Seriös  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 08.07.2017 20:18 Uhr
Thema: Re:Coin Crashkurs Antwort auf: Coin Crashkurs von membran
Mining und der ganze Kappes sind eigentlich nur trojanische Pferde um das ganze in Bewegung zu bringen, das Ziel ist eine quasi stabile "Geld"menge mit der dann jeder "Frei vom Staat" Transaktionen durchführen kann.  In volkswirtschaftlicher Hinsicht sind deflationäre Währungen eine sehr schlechte Idee, weshalb kein Mensch mehr den Goldstandard nutzt.  Der libertäre Traum dem Staat mit IT ein Schnippchen zu schlagen ist pubertär und zum scheitern verurteilt, sollten die Digital"währungen" jemals ihr Nischendasein verlassen.  Nationale und internationale Transaktionssysteme funktionieren auch ohne diese Währungen.  Am Ende sind die Coins also reine Spekulationsobjekte wie Gold.  Die Frage ist also ob man lieber Menschen dafür bezahlt nach einem nutzlosen Edelmetall oder nach mehr Braunkohle zu graben.



>>>Finde das ganze Mining-Bitcoin-Dingens merkwürdig.
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>>Hatte membran das nicht vor über ner Woche in nem PC-Thread hier erwähnt?
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>Und da war ich schon Monate zu spät dran mit der Meldung! Und weiß der Teufel, warum ich es "Etheral" und nicht Ethereum (ETH) genannt habe. Es gibt ja noch Hundert andere Crypto-Währungen, die wie ETH unter der Kategorie Altcoin (= kein Bitcoin) laufen, ETH ist halt gerade nur der zweitteuerste/beliebeste nach Bitcoin. Das sind halt alles die Währungen, die die Mongos noch mit GPU - wenn auch hier schon zwingend ein Zusammschluss in einen "Mining Pool" von 100+ Knechten nötig ist, schürfen können (und dabei schlicht Unmengen an Strom in sehr viel Wärme und ein klein wenig mehr Geld, als der Strom gekostet hat, umwandeln. Umweltfreundlich ist die Nummer nicht), BitCoin ist seit einiger Zeit schon so schwer zu errechnen, dass sich GPU Mining schon lange nicht mehr lohnt ("Proof of Work", nach dem die meisten Cryptowährungen funktionieren, ist eigentlich nichts mehr als eine BruteForce Attack auf ein sehr langes Passwort; knackt man das vorgegebene Passwort, gibt's eine Einheit der Währung; diese Einheit teilt man sich mit allen, die mit einem zusammen gerechnet haben, das sind diese Mining Pools), BitCoin wird mittlerweile mit speziell auf diese Art der Berechnung entwickelten Chips ("ASICs") geschaffen, in Reihe geschaltet und in arktischen Temperaturen. Und mit entsprechenden Stromkosten. Interessant wird's wenn ETH dieses Jahr von Proof-of-Work auf Proof-of-Stake umstellt, dann können sich die Leute nämlich ihre Mining-PCs in die Haare schmieren oder müssen sich eben intern in Foren o.ä. darauf einigen, auf welchen AltCoin sie sich als nächstes einigen und inflationär im Wert nach oben treiben.
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>Heise wiederum meldet jetzt ja nichts Neues hinsichtlich ETH (gerade heise hat da bestimmt einige Artikel in den vergangenen Monaten zu gebracht), sondern die News ist ja, dass Mindfactory die betroffenden GPUs auf dem Sortiment nimmt. Dass sie da die 1070/1080 auch mit einschließen, wundert mich. Ich hatte das so verstanden, dass gerade die billigeren Radeons schneller AltCoins bruteforcen können als die von Nvidia, auch die HighEnd-GPUs. Und da Strom eine sehr wichtiger Faktor in der Gewinnrechnung ist, scheidet eine 1070/1080 eigentlich aus. RX480/580 und eine 1060 sind wohl eigentlich die Go-To-Karten, aber was weiß ich. Wahrscheinlich haben die Leute wie die Heuschrecken dann eben zur 1070/1080 gegriffen, als die anderen ausverkauft waren. Die Leute slotten sich halt auch gerne mal 4 Radeons (oder mehr?) in ihren Rechner. Die müssen nicht im SLI/Crossfire betrieben werden, die rechnen alle für sich einzeln. Auch ein Grund, warum es so die Nachfrage nach GPUs so hoch ist, ETH ist gerade auf einem Mega-Hypetrain und jeder Gehypte hätte gerne gleich 4+ GPUs.
