Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 18.05.2017 18:26 Uhr
Thema: Re:Nochmal: Niemand kann ernsthaft ein Impeachment wollen Antwort auf: Re:Nochmal: Niemand kann ernsthaft ein Impeachment wollen von Seriös
>>Ja, ich meinte was anderes. Andererseits ist das Electoral College fast schon sowas wie Gerrymandering, im allerweitesten Sinne, da es ja auch gewisse Zonen zieht, in denen es widerum wahrscheinlicher ist, dass der und der Kandidat gewählt wird, und diese Stimmen dann gebündelt werden. Aber ja, diese Grenzen hat niemand in jüngerer Zeit willkürlich gezogen; dieses anrüchig-vorsatzvoll gestalterische fehlt. Aber allein das niemand es ernsthaft abschaffen will ist doch auch schon gaga.
>
>Weil konstitutionelle Reform sehr dort schwer ist und eine Seite davon wesentlich mehr profitieren würde als die andere.


Klar,  das ist das Problem, wenn man eben nur zwei Seiten hat, die sich seit Jahrhunderten um denselben Kuchen streiten. Und das mit der ungleich ausfallenden "Wem nutzt es?"-Frage: Das juckt widerum beim Gerrymandering niemanden (Ist allerdings ja auch erheblich einfacher umzusetzen).

>>Nichts, aber sie hätte auch keine Politik der Konfrontation gemacht, sondern wahrscheinlich (Eher: Ziemlich sicher) mit einem republikanischen Kongress mitgearbeitet
>
>Disagree.  Die Blockade ging die letzten 8 Jahre komplett von den Republikanern aus.  Die haben rausgefunden dass es für sie keine negativen Konsequenzen hat alles zu blockieren und wurden jetzt sogar noch mit Dominanz in allen Staatsorganen dafür belohnt.


Die wissen aber allesamt sehr gut, dass das nächstes Jahr wieder vorbei sein kann, und verhalten sich entsprechend. Teilweise blitzt da doch ein wenig Nervosität durch, sag ich mal.

>
>>und es wäre bei den üblichen Mätzchen geblieben. Sie hätte ja niemals Obamacare sinnvoll reformieren wollen
>
>Sie hat von ner Single Payer Option gesprochen,


Stimmt! Aber im Sinne von "Single Payer? Nein Danke!"

[https://www.jacobinmag.com/2017/03/single-payer-health-care-medicare-obamacare-sanders-clinton-democrats/]

>von höherem Minimum Wage,

Jo, sollte so 50 Cent oder 1 Dollar steigen, richtig krasser Eingriff. Nicht zu vergessen fürstliche sechs Wochen Mutterschutz!

>von niedrigeren Schulgebühren.  

Die man eh nur zahlt, wenn man auf Private oder Charter Schools geht, letztere habe ich bis heute nicht richtig verstanden (So eine Mischung aus Wohlfahrt und for profit?! So ein typisch amerikanischer Privatisierungs-Homunkulus). Das öffentliche Schulen immer noch als Dreckslöcher verschrien sind, wo man nicht mehr lernt als den Großteil des lateinischen Alphabets und den Zahlenraum von 1 bis 20.

Edit: Es sei denn, du meinst Studiengebühren, die tatsächlich ein relevanter, schmerzhafter Punkt im amerikanischen Bildungssystem sind und durch die sich Leute drakonisch verschulden müssen, bevor ihr Berufsleben überhaupt angefangen hat. Das war aber nicht auf Hilldogs Agenda, sondern auf der von Sanders.

Sagen wir's so: Die Demokraten waren auch mal linker.

>Währenddessen war die erste Amtshandlung der Republikaner dass Konzerne wieder Blei in Flüsse kippen dürfen und dein Finanzberater dich übers Ohr hauen kann.  

So wie es nunmal deren Art ist. Kann man ihnen nicht vorwerfen, ich kann ja Trump auch nicht vorwerfen, dass seine tierischen Instinkte ihn dazu verführen wollen, seine Tochter zu besteigen.

