Seriös  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 18.05.2017 07:25 Uhr
Thema: Re:Nochmal: Niemand kann ernsthaft ein Impeachment wollen Antwort auf: Re:Nochmal: Niemand kann ernsthaft ein Impeachment wollen von Felix Deutschland
>Ja, ich meinte was anderes. Andererseits ist das Electoral College fast schon sowas wie Gerrymandering, im allerweitesten Sinne, da es ja auch gewisse Zonen zieht, in denen es widerum wahrscheinlicher ist, dass der und der Kandidat gewählt wird, und diese Stimmen dann gebündelt werden. Aber ja, diese Grenzen hat niemand in jüngerer Zeit willkürlich gezogen; dieses anrüchig-vorsatzvoll gestalterische fehlt. Aber allein das niemand es ernsthaft abschaffen will ist doch auch schon gaga.

Weil konstitutionelle Reform sehr dort schwer ist und eine Seite davon wesentlich mehr profitieren würde als die andere.


>Nichts, aber sie hätte auch keine Politik der Konfrontation gemacht, sondern wahrscheinlich (Eher: Ziemlich sicher) mit einem republikanischen Kongress mitgearbeitet

Disagree.  Die Blockade ging die letzten 8 Jahre komplett von den Republikanern aus.  Die haben rausgefunden dass es für sie keine negativen Konsequenzen hat alles zu blockieren und wurden jetzt sogar noch mit Dominanz in allen Staatsorganen dafür belohnt.

>und es wäre bei den üblichen Mätzchen geblieben. Sie hätte ja niemals Obamacare sinnvoll reformieren wollen

Sie hat von ner Single Payer Option gesprochen, von höherem Minimum Wage, von niedrigeren Schulgebühren.  Währenddessen war die erste Amtshandlung der Republikaner dass Konzerne wieder Blei in Flüsse kippen dürfen und dein Finanzberater dich übers Ohr hauen kann.  Ich glaube Hillary durchaus dass sie gerne sozialdemokratische Politik gemacht hätte, nur war auch schon die letzten 6 Jahre eine "Reform" von Obamacare utopisch, einfach weil die Dems nur für 2 Jahre die nötigen Mehrheiten hatten das auch durchzubringen und danach gabs Totalblockade und Schmierentheater.


>und allein da keine Perspektive zu haben macht sie natürlich approachable für verschlimmbesserungen, wo die Republikaner dann öffentlich Charlie Brown den Football wegnehmen können, aber das Weiße Haus auch mehr oder weniger das bekommt, was es will

Diese Geschichte basiert auf der Annahme dass eine Seite zu dumm ist, über Jahrzehnte hinweg, um aus ihren Fehlern zu lernen.  In Wirklichkeit gab es bei den Deals in den 90ern auch von den Republikanern noch Zugeständnisse an die Dems (Low Income Earned Tax Credits, Ausweitung von Medicare/aid (weiss jetzt nicht)) die sie anderweitig nicht bekommen hätten.  Spätestens seit den Obama Jahren ist dem nicht mehr der Fall.

>Es hätte kein politisches Projekt gegeben, dass die Republikaner so in Rage gebracht hätte wie Obamacare damals.

Obamacare wäre nach wie vor Law of the Land (ist es ja jetzt noch).  Ich sehe keinerlei Gründe für die Annahme dass die Repbulikaner angefangen hätten Clinton gegenüber moderater aufzutreten.  Und die Obama Ära Shutdowns waren ja auch reine Show die den Repbulikanern keine konkreten Zugeständnisse einbrachten.


>Zudem hätte sich Clinton aussen- und sicherheitspolitisch als Falke positioniert und Bibi mit Handkuss empfangen, eventuell auch Republikaner auf entsprechenden Positionen im Kabinett und im Security Council besetzt usw.

Ideologisch gibts Außen weniger Differenzen, ja.  Andererseits hätte Clinton niemals Dummheiten wie Irak 2003 begangen.


>Puh, ja. Aber man darf sich nicht vormachen, dass dann "alles gut" wäre und der Otto Normalamerikaner auch nur einen Iota weniger Grund hätte, sehr sorgenvoll abends schlafen zu gehen. Das Morden, die soziale Kälte, das Wohlstandsgefälle, alles würde weniger polarisieren. Das Wohlbefinden einer Nation wieder ausschließlich in Wirtschaftsdaten gemessen.

Das ist jetzt die beliebte Linke Theorie wonach die sozialen Gegensätze jetzt endlich "dialektisch" an die Oberfläche gebracht werden und aufgrund ihrer Zuspitzung deshalb Hoffnung auf Lösung derselben besteht.  Das funktioniert so aber nicht.  Es geht einfach immer und immmer weiter, Hoover war nicht das Ende der Geschichte, Reagan war es auch nicht.  Die  Leute morden und hungern einfach weiter, bis man die Institutionen so reformiert dass sie das nichtmehr tun.  Gut alternativ gabs noch Faschismus mit Gulags und KZs (siehe "Kuhle Wampe", wo sich die KPD noch 1932 auf die Sozialistische Zukunft Deutschlands freute).

>Wie gesagt, für mich unerklärlich, wieso sich da nicht automatisch eine schlagfertige dritte Kraft entwickelt. Bzw. nur durch öde und wahrscheinlich nicht richtig überzeugend anwendbare marxistische Theorie zu erklären (Isolation der "workforce" untereinander und voneinander etc.).

Die Logik des Wahlsystems verhindert das sehr gut [https://en.wikipedia.org/wiki/Duverger%27s_law], die föderale Struktur tut ihr übriges.  Wobei das ja nicht bedeutet das es keine Veränderungen gibt, siehe Nixons Southern Strategy wo Reps und Dems quasi über nacht ihre Wählerschaft im Süden ausgetauscht haben.


>Das ist mir schon klar. Ich gebe nur zu bedenken, dass diese Agenda von Natur aus nicht viel geboten hätte

Gib Demokraten die Präsidentschaft, 4 Jahre Filibuster freie Mehrheiten und einen demokratisch dominierten Supreme Court und dann sehen wir woraus sie wirklich gemacht sind (Roosevelt, LBJ). [https://en.wikipedia.org/wiki/Party_divisions_of_United_States_Congresses]
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