membran  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 18.04.2017 12:28 Uhr
Thema: Wissenschaftsbashing: Die Strategie des Anzweifelns Antwort auf: ++ PP-News ++ Fake-News ++ Knallpresse ++ Druckfrisch ++ von Don Cosmo
[http://www.infosperber.ch/Artikel/Medien/False-balance-in-den-Medien---am-Beispiel-des-Klimawandels]

Das Rezept ist einfach: Man nehme eine wissenschaftlich nachgewiesene Tatsache und ziehe sie in Zweifel. Zum Beispiel indem man die Ausgangsfrage aufs Neue stellt, als hätte es nie eine Antwort darauf gegeben. Oder indem man schlicht etwas anderes behauptet. Dann teile man den Medien mit, dass die journalistische Ausgewogenheit gebiete, über diese vom wissenschaftlichen Konsens abweichende Meinung zu berichten. Teils tun Medien dies geflissentlich – und schon entsteht der Eindruck einer Kontroverse über ein Thema, das eigentlich längst erledigt war.

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Den nicht genehmen WissenschaftlerInnen wurde ihre wissenschaftliche Redlichkeit zum Nachteil ausgelegt. Das geht ganz simpel, denn Wissenschaft stellt ihre Ergebnisse nie mit 100%-iger Sicherheit dar. (...) Differenzierungen, Aussagen in Prozenten sowie Risikoabwägungen wurden der Forschung gezielt als Ungenauigkeit und Wissenslücke ausgelegt. Wo Wahrscheinlichkeiten – seien sie noch so hoch – als wissenschaftliches Resultat präsentiert werden, springt der Zweifel in die Prozentlücke: Genau da, so der politisch motivierte, rhetorische Winkelzug, könnte ja der eigentliche Ort der Wahrheit liegen.

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Plötzlich werden aus vermeintlichen Fairnessgründen Minderheitsmeinungen und Behauptungen, die nicht auf solider Forschung beruhen, medial gleich gewichtet wie die wissenschaftliche Konsensmeinung. Damit erreicht Wissenschaftsbashing sein Ziel: Es wird der Anschein einer Kontroverse erweckt. Man nennt dieses Medienphänomen «false balance». Davon spricht auch der ETH-Klimaforscher Reto Knutti: Mit dieser Strategie werde aktuell in den USA «vorgegaukelt, es gäbe einen Streit unter Experten: Zu einer Anhörung im Parlament vergangene Woche wurden vier Klimaforscher eingeladen; einer vertritt den wissenschaftlichen Konsens, die anderen drei stehen für eine gegenläufige Minderheitsmeinung ein. Wer recht hat, ist irrelevant – es reicht der Eindruck, dass alles umstritten ist»

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Rest des Artikels auch sehr lesenswert. Besonders fies wird es ja, wenn Wissenschaftler sich von einer Lobbyisten kaufen lassen und ihre über Jahrzehnte aufgebaute Reputation nun dafür vergülden, um Bullshit-Aussagen Glaubwürdigkeit zu verleihen. Nichts Neues, klar, aber sowas sollte man immer im Hinterkopf haben, wenn ein "gestandener" Forscher (kein TV "Experte"!) gegen eine überwältigend große Mehrheitsmeinung / gegen den Konsens zu einem Thema antritt:


Ihre bisherige Vita verlieh diesen Forschern eine Glaubwürdigkeit, die sie aber nur noch im Feldzug gegen die Wissenschaft einsetzten. Kein eigenes, nennenswertes Forschungsresultat hatten sie von da an zu bieten, sie verlegten stattdessen ihre Kräfte darauf, «das Werk und die Reputation anderer» anzugreifen.

***Diese Nachricht wurde von membran am 18.04.2017 12:30 bearbeitet.***
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