>Ich glaube Hillary durchaus dass sie gerne sozialdemokratische Politik gemacht hätte,

Ooooh, disagree! Also solange wir von der deutschen, für uns geläufigen Vorstellung von "Sozialdemokratie" reden. Im Vergleich zu den heutigen Demokraten war selbst Adenauer Sozialist.

>nur war auch schon die letzten 6 Jahre eine "Reform" von Obamacare utopisch, einfach weil die Dems nur für 2 Jahre die nötigen Mehrheiten hatten das auch durchzubringen und danach gabs Totalblockade und Schmierentheater.

Ja, aber ich gehe wie gesagt nicht davon aus, dass in der Situation, wie sie im Kongress vorliegt, Hillary es vor den Midterms auch nur im Ansatz gewagt hätte, das anzugehen.

>>und allein da keine Perspektive zu haben macht sie natürlich approachable für verschlimmbesserungen, wo die Republikaner dann öffentlich Charlie Brown den Football wegnehmen können, aber das Weiße Haus auch mehr oder weniger das bekommt, was es will
>
>Diese Geschichte basiert auf der Annahme dass eine Seite zu dumm ist, über Jahrzehnte hinweg, um aus ihren Fehlern zu lernen.  


Ja, "sound logic"!

>In Wirklichkeit gab es bei den Deals in den 90ern auch von den Republikanern noch Zugeständnisse an die Dems (Low Income Earned Tax Credits, Ausweitung von Medicare/aid (weiss jetzt nicht)) die sie anderweitig nicht bekommen hätten.  

Dafür haben sie dann in Clintons zweiter Amtszeit das absolute Maximum aus Kenneth Starr herausgeholt. Ehrenmänner!

>Spätestens seit den Obama Jahren ist dem nicht mehr der Fall.

Spätestens seit der Lewinski-Affäre ist das nicht mehr der Fall, und die Player aus dieser Ära haben sich dank Bush bis in die Neuzeit konserviert, biblisch alte FIckfehler wie Newt Gingrich, der aldiweil Majority Leader war usw.

>>Es hätte kein politisches Projekt gegeben, dass die Republikaner so in Rage gebracht hätte wie Obamacare damals.
>
>Obamacare wäre nach wie vor Law of the Land (ist es ja jetzt noch).  


...je nachdem, in welchem Staat man lebt.

>Ich sehe keinerlei Gründe für die Annahme dass die Repbulikaner angefangen hätten Clinton gegenüber moderater aufzutreten.  

Hätten sie auch nicht, ich will darauf hinaus, das Hillary gegenüber den Republikanern den Diener gemacht hätte, einfach aus Mangel an sonstigen Optionen. Reinem Pragmatismus.

>Und die Obama Ära Shutdowns waren ja auch reine Show die den Repbulikanern keine konkreten Zugeständnisse einbrachten.
>
>
>>Zudem hätte sich Clinton aussen- und sicherheitspolitisch als Falke positioniert und Bibi mit Handkuss empfangen, eventuell auch Republikaner auf entsprechenden Positionen im Kabinett und im Security Council besetzt usw.
>
>Ideologisch gibts Außen weniger Differenzen, ja.  Andererseits hätte Clinton niemals Dummheiten wie Irak 2003 begangen.


*Ähem*

Iraq War[edit]
On October 11, 2002, Clinton voted in favor of the Authorization for Use of Military Force Against Iraq, commonly known as the Iraq War Resolution, to give President Bush authority for the Iraq War.[307] In an interview on December 18, 2006, she expressed regret for the vote: "Obviously, if we knew then what we know now, there wouldn't have been a vote, and I certainly wouldn't have voted for it."[308] By February 2007, Clinton failed to state that her vote was a mistake, or to apologize for it, as anti-war Democrats demanded. "If the most important thing to any of you is choosing someone who did not cast that vote or has said this vote was a mistake, then there are others to choose from," Clinton told an audience in Dover, New Hampshire.[309]

