Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 14.12.2017 18:13 Uhr
Thema: Fuck Antwort auf: Buckle Up von Seriös
Das ist es, was mir schon die ganze Zeit Sorgen bereitet. Zuerst ist mir das Herz aus ganz anderen Gründen in die Hose gerutscht; immer wenn ich in OpEd-Pieces allein das Wort "Beltway" lese, bereite ich mich innerlich darauf vor, dass mir in den nächsten paar Sätzen die Zehennägel aufgerollt wegfliegen, aber das war hier ja nicht der Fall, ist keiner dieser unsäglichen Pundit-Vögel und auch kein ominöser Fellow an irgendeinem Institute (Meistens "Fellow for Eierschaukeling" am Josef Mengele Institute for the proliferance of human fucking misery IPHOHFM).

Aber das Problem ist, dass diese Nordkorea-Situation eben kein "stabiler Konflikt" ist in meinen Augen, sondern ein sehr fragil am Existieren gehaltenes Konstrukt, welches ständige Wartung und Pflege erfordert, damit es nicht heiß wird. Aus Gründen diplomatischer Kultur und der spezifisch regionalen Kultur erfährt man von diesem Aufwand nichts - this is by design.

Jetzt kommt die Trump-Administration und setzt der diplomatischen Linie, die das State Department fährt, immer eine komplett gegenläufige zur Seite. Das ist Wahnsinn. Das, was diese Woche passiert ist, ist vor ein paar Wochen bereits schonmal passiert (Tillerson betont, dass gesprochen werden muss, das Weiße Haus pfeift ihn ÖFFENTLICH zurück - in Form von nicht gemonitorten Tweets des Präsidenten selbst, völliger Irrsinn). Dazu ist davon auszugehen, dass das State Department immer noch understaffed ist, diplomatisch also gar nicht in der Lage wäre, als Akteur auf den Plan zu treten, selbst wenn sie das wollten, weil die meisten Ostasien-Experten entweder in den Monaten nach der Wahl oder den Wochen nach der Amtsübernahme entweder direkt gefeuert oder rausgeekelt wurden oder demoralisiert die Flucht in den Privatsektor antraten. So wie in allen anderen Spezialbereichen, wo du Leute sitzen hast, die den Job seit 20, 30 Jahren machen und wissen wie's läuft, auf einmal ist das Büro leer und man muss mit den Achseln zucken.

Dazu hat sich die personelle Zusammensetzung seit Januar stark geändert. Jeder weiß, wie groß das Militär personell vertreten ist, die meisten Leute fliegen aber gedanklich über die Tatsache hinweg, dass diese Ex-Generäle nicht nur "irgendwas mit dem Irakkrieg" zu tun hatten, sondern maßgeblich für die Idee, Planung und Umsetzung von diesem verantwortlich sind. Diese Leute represäntieren wie niemand sonst in ihren Personen die Kriegsgeilheit des Militärisch-industriellen Komplexes, der die USA seit Jahrzehnten unvorstellbare Phantasiesummen an Geld kostet, unvorstellbare Mengen an unschuldigen Menschen das Leben kostete und den Haushalt des Landes wie die Bilanz eines Kopf- und Körperlosen Monsters aussehen lässt, das Geld und Menschenleben frisst und gigantische Steuererlöse buchstäblich durchs Kanonenrohr wieder rausfeuert (Dass das ganze ein riesiges staatliches Konjunkturprogramm ist, sei hier nur der vollständigkeit halber erwähnt). Diese Kriegsgeilheit ist nicht nur in der gesellschaftlichen Kultur tief verankert (Siehe amerikanisches Kino seit den 80ern, siehe Videospiele), sondern auch in der politischen. Und diese Kriegsgeilheit lässt sich auch nicht davon beirren, dass die USA seit bald hundert Jahren keinen Krieg mehr gewonnen haben. Wenn man es wie die USA rechnen möchte: Seit Korea keinen Krieg mehr gewonnen haben (Wobei "gewinnen" hier sehr großzügig für die UN ausgelegt ist). Dazu ein Präsident mit dem intellektuellen und emotionalen Horizont eines Alkoholdementen/Kita-Kind, dessen einzige Lebensphase, in der auf seine Persönlichkeit feststellbar einfluss genommen wurde, auf einer Kadettenschule hatte und jeden Scheiß glaubt, dem ihn Leute in Uniform erzählen (Irrelevant, welche Uniform, könnte der Postbote oder ein Pfadfindergruppenleiter sein, er würde den Unterschied eh nicht raffen), noch mehr, als er ohnehin schon jeden Scheiß glaubt, den Randos ihm erzählen, die nicht seinen "menschlicher Abschaum"-Filter triggern.

