Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 05.09.2017 14:58 Uhr
Thema: Re:Pferd Rennen! DE Wahlen 2017 Antwort auf: Re:Pferd Rennen! DE Wahlen 2017 von membran
>>Ich muss beschämenderweise auch eingestehen, dass ich neutral geantwortet habe, wenn mir einfach das nötige Hintergrundwissen für die langfristige Tragweite der Entscheidung gefehlt hat.
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>Das ist nicht beschämend, das ist genau die richtige Antwort. Die Themen sind nunmal komplex und die Entscheidungsträger lassen sich nicht ohne Grund von reiheweise Experten zuarbeiten.
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>Dass die Parteien ihre Absichten auf solche kurze Formulierungen (und entsprechend wenig Statements ingesamt) simplen "dafür oder dagegen" Bezug runterbrechen müssen, schmeckt denen selber nicht so recht beim Wahl-O-Mat, hatte ich letztens in einem Bericht dazu gelesen. Deswegen kann man nach dem Ergebnis sich noch zu jeder Frage ein paar Sätze von den jeweiligen Parteien durchlesen, bei dem sie ihre Position noch etwas genauer erläutern.


Und selbst das spielt sich nur in dem künstlichen Vakuum ab, in dem Parteien über sich selbst reden. Man braucht auch nicht zu jeder Position, die eine Partei zu etwas hat, eine eigene Position. Genausowenig legen "40% Übereinstimmung mit der NPD" nahe, dass ich auch nur einen Prozent mit denen in irgendwas übereinstimme.

So wie bei dem Beispiel mit Borussia Mönchengladbach, dass ich oben anbringe: Da war der Test quasi ein grobschlächtiger Klon des Wahlomats, in dem Sportredakteure von Zeit Online kuratierten, welche Charakteristika (Stadionwurstpreis, Persönlichkeit des Trainers, Spielweise des Clubs) herauspickten, die aus deren Sicht einen Verein ausmachten und (ich will gar nicht unterschlagen, dass das alles durchaus mit einem Augenzwinkern gemeint war) aus diesem Datensatz dann meine "wahre" Verbundenheit mit Club XY herauszogen aufgrund der Multiple-Choice-Entscheidungen, die ich traf.

Genauso wie beim Wahlomaten quasi jegliche Politik aus der Entscheidung entfernt wird (Weil es ja nur noch um "Eckdaten" geht), wurde bei diesem Fan-o-Meter, oder wie auch immer es hieß, quasi jeglicher Fußball aus der Gleichung herausgestrichen, und das Ergebnis war vergleichbar mit diesen "Persönlichkeitstests" aus der BRAVO oder diversen Frauen- und Männermagazinen.

Politische Meinung kann nicht getrennt von dem, was man im gelebten Alltag als ungerecht oder falsch empfindet gebildet werden. Man kann, auf einer grundsätzlichen Ebene, sich nicht drei Wochen vor der Wahl hinsetzen und sagen "So, jetzt formuliere ich mal meine politische Meinung". Da spielt man dann vierdimensionales Schach gegen sich selbst. Am Ende landet man nur wegen dicker Übereinstimmung in Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik bei der AfD, wo man doch eventuell gar nichts gegen Musels und Nöger hat und viel eher für die fun-orientierten Zwischenmenschlichkeitsvampire der FDP stimmen sollte. Sowas halt.
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