Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 17.05.2017 20:52 Uhr
Thema: Re:Nochmal: Niemand kann ernsthaft ein Impeachment wollen Antwort auf: Re:Nochmal: Niemand kann ernsthaft ein Impeachment wollen von Seriös
>>Jein, Florida kommt noch dazu
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>Nicht wenn sie die gewonnen hätte.
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>>aber mal ganz im Ernst: Normalerweise hätte es nie so knapp werden dürfen. Trump hätte nichtmal in die Nähe eines Sieges kommen dürfen. Und wenn die Zahl der Wähler, die noch hätten überzeugt werden müssen, so klein ist - warum hat das nicht geklappt?
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>"Extreme Partisanship" + die Leute sind nach 8 Jahren eher in Wechselstimmung + Clinton als Establishment Kandidat + geringerer Schwarzer Turnout + weite Teile der weißen Unterschicht sind auf Trumps populitische Gesten reingefallen + Comey Brief + Electoral College System -> alles zusammen liefert eine wesentlich bessere Erklärung für das hauchdünne Wahlergebnis als Horcerace Erklärungen (oder simple Rassissmus/Sexismus Vorwürfe).


Hm, weiß nicht. Wenn ein Kandidat einer Partei für zwei Amtszeiten gewählt wurde und danach es noch schaffte, einen eigenen Kandidaten als Nachfolger durchzusetzen, eher die Republikaner. Obwohl das jetzt so große Zeiträume abdeckt, dass das jetzt kein nützlicher Beweis für irgendwas wäre. Aber ja, das meiste davon sind alles Gründe, die dazu beigetragen haben und doch nicht alles. Aber es sind natürlich auch nicht die knalligen Highlights, die in der Tagespresse bis zum gehtnichtmehr durchgethinkpieced werden.

>>Popular Vote hin oder her, sie hat die Wahl nicht NUR wegen Gerrymandering verloren
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>Gerrymandering spielt für die Präsidentwahl so oder so keine Rolle, das ist ein Problem fürs House.


Ja, ich meinte was anderes. Andererseits ist das Electoral College fast schon sowas wie Gerrymandering, im allerweitesten Sinne, da es ja auch gewisse Zonen zieht, in denen es widerum wahrscheinlicher ist, dass der und der Kandidat gewählt wird, und diese Stimmen dann gebündelt werden. Aber ja, diese Grenzen hat niemand in jüngerer Zeit willkürlich gezogen; dieses anrüchig-vorsatzvoll gestalterische fehlt. Aber allein das niemand es ernsthaft abschaffen will ist doch auch schon gaga.

>>oder wegen Pizzagate, sondern weil sie einfach nichts anzubieten hatte.
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>Die Frage ist eher was sie bei einem von Republikanern dominierten Kongress tatsächlich durchbekommen hätte.  


Nichts, aber sie hätte auch keine Politik der Konfrontation gemacht, sondern wahrscheinlich (Eher: Ziemlich sicher) mit einem republikanischen Kongress mitgearbeitet und es wäre bei den üblichen Mätzchen geblieben. Sie hätte ja niemals Obamacare sinnvoll reformieren wollen, und allein da keine Perspektive zu haben macht sie natürlich approachable für verschlimmbesserungen, wo die Republikaner dann öffentlich Charlie Brown den Football wegnehmen können, aber das Weiße Haus auch mehr oder weniger das bekommt, was es will (Staatlich finanzierte Apps, um ein Uber zur nächsten Notaufnahme zu nehmen, mit 70% Eigenbeteiligung freilich, wo kommen wir da hin).

Es hätte kein politisches Projekt gegeben, dass die Republikaner so in Rage gebracht hätte wie Obamacare damals. Sowas wie einen Government Shutdown hätten sie (GOP) an nichts ausbrechen lassen können. Zudem hätte sich Clinton aussen- und sicherheitspolitisch als Falke positioniert und Bibi mit Handkuss empfangen, eventuell auch Republikaner auf entsprechenden Positionen im Kabinett und im Security Council besetzt usw.

Halt business as usual, und nicht das "screaming garbage fire" das gerade lodert, wenn auch, zugegebenermaßen, sehr unterhaltsam.