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>Wie man vielleicht merkt, ich hab mich mal flüchtig mit dem Thema beschäftigt. Und ich kann das nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, soviel Strom zu verschwenden und am Ende nur'n verhältnismäßigen Pups bei rauszubekommen. Dabei 24/7 über Monate eine Kiste laufen zu lassen, dabei zu hoffen, dass der Kurs für die gewählte Währung nicht komplett einbricht (die sind sehr volatil. ETH war letzten Monat noch > 300 EUR, jetzt knapp über 200 EUR.), ein Update/andere Marktentwicklungen/technischer Quantensprung und damit heftiger Anstieg der "Berechnungsschwierigkeit" nicht die Gewinnplanung zusammenbrechen lässt, dass man von keinem übers Ohr gehauen wird (ein paar dieser Miningpools sind dubios), dann noch die ganze Geldwäschegeruch.... nee.
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>Ich meine, man schaue sich mal die ganzen FAQ und How-to-Seiten an. Die richten sich irgendwie alle mehr an den armen Studenten oder an das Ostblock-Kid. In den Guides, worauf man achten muss, auf versteckte Preise oder so, wird oft drauf hingewiesen, dass man bedenken soll, dass Chip XYZ noch u.U. 30 EUR Versandkosten und 28 EUR Zoll kostet. Und auch der Wiederverkaufswert der GPUs ist ein integraler Bestandteil der ganzen Rechnung. Das ließ bei mir sofort eine Glocke schrillen - wenn 60 EUR Import+Versandkosten oder ein 200 EUR Verkaufswert die Nummer von der Gewinn- in die Verlustzone kippen lassen können... wofür dann bitte der ganze Aufwand? Die ganze verdammte Zeit- und Stromverschwendung? Bei einem nicht ganz kleinem Risiko, dass der Markt zusammenbricht, bevor man den Break Even mit seinem Rechner erreicht hat?
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>Es ist nämlich so. Mal angenommen, man baut sich einen dezidierten Mining-Rechner. 2 Radeon GPUs, Mainboard, CPU Kühler, alles möglichst billig, nur beim Netzteil (und dessen Wirkungsgrad) sollte man nicht sparen. Kostet etwa 1000 EUR. Nun lässt man das Teil losrechnen (Miningsoftware installieren, vertrauenswürdigen Miningpool beitreten, "go" drücken, los gehts.). Jede Stunde, in dem das Ding nicht läuft, ist verlorenes Geld. Man hofft also, dass bei seiner Billignummer trotz 24/7 Betrieb nichts bricht. Nun, wir nehmen an, es geht nichts schief. Die ausgegebene Kohle für den PC ist erst in mehreren Monaten wieder drin. Reell kann man da gerade so um die 9-12 Monate veranschlagen! In der Zeit kann viel passieren. Es ist so - jeden Tag kostet einem der Betrieb etwas mehr als einen Euro an Strom (die rechnen immer auf 100 Voll-Last) und man berechnet den Gegenwert von etwa 3-4 EUR. Abzüglich Strom macht man also 2-3 EUR Gewinn pro Tag pro GPU (sofern sich die GPUs wirklich 1:1 skalieren lassen, keinen Bock jetzt nachzulesen), vielleicht ein wenig mehr mit mehr GPUs. Und da sieht man schon, wie lange man es laufen lassen muss, um die 1000 EUR wieder rauszubekommen.
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>Nur ist es nun so, dass die Cryptowährungen in ihrer theoretischen Gesamtmenge begrenzt sind, dass, je mehr es gibt, neue Einheiten immer schwieriger zu berechnen sind, und dass sich die "tägliche Schwierigkeit" auch daran misst, wieviele Konkurrenten man gerade hat, die auch berechnen. Je beliebter ein Coin also, desto härter die Berechnung, und desto härter der tägliche Anstieg auf der "Schwierigkeitskurve". Gleichzeitig muss man hoffen, dass der Coin vom Wert her nicht ins Bodenlose fällt, sondern eher noch zulegt (und damit den Anstieg der Schwierigkeit und dessen negative Auswirkung für den täglichen Profit" egalisiert oder gar übersteigt).
