membran  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 09.10.2017 12:51 Uhr
Thema: Baby Driver ist leider ein wenig lame Antwort auf: Panavision = 2.35:1 anamorphotisches Großbildformat von Knut
Ist das hier auch ein Thread für kurze Filmkritiken? Egal.

Baby Driver ist ja der neue Film von Edgar Wright (Cornetto-Trilogie, Scott Pilgrim) und dementsprechend hoch waren meine Erwartungen. Und hochkarätig besetzt ist das Ding ja auch noch (Kevin Spacey, Jamie Foxx, Jon Hamm). Normalerweise wäre das einer dieser Filme, die ich allein wegen des Titels schon ablehnen würde, zu sehen, aber wegen des Regisseurs hatte ich es trotzdem gewagt. Aber nee, das war wirklich nichts. Die Eröffnungsszene ist natürlich bärenstark (und sicherlich in Gänze auch auf Youtube zu bestaunen), aber die erste Hälfte des Films verspricht einen Film und Drama, was die zweite Hälfte einfach nicht halten kann. Der Film hat kaum witzige Momente (wie man vielleicht erwartet hätte, wir erinnern uns: Edgar Wright), also war ich schon ok damit, einen ernsteren Film zu sehen; und er hat ja auch gute Ansätze, wie man erst nach und nach die tragische Backstory vom Hauptcharakter rausfindet, das alles ist "ernst" und gut genug inszeniert, dass man eine entsprechende zweite Hälfte erwartet... aber dann driftet (ha!) der Film in eine Action-Kifferfilm-Parodie mit übertriebenster Gewalt ab, so wie Pineapple Express in der letzten halben Stunde  von harmloser Kiffercomedy zu derbem Action-Gore mit 50 Toten mutiert. Das wird natürlich ein bewusster Stilbruch gewesen sein, aber es ist nicht einer, der mir gefällt.

Dazu kommt dann noch, dass der Charakter der Freundin des Hauptcharakters völlig oberflächlich bleibt, eine Zeile Backstory ("ist Kellnerin, hat Mutter gepflegt, bis diese starb, träumt vom Weglaufen"), es wirkt einfach seltsam, wie sie sich in den Typen verliebt und wie sie (zu dem Zeitpunkt haben die beiden iirc ein Gespräch im Diner und ein romantisches Abendessen auf dem Kerbholz) auf die extreme Gewalt reagiert und den Umstand, dass er halt ein Krimineller ist, der vor ihren Augen den ein oder anderen (okay, bösen) Menschen umlegt. Zum Ende wirkt es halt alles auch etwas rushed, zum Beispiel, wie Kevin Spacey am Ende von "mir doch egal, was jetzt aus dir wird" zu "ich opfere mich für dich" schwenkt, nur weil er das Paar zusammensieht und "auch einmal verliebt war". Keine Ahnung, da erwarte ich einfach mehr, für so einen harten Charakterschwenk. Ich meine, der Bosstyp hatte ihn bis zu diesem Moment für 10+ Jahre extremst geknechtet und ausgenutzt, ohne anscheinend auch nur einmal mit der Wimper zu zucken oder eine Ziehvater-Beziehung zu ihm aufzubauen, er war sein Lucky Charm, er konnte astrein Auto fahren, er stand bei ihm in den Miesen, das war's.

Aber die Actionsequenzen mit den Autos sind toll gemacht.
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