Dessen Mindset kann im Moment Erfolge gebrauchen, und das einzige Mal, wo Trump öffentlich auch von politischen Gegnern bejubelt wurde war, als er (mittlerweile schon vergessen warum, wahrscheinlich, weil er mal den Knopf ausprobieren wollte und sich ungeliebt fühlte) einmal kurz Syrien bombartierte.

Dazu dann noch konkrete Überlegungen, wie ein Atomkrieg im GÜNSTIGSTEN Fall aussehen könnte (Nordkorea greift die Militärbasis auf Guam mit einem Nuklearsprengkopf an, die USA schlagen NICHT atomar zurück, sondern gar nicht, Nordkorea verliert China als Protektoralmacht und implodiert innerhalb weniger Tage, weil der letzte Strohhalm, die innere Macht zu sichern - die Provokation eines Atomkriegs als letztes Hurra des Regimes - nicht aufgeht) und wie wahrscheinlich dieser Verlauf ist (Im Anbetracht der Lage: Nicht sehr). Zumal ich mir absolut sicher bin, dass die USA sich "als Volk" wieder hinter ihrer Führung versammeln werden und es eigentlich auch ganz geil finden, endlich wieder mit krachigem Bildmaterial aus CoD-like Spielen und Filmen versorgt zu werden, weil ohnehin ein weiteres Pearl Harbor/9-11 vergolten werden muss und sich diese ganze psychosexuelle Soße aus Zorn eben wieder ein nationalchauvinistisches Ventil sucht und Druck von der inneren Zerissenheit nimmt und endlich niemand mehr über Neger redet sondern über geile Sachen wie Bomben und Opferzahlen und Kilotonnen-TNT-Äquivalentwerte, und dann hat man so auf die Weise zwei Wochen Spaß bis dann auf einmal eine Metropolregion an der Westküste zerlabskaust wird und dann ist dritter Weltkrieg und wir können uns gegenseitig beim Verhungern zugucken, wenn wir nicht mit wasweißichwieviel Grad Celsius verdampft wurden.

Was bringt die Madman-Theorie denn noch, wenn wirkliche Madmen an den Reglern sitzen? Nen feuchten Scheiß.

Edit: Was ich vergaß, zu erwähnen, ist, das Tillerson ja bereits öffentlich angezählt wurde und das Weiße Haus dementieren musste, dass man an dessen Absetzung arbeitet. Das war vor afair drei oder vier wochen, und es wurde von acht Wochen oder drei Monaten geredet, die Tillerson noch hätte. Ich gehe seitdem davon aus, dass Tillerson nicht länger als bis Anfang Februar im Amt bleiben wird. Es passt schlicht in das Verhaltensmuster der Administration, war bei Sean Spicer so, bei Steve Bannon (& Co., auch wenn kein halbwegs normaler Mensch über Sebastian Gorka und die anderen Goblins redet) und bereits bei Michael Flynn. Es soll der Heini von Homeland Security übernehmen und Homeland Security ginge widerum an so nen ekelhaften, ex-active service Senator, der entsprechend Bock auf Töten haben dürfte.

***Diese Nachricht wurde von Felix Deutschland am 14.12.2017 18:22 bearbeitet.***
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