Mschl  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 06.11.2017 11:51 Uhr
Thema: Ein großartiger Film Antwort auf: Scheiße, Blade Runner 2049 ist ja rischtisch jut! von membran
>Ein richtiger Film-Film, möchte man sagen. Und den muss man im Kino gesehen haben - diese Bilder, diese natürlich-dreckigen Special Effects, diese Soundeffekte und dieser Soundtrack schreien nach Leinwand und auf Anschlag gedrehte Soundanlage.

So ist es. Ich habe mich sogar aus Versehen in die 3D-Vorstellung verirrt. Gerade weil der Effekt hier nicht übertrieben wird, fand ich das richtig toll. Ich wurde von der Atmosphäre richtig aufgesogen. Der Wahnsinn.

>Ich hatte ja damals hier, als ich davon zum ersten Mal davon erfuhr, abgewunken, weil ich wieder nur den üblichen Aufguss eines bekannten Titels erwartete, aber das ist eine auf eigenen Beinen stehende, gelungene Fortsetzung, eine der seltenen Sorte, Terminator 2 Style. Denn wo die Welt des Erstlings der Star war, aber die Story einfach zu billig-flach (ich hatte erst vor ein paar Tagen extra nochmal das Original zur Vorbereitung gesehen - der Film lebt von der Welt und sonst von nicht viel), haben sie in diesen Teil zusätzlich zur weiterentwickelten Welt (nennen wir es eine seltsam-coole Mischung aus "altem 1982er" staubig-mechanisch-neonfarbenen Future-Tech und "2017er" grau-weiß Retro-Future-Tech) doch glatt ein annehmbares Maß Mystery und Wendungen reingemischt. Auch wenn es hier und da durch ein paar Plot Holes geht, so ist's eine "Sci Fi Noir Detective Story", in dem der Detective doch glatt Detective Work verrichtet, was man über den Erstling ja nun wirklich nicht sagen kann.

Das fällt mir erst jetzt auf, wo Du das schreibst. Stellenweise hatte ich mir im Kino gedacht "na, das hätte man aber auch schneller erzählen können", aber gerade die gemächliche Erzählweise hat mich gleichzeitig total fasziniert. Erst im Nachhinein habe ich jetzt festgestellt, dass da richtig viel passiert ist. Man muss sich sicherlich auf den Film einlassen (deshalb auch die uneingeschränkte Kino-Empfehlung), was in der heutigen Zeit aber sicherlich schwer ist. Man braucht 2 3/4 Stunden Zeit und muss sich damit zufrieden geben, dass der Film auch die komplette Zeit nutzt, um seiner Story zu erzählen. Heute besteht ja das Storytelling-Schema im Kino aus 10 Minuten Plot-Einführung und dann: Action!
(Deshalb glaube ich auch, dass ich mir den Zuhause auf Blueray nicht mehr anschauen werde, weil da die Ablenkungsmöglichkeiten zu groß sind. Das geht mir mit Interstellar genauso: im Kino war ich hin und weg - zuhause habe ich nach 10 Minuten parallel das Tablet an ... wenn ich überhaupt bereit bin, mehr als 2 Stunden Film überhaupt anzufangen.)

Was mich am meisten fasziniert hat: selbst mein 18jähriger Sohn, der das Prequel nicht kennt, fand den Film toll und hat danach insbesondere dessen Langsamkeit und Atmosphäre gelobt. Ich hatte ihn gefragt, mitzugehen, und hatte während der Vorstellung schon ein ganz schlechtes Gewissen, weil ich dachte, dass er auf Sci-Fi-Action eingestellt und dann voll enttäuscht war.

Das einzige was ich richtig schwach und aufgesetzt fand, war die Rolle von Jared Leto. Das hätten sie besser lösen können, z.B. einfach weg lassen. Die Company-Tussi hätte ja dennoch aus den gleichen Motiven / der gleichen Motivation heraus handeln können.
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