Ich weiß noch, wie ich unter Bush und auch unter Obama alle paar Monate anfing, für ein paar Monate Daily Show und diesen Shit zu gucken um es dann wieder für mehrere Monate komplett sein zu lassen, weil es einen wahnsinnig macht. Und auch die Echauffage dazu immer müßiger und "mercenary" wirkt, wie so ein Job wie andere auch. "Ich bin bei der Müllabfuhr, und mein Mann macht sich über unseren dummen König und seinen Hofstaat lustig, it's a living!" Schrecklich. Amerikanische Tagespolitik ist die kopfschmerzinduzierendste Scheiße der Welt. Daran sind sich sogar alle immer sehr demonstativ einig, aber... es passiert einfach nichts. Wie so ein Naturgesetz wird es hingenommen. Das ist mega gruselig, weil es hier immer mal wieder in die Richtung kippt, genauso zu laufen. 16 Jahre Kohl, dann Schröder, jetzt wieder hundert Jahre Merkel, und die meiste Zeit davon hatten zumindest Bimbes und Merkel eine rischtisch rischtisch ruhige Kugel schieben können, während zyklisch die allerschlimmsten Deppen (Norbert Röttgen, K-TzG, Schavan) rausrotiert wurden . Und es wurde trotzdem weitergewählt. Es wird auch immer noch weitergewählt werden. Dieses unsere Dödelland wird wahrscheinlich Jamaika-Koalition oder gleich straight-up Schwatzgelb bekommen, wie noch unter Westerwelle (Inshallah, habib, isch küsse deine Augen im Paradies!).  

>Ich halte es für nicht unabwegig dass die Republikaner Garland auf Jahre hin unbestätigt gelassen hätten.

Nee, aber es wäre auch nicht so wahrscheinlich. Hillary ordert dann dankenswerterweise ein paar neue Sextoys von Raytheon und die Republikaner können in ihren Wahlkreisen deren Politik verkaufen, umgekehrt kriegt sie ihren Supreme Judge, tut Obama noch nachträglich was Gutes (Nicht das es sie jucken würde, aber wenn's umsonst ist, kann man's ja mitnehmen!) und ganz Washington könnte sich wieder als totally bipartisan und "fully functional" verkaufen, auch das ist eine Sache, die sowohl Demokraten als auch Republikaner wollten, zumal die Tea Party stark an Einfluss verloren hat. Dafür hätten dann widerum die Republikaner darauf bestanden, dass sie nach Ruth Bader Ginsburgs Ableben Graf Dracula für den Supreme Court nominiert, und in alter Charlie-Brown-Lucy-Tradition hätte sie auch brav mitgespielt, weil das ja nur fair ist und man ja ohnehin ja nur das Beste für das Land will und blablabla. Anstatt halt eine dann afaik sogar liberale Mehrheit einfach auf Zeit zu spielen und zu kalkulieren, das Trump in acht Jahren den Arsch zumacht anstatt dann nochmal zu kandidieren.

>Aber selbst wenn wäre das dem jetzt Zustand tausendmal vorzuziehen.

Puh, ja. Aber man darf sich nicht vormachen, dass dann "alles gut" wäre und der Otto Normalamerikaner auch nur einen Iota weniger Grund hätte, sehr sorgenvoll abends schlafen zu gehen. Das Morden, die soziale Kälte, das Wohlstandsgefälle, alles würde weniger polarisieren. Das Wohlbefinden einer Nation wieder ausschließlich in Wirtschaftsdaten gemessen.

