Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 13.03.2017 18:41 Uhr
Thema: Re:16.000 Handys für die Berliner Polizei? Antwort auf: Re:16.000 Handys für die Berliner Polizei? von dixip
>>dass der mittlerweile auch gut anderthalb jahrzehnte alte Digitalfunk sonderlich schwieriger abzuhören sein dürfte als Handys.
>
>Ist denn nicht der Hauptgrund für ein eigenes Digitalfunknetz, dass das auch funktioniert, wenn die privaten Mobilfunknetze grad komplett zusammenbrechen, was ja afaik bei jeder mittelgroßen Katastrophe in letzter Zeit immer der Fall war!?


Der Digitalfunk war so weit ich weiß generell ein großes Problem, bzw. die Umstellung auf ihn. In Berlin hat man das halt nur noch nicht wirklich gelöst.

Das ist ein spezifisch Berlinerisches Problem, dass die Verwaltung nicht hinter der Bevölkerungsentwicklung hinterherkommt und direkte Folge des Sparkurses einer hochverschuldeten Stadt. Das Ergebnis mag ein liberaleres Lebensgefühl sein, wird aber erkauft durch einen unter dieser Oberfläche erheblich härter gewordenen Überlebenskampf, den du halt als Startup-Justus nur mitbekommst, wenn du den ÖPNV benutzt. Die Apathie gegenüber Elend zieht sich stringent von der Alltagserfahrung der Bürger hinein in die Verwaltung. Ähnlich wie in Washington D.C. (Aber natürlich aus historisch wild differierenden Gründen) existiert eine fast hermetische Trennung zwischen komplett unterschiedlichen Bevölkerungsschichten; in Berlin erfolgt sie halt nur nicht mit derselben geografischen Sauberkeit.

[http://www.zeit.de/2017/06/berliner-polizei-sparprogramme-personalmangel-ueberforderung]

Die darin geschilderten Probleme kannst du gleich in andere Dezernate mit hineindenken, besonders problematisch natürlich der Sektor Jugend/Soziales. Da leiden seit Jahren sicherlich hunderttausende an krassesten Sparmaßnahmen. Die Schulen hier haben ja den legendären Ruf, ständig auseinanderzubröseln. Aber auch so Sachen wie die Jugendämter. Diese ganze LaGeSo-Geschichte. Es wird sich nichtmal mehr drüber aufgeregt, dass da nicht mehr getan wird, weil halt kein Geld. Und im Ergebnis hilft so eine Stimmung dann den extrem Rechten. Die zumindest ausserhalb des S-Bahn-Rings mittlerweile zweitstärkste bis stärkste Kraft sind. Und die Spirale wird sich weiterdrehen, mehr gelebter Neoliberalismus der sich mit linkem Kalendersprüchegedöns schmückt und mit der Kernfamilie einbunkert und dem Gesocks, dem gesagt wird, geh halt woanders hin. Aber geilerweise ist diese Stadt halt so riesig und so unkontrollierbar, das sich das eventuell sogar immer alles innerhalb der Stadt bewegen wird, wie so eine Luftblase unter einer Displayschutzfolie, die man mit dem Finger von links nach rechts schiebt.

Es sei denn, irgendwann macht wirklich nochmal der Flughafen auf, dann kommen die ganzen Spanier und Engländer und es wird wirklich ein gigantischer Reichenzoo von Wannsee bis Köpenick im Stile des Potsdamer Platzes.
< Auf diese Nachricht antworten >