[https://en.wikipedia.org/wiki/Political_positions_of_Hillary_Clinton#Middle_East_and_North_Africa]

>>Puh, ja. Aber man darf sich nicht vormachen, dass dann "alles gut" wäre und der Otto Normalamerikaner auch nur einen Iota weniger Grund hätte, sehr sorgenvoll abends schlafen zu gehen. Das Morden, die soziale Kälte, das Wohlstandsgefälle, alles würde weniger polarisieren. Das Wohlbefinden einer Nation wieder ausschließlich in Wirtschaftsdaten gemessen.
>
>Das ist jetzt die beliebte Linke Theorie wonach die sozialen Gegensätze jetzt endlich "dialektisch" an die Oberfläche gebracht werden und aufgrund ihrer Zuspitzung deshalb Hoffnung auf Lösung derselben besteht.


Man kann ja nicht immer den Sand in den Kopf stecken!

>Das funktioniert so aber nicht.

Schade.

>Es geht einfach immer und immmer weiter, Hoover war nicht das Ende der Geschichte, Reagan war es auch nicht.  Die  Leute morden und hungern einfach weiter, bis man die Institutionen so reformiert dass sie das nichtmehr tun.  Gut alternativ gabs noch Faschismus mit Gulags und KZs (siehe "Kuhle Wampe", wo sich die KPD noch 1932 auf die Sozialistische Zukunft Deutschlands freute).

Wobei Kuhle Wampe über einen Zeitraum von sieben Jahren gedreht wurde. Und es ist nicht so, dass ich dir nicht in Teilen zustimme.

>>Wie gesagt, für mich unerklärlich, wieso sich da nicht automatisch eine schlagfertige dritte Kraft entwickelt. Bzw. nur durch öde und wahrscheinlich nicht richtig überzeugend anwendbare marxistische Theorie zu erklären (Isolation der "workforce" untereinander und voneinander etc.).
>
>Die Logik des Wahlsystems verhindert das sehr gut [https://en.wikipedia.org/wiki/Duverger%27s_law], die föderale Struktur tut ihr übriges.  Wobei das ja nicht bedeutet das es keine Veränderungen gibt, siehe Nixons Southern Strategy wo Reps und Dems quasi über nacht ihre Wählerschaft im Süden ausgetauscht haben.


Ja, aber wie du selber sagst spielen da nur zwei Parteien bestenfalls "Bäumchen wechsel dich" gegeneinander.

>>Das ist mir schon klar. Ich gebe nur zu bedenken, dass diese Agenda von Natur aus nicht viel geboten hätte
>
>Gib Demokraten die Präsidentschaft, 4 Jahre Filibuster freie Mehrheiten und einen demokratisch dominierten Supreme Court und dann sehen wir woraus sie wirklich gemacht sind (Roosevelt, LBJ). [https://en.wikipedia.org/wiki/Party_divisions_of_United_States_Congresses]


Davon abgesehen, dass das ein Szenario aus der Kategorie "Gib mir einfach eine Milliarde Euro und du wirst schon sehen, was ich damit für coolen Shit anstellen kann!" stelle ich mir nur die Frage, was da für Utopien gedeihen sollen aus einer Partei, die sich zur Zeit extrem sinnvollerweise dem "radikalen Zentrismus" zuwenden will, das klappt ja schließlich überall ganz hervorragend für solche Parteien:

[http://thehill.com/blogs/pundits-blog/national-party-news/333625-why-the-radical-center-must-be-the-future-of-the]

Denn das ist es, worauf die ganzen Arbeitslosen im Rust Belt und die in bitterer Armut lebenden Menschen in den Südstaaten gewartet haben: Einen radikalen Zentrismus, der die kollektiven Hoffnungen auf eine bessere Welt beflügelt.

Völlig grotesk, auf welcher Astralebene diese Parteiführung levitiert.

***Diese Nachricht wurde von Felix Deutschland am 18.05.2017 18:41 bearbeitet.***
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