Jetzt finden wenigstens wieder zarte Ansätze von Grundsatzdiskussionen statt. Die Menschen werden dazu gezwungen, sich zu verhalten. Das ist total Scheiße, weil hier hier von "Verhalten" gegenüber Deportationen und all sowas sprechen. Aber Clinton hätte genauso wenig aufgehört, einfach mehr Druck auf den Kessel zu geben. Das ist ja das beschissene. So grotesk das jetzt alles aussieht, es ist halt die Peter-Steiners-Theaterstadel-Variante von Sachen, die ohnehin schon lange fatal aus dem Ruder gelaufen sind. Es ist nicht so, dass die USA plötzlich ein tief gespaltenes Land sind, das waren sie in irgendeiner Form immer schon. Aber dieser ganze zivilisatorische Kitt ist nicht mehr nur am bröseln, er fällt in richtig dicken Brocken runter und die ganze Bude wackelt. Wie gesagt, für mich unerklärlich, wieso sich da nicht automatisch eine schlagfertige dritte Kraft entwickelt. Bzw. nur durch öde und wahrscheinlich nicht richtig überzeugend anwendbare marxistische Theorie zu erklären (Isolation der "workforce" untereinander und voneinander etc.).

>>Ha, ja. Stimmt, hab ich auch gar nicht so viel drüber nachgedacht, wie eine Clinton presidency aussähe. Nicht hübsch auf jeden Fall, aber geräuschlos.
>
>Sicher nicht.  Der Geräuschpegel durch Republikaner wäre enorm.  


Puh... ich weiß nicht. Wie gesagt, sie würde ihnen so oder so in den Arsch kriechen, selbst wenn sie es nicht müsste. It's just a thing they do. Das Pack der "Lock her up"-Plärrer wäre natürlich da, aber das würde sich in Wohlgefallen auflösen so wie die ganze Trump-Kampagne sich in Wohlgefallen aufgelöst hätte, hätte sie halt nicht gewonnen. Das wäre so eine rassistische, misogyne fad gewesen und dann wäre das vorbei, die Leute würden halt immer noch über sie hetzen, aber sie würden über die allermeisten demokratischen Präsidenten hetzen, also wayne. Bzw. halt eben doch nicht wayne.

>Man muss sich aber eben mal klar werden dass ein Präsidialsystem nicht wie unsere Parlamentarischen Systeme funktionieren.  Der Präsident und Kongress sind zwei ebenbürtige Entitäten.  Wenn House und Senate durch die gegnerische Partei dominiert werden können die demzufolge dem gegnerischen Präsidenten, je nach Bereich, tatsächlich oder zumindest symbolisch empfindlich in der Durchsetzung seiner Agenda stören.  

Das ist mir schon klar. Ich gebe nur zu bedenken, dass diese Agenda von Natur aus nicht viel geboten hätte, an dem sich die Republikaner hätten stören können, ohne dabei ihrer eigenen Agenda zu widersprechen. Das haben die sicherlich auch alles schon durchgespielt in ihren thinktanks und den ganzen anderen extrem nützlichen Geldverbrennungsmaschinen, die man sich in dem Metier so hält. Ha, geil, die Aussicht, nicht nur die "Donald J. Trump Presdential Library" (Inhalt: Eine random Ausgabe von "Spiderman" aus den Siebzigern) noch erleben zu dürfen, sondern auch das "Donald Trump & Jared Kushner Institute for Peace in the Middle East", einfach nur geil.

>Bei uns hat die Regierung per Definition immer mindestens eine Pluralität der Parlamentarier hinter sich und damit erübrigt sich dann Affentheater wie 50 mal symbolisch über Obamacare abzustimmen.

Ich will nicht ausschließen, dass es dann wieder zu Verhältnissen wie 2010 kommen könnte, aber ich bin mir sicher, dass Clinton-WiehießernochmalderihrVizepräsidentschaftskandidat einen Plan für den Fall hatten, um genau das zu vermeiden. Ich gehe auch nicht davon aus, dass Clinton sich zu ihrer Zeit im Aussenministerium voll in Obamas Staff integriert fühlte, aber das ist zugegebenermaßen einfach nur meine Küchenpsychologie und durch nichts belegbar. Die Art, wie Obeezy und sie sich damals angekeilt hatten war ja, Stand damals, auch nicht unbedingt Usus. Naja, müßig, sich darüber seinen schönen Kopf zu zerbrechen.

Edit: Bernie Sanders hingegen hätte der Kongress als Präsident die Hölle auf Erden bereitet, keine Frage.

***Diese Nachricht wurde von Felix Deutschland am 17.05.2017 21:00 bearbeitet.***
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