membran  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 14.11.2017 15:05 Uhr
Thema: Re:Something is wrong on the internet. Antwort auf: Something is wrong on the internet. von Felix Deutschland
>[https://medium.com/@jamesbridle/something-is-wrong-on-the-internet-c39c471271d2]
>


Superinteressanter Einblick in die Abgründe von AI-basierender Endloscontentgenerierung nach SEO Trends zum Melken des Youtube Ad-Systems und dass die "Coming up next"-Grenzen zwischen "sauberen" Kindervideos, minderwertigeren Trittbrettfahrer-Videos, Parodie- und Trollvideos sowie in unfassbaren Massen produzierten AI-Wahnsinn verschwimmen und die jeweiligen Inhalten und Trends sich gegenseitig in den "Genres" nach oben schaukeln.

Ich hatte zufälligerweise die Tage zuvor schon in der NY Times den Artikel über Youtube Kids gelesen, den der Bridle-Blogpost referenziert, da ging's aber iirc "nur" über fehlgeschlagende Filter, dass da solche weirder content in ein angeblich "safe environment" reinblutet, nicht darum, wie riesig der Content-Markt dahinter ist.

Es hätte einen aber nicht verwundern dürfen. Der Maßstab, auf dem solche Trends im Netz heute ablaufen, ist immer riesig, das kann man sich ja eigentlich nicht mehr vorstellen. Der erste Impuls ist ja bei vielen (ich schließe mich da gar nicht mal aus), ob's Facebook / Twitter & co Moderation von Hatespeech ist oder "funktionierende" Youtube-Contentfilter, "können die nicht endlich mal extra Leute dafür anstellen, die verdienen doch genug, ey!" - und sicherlich ist's ein ein valider Vorwurf an die Tech-Firmen, dass sie nach Aussagen von Industrieaussteigern immer mehr "Zeug" bei gleichbleibender Mitarbeitermenge managen und abdecken sollen, dass die Techfirmen da "lieber" und "nur" Algorithmen für entwickelt und den Abwasch automatisch erledigen lassen will.

Aber auf Youtube werden iirc pro Minute 300 Stunden Video hochgeladen. Keine Ahnung, ob die Taschen von Google so tief sind, dass sie da _genügend_ Moderatoren für einstellen können - selbst wenn sie es wollten, weil es geht ja offensichtlich auch noch ohne so ein Heer über die Bühne, ohne dass westliche Regierungen da die Not sehen, einzuschreiten. Und so eine Art und Weise der Moderation - andere würden es Zensur nennen - würde ja gerade im "Free Speech" Ursprungsland der ganzen Techfirmen noch ganz andere Fragen aufwerfen, und welche "Community Guidelines" da gelten (ist ja nicht nur auf "Kinder-Youtube" beschränkt, das lässt sich ja beliebig ausdehnen) und wie ein solches Heer an Moderatoren da nicht Willkür walten lässt. So bleibt es also dabei, dass es beim Katz-und-Maus Spiel von Algorhitmen und Menschen bleibt und die Verantwortung, nicht überraschend und durchaus legitim, letztendlich bei den Eltern liegt, ihre Kinder nicht vor fucking Youtube zu parken. Auch deswegen wird wohl der Disney Streaming Channel ein Mordserfolg. Ein kuratierter Safe Space, um die Kiddies sorgenfrei abzuladen.


An der Stelle verkünde ich nochmal meine Verblüffung darüber, dass 2017 immer noch kein "Jugendschutz" das Internet, wie wir es kennen, kaputt gemacht haben. Sprich, völlig ungefilterten Zugang zu Pornografie & "Gewaltfilmen".
< Auf diese Nachricht antworten >