wüsste zudem auch nicht, warum kleine Buchhändler (!) mehr für die Kultur tun als Amazon. Diejenigen, die die Kultur schaffen, sind immer noch Autoren. Und obs denen nach einem Ende der Buchpreisbindung besser oder schlechter geht, ist natürlich wayne, weil: Wer gibt einen Fick auf Autoren?

Beim Bundhandel ist es doch so: Es wird immer davon geredet, wie viel tolles Fachpersonal in kleinen Buchhandlungen rumäuft, oder meinetwegen auch bei Hugendubel. Ja und? Die meisten Leute, eigentlich fast alle Leute, brauchen keinen ausstudierten Kenner neuer deutscher Literatur, um das neue Dr. Eckhart von Wichshausen-Buch zu kaufen. Und kleine Buchhandlungen haben nur sehr selten den Luxus, avandtgardistisch und tatsächlich mit einer bestimmten kurativen Agenda anzutreten. Keiner will eine sozialistische Frauenbuchhandlung auf dem Dorf! (Obwohl sie gerade dort Not täte). Die Leute wollten Harry Budder und das neue Buch von Dr. Eckhart von Scheißhausen! Die Verlage, zu deren Hauptgunsten das alles passiert, ist das eh Lachs. Wenn die Leute Schonpenhauer oder Underground-Autoren lesen wollen würden, würden sie die drucken, aber die Leser haben gesprochen, und sie wollen Schwedenkrimis, Minecraft-Romane und Dr. Eckhart von Scheißhausen! Preiswert im Selbstverlag verlegen ist unattraktiv, entweder man verkauft sich unter Wert oder man muss mit seiner Vampir-Fanfiction gegen das Marketingbudget von Dr. Eckhart von Scheißhausen antreten.

Kleine Buchläden mit superkompetentem Fachpersonal haben eine Chance - allerdings in einem Bereich, in dem die Buchpreisbindung ebenfalls nicht greift, nämlich antiquarischen Buchhandlungen. Da werden dann auch die ganzen ausstudierten Germanisten wieder gefordert in ihrer Expertise, wenn sie nicht gerade das literarische Werk von Paluten studiert haben. Das ist dann zwar kein Millionengeschäft, aber hier sehe ich tatsächlich, dass es da eine Bereicherung für die Kulturlandschaft gibt, anstatt dass es ein kleiner Shop ist wo Eltern die Schulbücher für ihre Bratzen ordern und für die Lektüre auf dem Kackstuhl das neuste Buch von Dr. Eckhart von Scheißhausen mitnehmen.

Wie tief verwurzelt die Bedeutung des Handels mit Büchern, gern auch in Relation zum Schreiben von Büchern, besitzt, merkt man ja daran, dass als größtes literarisches Event im Jahr eine Handelsveranstaltung zählt, auf der vor allem irgendwelche ollen Puper rumlaufen und auf wichtig tun, ohne überhaupt irgendwas zu schreiben, sondern nur, geschriebenes zu verkaufen.

Die Buchpreisbindung hat keine Bevölkerung verhindert, die am liebsten Frauenzerstückelstorys aus Skandinavien, Dr. Eckhart von Scheißhausen und die Fernsehzeitung liest und aus "Frust" AfD wählt, noch hat sie den Burger-Dance oder 900 Jahre CDU-Regentschaft verhindert. Dieses Volk wird dumm bleiben, ob man den Vertrieb (!) des geschriebenen Wortes auf sehr überholte Art fördert oder nicht.
< Auf diese Nachricht antworten >