Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 05.09.2017 14:35 Uhr
Thema: Re:Warum machen so viele Leute diesen Wahlomat-Shit? Antwort auf: Re:Warum machen so viele Leute diesen Wahlomat-Shit? von PUH
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>>Außerdem, man kann die ganze Nummer ja kleinreden, aber grundsätzlich ist es doch schon mal nicht komplett schlecht, wenn die Leute sich in welcher Weise auch immer mit Wahlshit beschäftigen.
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>Vielleicht hat Felix die "alte" Welt vor Augen, wo man sozusagen die Philosophie der jeweiligen Partei wählte, statt Sachthemen zu vergleichen. Nur bedienen das die Parteien kaum noch...


Nicht wirklich, eher die Beurteilung der vollzogenen Praxis. Am besten beurteilen, was Parteien in Zukunft machen, kann man daran, was sie in der Vergangenheit gemacht haben. Wahlprogramme sind ohnehin Schmu und Work-by-comittee-Absichtserklärungen im vagesten Sinne. Themenwahlkampf hat für den normalen Deutschen frisch aus der Sommerfrische keinen Reiz, der ist noch halb auf Fuerteventura.

Man sollte wissen, wer in den Parteien das derzeitige und das darauf folgende Schlüsselpersonal ausmacht. Der Gabriel von 2002, der Pop-Beauftragter wurde, nachdem es als niedersächsischer Ministerpräsident nicht reichte, ist heute kein fundamental anderer Politiker als damals. Das sagt dir der Wahlomat nicht.

Du musst einfach auf die Praxis blicken. Thematisch random ausgesuchtes Beispiel: Die SPD ist eine Law&Order-Partei, im inneren wie im äußeren. Entsprechend braucht sie gar keine netzpolitischen Positionen zu formulieren, damit ein halbwegs aufgeklärter Wähler weiß, dass "sein Google" schon längst bei "der NSA" ausgedruckt vorliegt, wenn die SPD den Kanzleramts-, Innen- und oder Aussenminister stellt. CDU/CSU sowieso.

Ich glaube nicht, dass der Wahlomat das vermittelt. Ich glaube nicht, dass der Wahlomat dieses pelzige Gefühl auf der Zunge der eigenen Seele kennt, ob er diese ohnmächtige Furcht verspürt vor der Tatsache, dass ihn zehn Jahren Guttenberg der erste CSU-Kanzler sein wird in einer Koalitionsregierung mit einer AfD, die 2028 auf SPD-Niveau aufgebläht sein wird, wenn nichts wirklich sehr sehr positives oder überhaupt irgendwas passiert.

Wir sind so gottverdammt vernünftig und rational geworden, dass wir die technokratischen Maneurismen, die uns Politik und Wirtschaft vorleben, liebend gern adaptieren und nicht mehr mit Herz und dem, was man für sich selber als "Menschenkenntnis" verbucht wählt, sondern sich von einem Multiple-Choice-Algorhytmus helfen lässt, der wenn man bei allen Fragen möglichst "neutral" oder mit "weiß nicht" antwortet, die CDU als Wahlempfehlung ausspuckt.

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