Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 31.12.2016 17:58 Uhr
Thema: Re:Needs moar context Antwort auf: Re:Needs moar context von membran
>>Nicht falsch verstehen, die Bilder sind toll, aber je länger ich mir so ne Strecke angucke, umso mehr macht es mich wahnsinnig, dass das ganze auch von dem Zusammensteller selbst als "Dump" begriffen wird, als sprichwörtliche Müllkippe/Loseblattsammlung, wo man, wenn man das Pech hat zu den einzelnen Bildern mehr Gedanken zu entwicklen als "Ah, cool" dann der Gelackmeierte ist, der drauf hoffen muss, dass das bißchen an Kontext zumindest zutreffend ist und sich ansonsten keinen Reim drauf machen kann.
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>Dieses "Dump"-Zeug ist halt imgur Jargon. Vermutlich auch eine Anspielung darauf, dass solche Dumps in einer Sitzung auf dem Schacht genossen werden. Unpassend bei diesem Thema? Ja. Egal? Schon.


Es geht mir gar nicht um Fragen der Moral oder Pietät, sondern den (wahrscheinlich sehr spezifischen) Ordnungsdrang meines Gehirns. Sprache ist zudem ein durch und durch selbsgemachtes Werkzeug zur inhaltlichen Erschließung der Welt um einen herum, und ich bin der Überzeugung, dass sie nicht nur wiedergibt, sondern auch definiert, wie wir die Welt sehen und begreifen.

Gerade das Thema "Postmoderne" (Und diese Bilderdumps sind superduper postmodern, aus so vielen Blickwinkeln) ist eines, das mich seit dem Studium fasziniert. Der ganze Begriff beinhaltet so viele interessante, für das semantisch-inhaltliche Verständnis der Gegenwart wichtige Muster und begrifflich gemachte Denkmechanismen.

So wie bei Film: Ein Film wie "Kooyaanisquatsi", was ein wenig in die Richtung dieser imgur-dumps geht, aber eben einen klaren Focus, ein Thema, einen inhaltlichen roten Faden hat, ist zwar sehr "chillig", "trippy" usw. (sehr filmwissenschaftliche Begriffe, hähähäh), aber eben auch kohärent. Schade, dass Clubmaster nur noch SEHR selten hier herumschleicht, der würde das gerade lieben.
Auf der anderen Seite hast du, zum Beispiel, einen Karton Dias mit Familienfotos von vor 30 Jahren auf dem Dachboden. Und nichtmal Familienfotos der eigenen Familie, einfach irgendwelche Familienfotos, oder schlicht irgendwelche Fotos. Ist die Wandzeitung, die ein Drittklässler zum Thema "Lecker Essen" gemacht hat, postmoderne Kunst oder einfach random shit, mit Prittstift auf Bastelkarton fixiert? Wann hört ein Mondo-Film auf und wird zu ner Youtube-Compilation, oder einfach nem mega schlecht kuratierten VHS-Aufzeichnungstape?

Ich brauche, wenn ich mir irgendwas reinziehe, trotz allem ein Minimum an Ordnung, Anleitung, Sinn. Und ich glaube, da es ganze Wissenschaftszweige gibt die sich genau damit beschäftigen, dass ich da nicht der einzige bin.

Ich finds einfach interessant. Anderen mag das nichts ausmachen, aber bei mir verursacht diese randomness fast physische Schmerzen. Das ist auch keine Frage der Intelligenz, in der einen wie in der anderen Richtung. Vielleicht fällt es eher negativ auf mich zurück, weil ich wie ein Kind, das Monster unter seinem Bett vermutet, für alles was ich nicht verstehe oder zuordnen kann ein Muster brauche, anstatt Chaos einfach zu akzeptieren und das Beste für sich selbst da rauszuziehen. Wer weiß?  

>>Ich find das total furchtbar. Zu so vielen Aufnahmen würde ich gerne mehr wissen, als gleich die nächste, völlig zusammenhanglose Aufnahme hingeschmissen zu kriegen.
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>Ich fand es anbetrachts des etwas sperrigen Aufwands, den es braucht, ein Imgur Album zu untertiteln, schon angenehm, dass der Uploader sich die Mühe gemacht hat, zu ein paar hundert Fotos wenigstens eine schnelle zeitliche und örtliche Einordung zu geben (ob das alles so stimmt, ist eine andere Frage).


Ja, und da die ganzen Edits und Errata sich ja auch dort wiederfinden, schwindet bei mir mit zunehmender Lesedauer auch das Vertrauen in diese Textbeifügungen. Auch ein eher unschöner Effekt.

>Ansonsten macht man halt (im Chrome) einen Rechtsklick auf das Bild, dessen Kontext einen genauer interessiert, "search google for this image" und findet genau jenen.
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>Dass die Präsentation der Bilder keinem roten Faden folgt, sehe ich ihm nach. Ich finde es sogar ganz angenehm, nicht erahnen zu können, was das nächste Bild sein wird.


Hm.
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