a gentle breeze  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 14.06.2017 15:04 Uhr
Thema: Coraline Antwort auf: Stream of Conciousness von Icheherntion
Coraline besitzt trotz seiner hübschen Bilder einen sehr formelhaften Aufbau:

- Oh, ein neuer, fremdartiger Ort, ich werde ihn (zusammen mit dem Publikum) erkunden. Dieser Ortswechsel ängstigt mich und meine Eltern vernachlässigen mich (und kaufen mir nicht die hübschen Handschuhe)  

- Sieh an, es gibt einen Ausweg! Hier ist alles besser. Wie wundervoll.

- Aha, die Dame, die mir eine bessere Welt verspricht, ist böse. Wir werden kämpfen!

- Jetzt, da meine Feindin besiegt ist, hat sich alles, alles zum Besseren gekehrt. Die Handschuhe habe ich nun auch!  

Was mich noch gewundert hat war, dass in der Wahrnehmung der Eltern das gute Ende (das offenbar auch aus der Erreichbarkeit materieller Güter besteht) durch ihre Methoden erreicht wurde (sparen, arbeiten und auch die Vernachlässigung der Tochter), während Coraline aus ihrer Sicht durch ihr Abenteuer die Geschichte zu einem guten Abschluss gebracht hat. Diese zwei Entwicklungen verliefen also unabhängig voneinander. Das stellt die Aussage des Films in frage. Hat damit Coraline gar nichts bewirkt? Hatten die Eltern doch recht?

Es gibt in diesen Filmen leider immer einen vollkommen bösen Widersacher, der physisch vernichtet werden muss, um das Problem zu lösen (auch wenn man die Geschichte als inneren Konflikt versteht). Annäherung, Akzeptanz oder Versöhnung unterschiedlicher Bedürfnisse/Ziele/Seinszustände sind da keine Optionen. Die Darstellung der Heldin ist aber überzeugend ausgefallen.
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