Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 18.11.2017 04:43 Uhr
Thema: Re:Supermärkte zahlen künftig Stütze aus Antwort auf: Re:Supermärkte zahlen künftig Stütze aus von dixip
>Es ist sicher erst mal ungewohnt, aber wenn man statt eines Zettels dann vielleicht doch auch da ne Plastikkarte einführt, so dass es wie eine normale Zahlung mit EC-Karte aussieht, wäre das Problem (und ja, ich sehe das auch als Problem) gelöst.

Was ist jetzt eigentlich genau das Problem? Das man Arme sieht, wie sie sich Geld auszahlen lassen, oder das man sich stellvertretend für die Armen geniert? Natürlich sehe ich das Problem, dass ein Penny-Markt nicht das Umfeld einer Bank mit "Diskretionsabstand"-Schild bietet, aber letzenendes wollen die Leute einfach ihr Geld abheben und in Ruhe gelassen werden, und das geht eigentlich am besten, wenn man da jetzt nicht noch die ganze Zeit ostentativ den Kennerblick schweifen lässt. Es ist wie beim Kondome oder Scheißpapier kaufen, es ist nicht würdevoll, es erinnert das direkte räumliche Umfeld an Lebensbereiche, die man sonst privat hält, aber trotzdem leben wir in einer Gesellschaft, in der man sich für den Kauf nicht genieren braucht, aus guten Gründen, weil, herrgottnocheins. Es ist ein Aufreger, weil es Leute in erster Linie daran erinnert, dass es einen auch mal erwischen könnte, so wie niemand gerne daran erinnert werden möchte, dass er irgendwann mal stirbt. Wenn man jetzt nicht in irgendeiner Form, ob per Wahlstimme oder sonstige Formen des Aktiv werdens, nichts dagegen tut, dass diese Zumutung ggü. den wirschaftlich Schwächsten unter uns ein Ende hat, muss man halt damit leben, dass man Leute sieht, bei denen man genau sagen kann "Ach Gott, die müssen jetzt echt mit erheblich weniger Kohle klarkommen als ich, how sad!"

Das sind dieselben Fliehkräfte, die in wirtschaftlich auseinanderdriftenden Gesellschaften bspw. dazu führen, regelrechte Epidemien an Obdachlosigkeit dadurch zu bekämpfen, dass die Wohlhabenden möglichst wenig Obdachlose zu sehen bekommen, anstatt dass man den Obdachlosen dabei hilft, eine bessere Lebenssituation sich zu schaffen als eben Obdachlosigkeit. Ich hab auch bei diesen ganzen Zeitungsartikeln viel mehr das Gefühl, dass Leute das nicht sehen wollen oder sich nicht fremd-existenzängstigen wollen (analog zu "fremdschämen"), als dass es ihnen am Herzen liegt, dass diese armen Leistungsempfänger öffentlich bloßgestellt werden. Ich kann mich aber natürlich auch täuschen.
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