Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 16.05.2018 00:03 Uhr
Thema: Re:Schmadke zu WOB Antwort auf: Re:Schmadke zu WOB von Sascha
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>Gut, lass mich das anders formulieren. Warum holen sich die ganzen hochtrabenden
>Vereine die Reformer ins Haus, wenn da eigentlich niemand bereit ist, diese auch
>mitzutragen. Rhetorische Frage. Da wissen die wahrscheinlich selber nicht.


Da ist was dran. Einfache Antwort: Weil das BWL-Fucker sind, für die ROHE DATEN megaviel zählen, a la "facts don't vare about your feelings". Nur leider ist Fußball nicht zuletzt ein Geschäft mit Emotionen, Versprechen und Hoffnungen, wenn man noch weiter geht wirds noch undefinierbar und man spricht von einem "Gefühl". Die Leute gehen nicht zu Eintracht Braunschweig oder Heimspielen von Waldhof Mannheim, weil sie davon ausgehen, dass sie morgen in der Champions League spielen. So wie Leute auch Fans von Bands bleiben, selbst wenn sie seit dreißig Jahren nur beschissene Platten rausgebracht haben. Fußball ist im Grunde Showgeschäft. Und dann kommt dann so jemand hin wie Kind, der sagt "Wenn ich meinen Verein führe wie ein cooler CEO aus Amerika und Erfolg habe, werden die Leute mich lieben!" und stellt entsprechend Leute ein. Das ist natürlich super dumm. Du musst es machen wie die Baulöwen, die Real mit Kohle vollgepumpt haben; "Ich schmeiße einfach wie ein Irrer Geld auf den Haufen, weil ich einfach geisteskrank für meinen Verein brenne!". Wenn Kühne den Fußball wirklich lieben würde und nicht so ein Alman wäre, der letztenendes doch nochmal das Kleingeld nachzählt um sicherzugehen, dass er für seine 3,50-Brötchen beim Bäcker nicht beschissen würde, wäre der HSV auf einem Level mit Real Madrid.

Du musst, um im Fußball erfolgreich zu sein als Mäzen, komplett jede Grenze der Vernunft fallen lassen und mit kriminellem Impetus Geld rankobern, dass dann komplett in den Verein fließt. Jedes Steuerschlupfloch ausnutzen, jede nötige Muffe schmieren, das volle Programm. Deutsche haben, auch nicht zuletzt wegen dreitausend Jahren Merkel, komplett die Austerity-Pille gefressen und können sich gar nicht mehr vorstellen, wie geil sich das anfühlt und wie viele CL-Titel man gewinnen kann, wenn man sich so absurd überschuldet, dass die einzige Alternative zu einem Government Bailout Bürgerkrieg wäre. Das ist das einzige Geheimnis. Nur gibt es in Deutschland diesen ganzen Plebs, der Wert darauf legt, dass sich ein Normalverdiener einen Stadionbesuch leisten kann und das nicht ausschließlich zwei Vereine (oder einer) die Meisterschaft unter sich austragen. Auf dem Papier funzt das - für Deutschland, als Region, begrenzt. Aber jede Mannschaft, die über fünf Jahre am Stück international spielt, besitzt allein deswegen widerum Deutschland-intern einen Geldcheat.

Ist schwierig, aber in fünfzig Jahren wird man sehen, ob es da überhaupt noch Traditionsvereine gibt oder ein Franchise-System wie in den USA mit ner Europa-Liga, die sich konstant nach Westen und Osten um asiatische und US-Teams ergänzt. Ich bin mir mittlerweile ziemlich sicher, dass es darauf hinauslaufen wird und die Idee einer "Traditionsmannschaft" in spätestens zehn, zwanzig Jahren wenn überhaupt nur belächelt wird. Im Grunde ist das heute ja schon so, aber es sind noch nicht genug clubs aus dieser garde pleite gegangen, um diese Gretchenfrage stellen zu müssen. Das wird aber noch kommen, ob es zwei oder zwanzig Jahre dauert. Vielleicht ist in dreißig Jahren auch die chinesische Liga die attraktivste der Welt. Wer weiß. Bisher hat das Kapital immer schön und zuverlässig den Weg vorgegeben (Auch, wenn die Idee einer internationalen Superstar-Liga bisher sowohl in den USA als auch in Japan krachend scheiterte).
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