Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 08.01.2018 23:49 Uhr
Thema: Re:"Who is John Boehner?" - L@@K! New Drumpf-Buchi! Antwort auf: Re:"Who is John Boehner?" - L@@K! New Drumpf-Buchi! von membran
>Da steigt doch keiner mehr durch, was da drüben abgeht, wenn nicht dort lebt, sich hart rund um die Uhr informiert und drüber sinniert.

Najaaa. Das Ding mit Trump ist, dass man kein Genie sein muss, um zu sehen, was mit dem Dude abgeht. Trump ist die wohl unmysteriöseste Person, die je Präsident wurde. Es ist alles für jeden zu sehen, direkt an der Oberfläche. Der Typ ist ein Vollidiot. Der Grund, aus dem er gewählt wurde: Weil die meisten Amerikaner, aufgeteilt in für die Interessen der weißen Bevölkerungsmehrheit vorteilhaften Wahlbezirken und gewichtet, so wie sie nunmal gewichtet werden, Rassisten sind. Es mag Rassisten verschiedenster Coleur geben, seien es Rassisten, die eher die Demokraten wählen (Beispiel: Jeder, der an der Clinton-Kampagne 2008 beteiligt war, die komplett auf dog whistles gegen Obama ausgelegt war), oder Rassisten, die eher die Republikaner wählen, oder Rassisten, die nur die Republikaner wählen, wenn sie ihnen bloß ausreichend rassistisch genug sind. Weiße werden durch das Wahlrecht in den USA als Bevölkerungsmehrheit abgebildet, und Weiße wählen tendentiell eher rassistisch (Unabhängig vom finanziellen Hintergrund, aber mit besonderen Spitzen in den mittleren Einkommen).

Das Bildungssystem ist beschissen, der Bildungsstandard niedrig, selbst in höheren Einkommensklassen, und das gesellschaftliche Klima in den Schichten, die nicht komplett am abnippeln sind (Interessant: Weiße Amerikaner, die arm sind, wählen überwiegend linke Kandidaten, wenn es in der Familie einmal einen schweren Krankheitsfall gab) ist völlig unsolidarisch. Das politische System hat sich erfolgreich in eine Dualität hineinentwickelt, die einem so viel Auswahlmöglichkeiten lässt wie zwischen zwei Sorten Tempotaschentüchern. Politik wird als Konsumentscheidung oder als Frage des "Tribalism" betrachtet.

Aber das wichtigste in all dem ist, dass jeder Trottel sofort sieht, dass Donald Trump ein Vollidiot ist. Wie es dazu kam, ist ein bißchen (!) kompliziert, was danach kommt, will man sich gar nicht vorstellen, aber den Ist-Zustand kann jeder mit einem Fernsehgerät kompetent genug beurteilen.

>Was ich so mitbekommen habe in den letzten Tagen:
>
>- Zum Inhalt brauchen wir wohl nicht mehr viel zu sagen, das ist ja nichts Neues, wenn man nicht komplett geschlafen hat das letzte Jahr. An dieser Stelle nur kurz den Verweis auf Ezra Kleins Review von Trumps letzten Bizarro-Interview mit der NY Times - [https://www.vox.com/policy-and-politics/2017/12/29/16829806/trump-interview-new-york-times] und die Aufschlüsselung, wie hart der Fox-Trump-Fox Feedback-Loop wirklich ist: [https://www.politico.com/magazine/story/2018/01/05/trump-media-feedback-loop-216248]


Ezra Klein ist ne Muschi. Beste Zusammenfassung zu dem Wolff-Buch kommt von Alex Nicholls: [https://theoutline.com/post/2853/fire-and-fury-review-michael-wolff-donald-trump-book]

>- Trump und seine Arschkriecher bezeichnen das Buch natürlich wenig überraschend als erstunken und erlogen.

Und selbst wenn es das wäre, es würde ihnen keiner mehr glauben.

Tja.

>- Derweil ist das Buch wohl, Ruf des Autors hin oder her, erfolgreich durch eine ganze Phalanx von Anwälten und Factcheckern gegangen.

Kein Problem mit so einer kalten, eingeölten Nudel von Präambel:

[https://twitter.com/F_Deutschland/status/949297664553832448]

Wäre Wolff nicht so verknallt in seine eigene Faux-Bildungsbürger-Prosa, könnte man auch sagen: "Everything in this book is alledgedly true. Alledgedly!" Und du bist aus dem Schneider. Kann man nicht mehr gegen klagen. Ich kann auch sagen "Viele Leute erzählen sich, dass Don Como während er schläft sehr laut furzt". Also, ich könnte das in Amerika, in Deutschland weiß ich nicht. "Man kann nicht ausschließen, dass Don Como das Bernsteinzimmer geklaut hat" ist auch so ne Sache. Man kann höchstens ausschließen, dass Don Como schwanger ist oder Inder.