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>Das führt dazu, dass der Rechner im ersten Monat vielleicht 4 EUR pro Tag macht, aber der Betrag jeden Monat abnimmt, und wenn man dann endlich die 1000 EUR wieder raushat und echten Gewinn machen würde, man vielleicht nur noch 1 EUR pro Tag rauszieht. Und wenn man *richtig* Pech hatte, kam man nichtmal soweit, weil in Monat 6 schon die Stromkosten die erwirtschaftete Kohle überstiegen, der Betrieb also einem täglich Geld kostet. Auch ein Grund, weswegen die Leute immer noch zusätzlich zur Coin-Wertentwicklung schauen müssen, wie sich die Preise auf dem GPU Markt entwickeln und wie sich neue GPUs bei den Berechnungen schlagen (und ob man ggf auf die Berechnung anderer Coins wechseln sollte). Da will es wohl überlegt sein, zum richtigen Moment noch die alten Radeons abzustoßen und sich neuere zu holen. Der Verkaufswert der alten Hardware ist ebenso ein wichtiger Bestandteil der gesamten
>Rentabilitätsrechnung (Millionär wird man damit also nicht, wenn der Gebrauchtwert einer Billo-GPU dabei wirklich wichtig ist). Es ist dann also so, dass du dein 1000 EUR PC für 10 Monate knechten lässt, das Ding sich dann endlich abbezahlt hat, und die Chance gut steht, dass du damit kaum Geld machst, aber Teile der Hardware verkaufst/austauscht, wieder erneut ein paar Hundert Euro vorstreckst und einen neuen Termin hast, ab wann sich dieses neuerliche Upgrade noch abbezahlt hat. Vielleicht diesmal ja sogar schon in... 6 Monaten?
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>Nur ein kurzer Absatz dazu, wie man mit der Berechnung echtes "Geld" bekommt. Man ist in einem Miningpool, der erschafft z.B. Ethereum (exklusiv oder noch andere Währungen zusätzlich... es gibt knapp 1000 Währungs-Mitbewerber). Da sind 100+ Leute drin und irgendwann knacken sie den Code und erbeuten einen ETH-Coin. Man selber hat prozentual so und soviel dran teilgehabt, also bekommt man auch den entsprechenden Bruchteil im Mining-Pool-Account gutgeschrieben. Sagen wir, 0.02 ETH. Und da hat man seinen Wert, 1 ETH war letzten Monat 300 EUR wert, nun sind 200 EUR, und man hat gerade 0.02% von 200 EUR. Muss man halt entscheiden - behalt ich den, und mach erst einen cash-out, wenn es wieder 300 EUR wert ist, oder sofort (anders als mit Bitcoin kann man mit ETH glaub nirgendwo wirklich "bezahlen", also bleibt einem nur der Cash-Out). Cash-Out ist natürlich aber wieder mit Kosten/Gebühren verbunden - logischerweise: die Partei, die die Coins ankauft und "echtes" Geld dafür gibt, will ja auch damit verdienen. Und die meisten cashen keine mickrigen 0.02, sondern erst ab 0.2 oder 0.3. Und da kommt die reelle Kohle her: Man errechnet 0.02 Etherum pro Tag (im ersten Monat, im sechsten Monat sinds vielleicht nur noch 0.007), nach 10 Tagen hat man 0.2 ETH und damit bei aktuellem Kurs von 230 EUR knapp 46 EUR, Cash-Out kosten vielleicht 6 EUR, bleiben 40 EUR, Minus 10 EUR Stromkosten für die 10 Tage, 30 EUR Gewinn, 3 EUR pro Tag. Glückwünsch.
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>Entwicklung der Schwierigkeit und Wertentwicklung sind jedenfalls zwei Faktoren, die höchst volatil sind und deren Entwicklung kaum vorherzusehen sind. Und das alles, wenn man wie ein Bauer GPU Mining betreibt, für einen Heiermann Gewinn pro Tag, im schlimmsten Fall in einem Hardware-Upgrade-Loop-Nullsummenspiel, was am Ende des Tages nur Unmengen an Strom verbrennt. Uhm, nö.
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