Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 06.04.2018 10:51 Uhr
Thema: Re:Der Tim Burton Batman Antwort auf: Re:Der Tim Burton Batman von membran
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>>War doch damals schon Whack, oder? Gibt ja manchmal Filme, die 40-50-60
>>Jahre auf dem Buckel haben, denen sieht man noch an, dass die damals ihrer
>>Zeit voraus waren, aber Batman? Ich weiß nicht. Wobei ich Art und Stil an
>>sich für damalige Verhältnise okay finde.
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>Glaube nicht, dass das damals "Whack" war. Ein paar Szenen wirken halt heute altbacken. Wenn man das im Kontext betrachtet, war das eine überwiegend düstere Comic-Verfilmung (mit entsprechenden Farbtupfern), zu einer Zeit, in der solche Comicverfilmungen - glaube ich - schlicht nicht stattfanden (vielleicht war es auch ein Startschuss für eben solche - ein Jahr später folgte ja z.B. Dick Tracy, der auch so einen ähnlichen Stil hatte: ein seltsamer Mix aus düster, schräg und farbenfroh).
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>In den 80ern gab es iirc nur die immer trashiger werdenden Superman-Fortsetzungen und sonst nicht viel anderes. Und die sahen eben auch dem Charakter entsprechend "hell" aus. Das breite Publikum damals dürfte Batman v.a. mit der 60er Jahre Serie gleichgesetzt haben, die ja mehr Comedyshow und Camp war, auch wenn die Comics damit wenig zu tun hatten. Letztere hatten ja seit Jahrzehnten diesen graublaulila-muskulösen Batman, dürften aber in den Augen der meisten zu der Zeit (vermutlich zurecht) immer Kinderkram geblieben sein. Die 1986er Graphic Novel von Miller dürften lange Zeit ein Geheimtipp geblieben sein; ich selber habe von denen Mitte der Neunziger in einem stibitzten Playboy in einem seltsamen Batman-Retrospektive-Artikel, der aus Batmans Sicht in der ersten Person geschrieben wurde, das erste Mal gelesen und da auch nur in einem Nebensatz, wo es um "zurückgegebene Würde" ging oder so, Dark Knight Returns selber habe ich dagegen dann erst gelesen, als ich schon über 20 war.


Nicht wirklich. The Dark Night von Miller war seinerzeit schon ein Erfolg (Welche US-Comic-Fanszene existierte in Deutschland in den 80ern? Eine sehr winzige). Burton war als Regisseur in der Lage, die reaktionären Spitzen aus dem Inhalt und der Ästhetik abzuschleifen und durch eine Ästhetik zu ersetzen, die bis auf das low key Licht mehr mit dem deutschen Expressionismus zu tun hat als mit Film Noire (Welcher seinerseits wieder... aber lassen wir das). Es gab damals nur ein Patentrezept, wie man Supermanfilme macht, und selbst das war im Begriff, sich abzunutzen. Ausserdem war CGI noch nicht so ein selbstverständliches Element in Filmen, also wirken die alten Sachen etwas theaterhafter, was widerum Leute, die nur Filme gewohnt sind, die ablaufen wie Videogame-Cutscenes, irritieren könnte (Ich mag die Filme auch nicht, genau deswegen - es hat was von Kindertheater). Über das wilde durcheinanderwirbeln von Golden Age-, Silver-Age und Bronze Age Batman mag ich mich nicht weiter äußern, dazu bin ich zu wenig in der Materie drin (Warum sollte ich es auch sein? Idgaf).

>Jedenfalls war der Burton-Batman damals schon irgendwie was Besonderes, weil es ein "richtiger" Film war, mit Musik-Theme und allem drum und dran. Das Logo war überall. Keine Ahnung, wie das auf Erwachsene gewirkt hat - ob das in deren Wahrnehmung ein "Kinderfilm" war oder nicht, oder schlicht Trash -, aber als Kind war das schon irgendwo am Limit von dem, wo Eltern geneigt waren zu sagen, dass man den nicht sehen darf.

Ich glaub, "Erwachsene" waren damals viel tragender für den Erfolg verantwortlich, als man das heute meinen mag. Warner Brothers wusste damals schon, wie man solche Filme vermarktet, eben über aggressives Branding. Das war ja auch noch die Zeit, wo man wirklich mit Firmenlogos am Körper oder am Besitzgut (Bspw. PKW) mit anderen kommunizieren konnte. Und das Prince den kompletten Soundtrack machte, hat wohl auch eher 18- als 8jährige angesprochen.

>Aber wenn der erste Teil noch als Kinderfilm abgenickt werden konnte, hatte es spätestens der zweite Teil so weit getrieben, dass es Stress mit besorgten Eltern und mit den McDonalds Happy Meal Figuren gab. Natürlich war das Marketing erneut auch auf Kinder gerichtet, aber dem entgegen stand der Pinguin (der rohen Fisch isst und Nasen abbeißt) - und Michelle Pfeiffer in hautengem Lack und Leder. Mit ner Peitsche in der Hand. Sich Miauend die Pfoten leckend.

Das ist halt Tim Burton. Moral Panics gabs damals noch viel häufiger als heute, wegen allem möglichen Scheiß. Die Filme fielen bspw. in genau die Ära, als Politikergattinnen wie Tipper Gore das "Parental Advisory"-Logo im Musikmarkt durchsetzten (Versuch das mal, mit der heutigen Art, wie Musik vertrieben wird, durchzusetzen, hahaha). In Deutschland kam das auch bestimmt anders an, weil hier ja gleich jeder Scheiß als "brutal" (sprich: "ZU brutal") galt. Zwei Jahre vor Batman hatte Burton in seinem afaik Debütfilm ("Pee Wees Big Adventure") mit "Large Marge" (Clip bei Youtube) eine ganze Kindergeneration traumatisiert, aber auf diese "Europäische Bilderbuch"-Weise, wo alles magisch, aber auch düster ist, weil "so is life!". Tim Burtons WM-Eröffnungsfeier sähe aus wie eine Mischung aus Cirque du Soleil und "A Nightmare Before Christmas"; und ob eine Sandmalerin in die Choreografie eingearbeitet wurde könnten selbst intimste Burton-Kenner nicht ausschließen (Die Sandmalerin würde sicherlich ein Skelett mit Zylinder malen und keinen Sonnenaufgang am Strand, aber dennoch).
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