Jedenfalls, spätestens wenn du am Anfang einräumst, dass quasi alles in dem Buch Bullshit sein könnte (Und, in den Augen der meisten Leute, wohl auch ist), kannst du erzählen was du willst. Jeder Einwand kann vom Verlag auf diesen Absatz verwiesen werden.

In Deutschland ist das was anderes, hier werden ja auch ab und an mal Buchseiten geschwärzt wenn einer klagt und so, selbst wenn es um absolute Personen der Zeitgeschichte geht. Das Persönlichkeitsrecht in Deutschland ist, zumindest was alles nicht-digitale betrifft, eigentlich recht rigoros und umfassend.

>- Die einen bezeichnen es als den "Der Kaiser hat keine Kleider"-Moment, wo alle endlich kollektiv zugeben, dass Trump wohl nicht ganz "well" ist.

Es hat schon eine andere Qualität, wenn man alle greatest hits quasi wie an der Perlenkette aufgereiht hintereinander wegballert.

>Die anderen machen sich drüber lustig, dass das Buch als Offenbarung gehandelt wird, wo es doch nur das Offensichtliche offen ausspricht. Aber darum geht es ja, wenn ich mich recht entsinne, schlussendlich in Des Kaisers neue Kleider, oder nicht?

Ja, das ist der große Gimmick von dem Buch. Letztenendes ist es aber auch nur ein Instrument oder eine Instanz in einem riesigen Ego-Pimmelgefecht zwischen Medienfutzis biblischen Alters. Und natürlich ein naiser Payday für Wolff, der jetzt so richtig absahnt.

>Jedenfalls ist's derzeit ein Shitstorm der gefühlt höchstens Kategorie und alle reden drüber. "Unfit for office" wird zumindest offen diskutiert, anstatt wie in den letzten Monaten hinter vorgehaltener Hand oder ignoriert, wenn's jemand sagt. Kann natürlich gut im Sande verlaufen, ist's vielleicht auch schon (ich hab's die Tage nicht mehr so verfolgt, weil ich den Amis und ihrem Politikgeschwurbel echt überdrüssig werden), man kann eh nur abwarten und die News checken.

Das "unfit for office" wird eh wieder im Sande verlaufen, dass liegt aber weniger an dem Buch, sondern daran, dass die #Resistance-Leute mittlerweile so lange ihre schwachsinnigen Wunschtraum-"Argumentationsketten" bzw. Phantasieszenarien durchgespielt haben, dass man sie rein von dem was sie schreiben nicht mehr von Nevertrump-Konservativen unterscheiden kann. Auch supergeil, wie viele selbsterklärte Liberale, die sonst immer vor dem Deep State warnen, quasi über Nacht zu meeeeega Fans einer Geheimdienst-Schattenregierung geworden sind - weil sie Trump von seinem "Button" (Slangbegriff für Klitoris) wegziehen würden im letzten Moment. DAS ist komplett insane, allerdings.

>- Die Republikaner, von denen ich eigentlich dachte, dass sie nach Tax Reform und vor Midterms so langsam sich von Trump distanzieren würden, rücken derweil im Zuge des Buches nahe um ihn herum und, hat man ja vielleicht schon öfter mal leicht verwundert in einem News-Schnippsel mitbekommen, treten nacheinander vor ihn, um ihn lobzupreisen wie einen mürrischen Diktator. Bizarr. [https://www.politico.com/story/2018/01/04/trump-republicans-white-house-praise-324975]

Trump ist der Moses, der die Partei ins gelobte AnCap-Land führen kann, wenn man ihm nur zackig genug Gesetz nach Gesetz hinlegt. Bei den Republikanern ist gerade Sommerschlußverkaufsstimmung, alles muss raus. Wenn sie ihm nicht den Arsch küssen, das haben sie mittlerweile gerafft, macht er erst recht nicht, was sie wollen. Bei der ersten Gelegenheit werden sie ihn fallen lassen. Wenn Amerika nicht in einen Krieg tritt, wird Trump ab dem Moment, wo er ne lame duck ist, niemanden mehr um sich herum versammelt kriegen.
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