Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 16.11.2016 16:28 Uhr
Thema: Re:Addendum 2 Antwort auf: Re:Addendum 2 von membran
>>Ausserdem hat Trump den wütenden Mob hinter sich, der nur auf eine Gelegenheit wartet, wegen irgendwelcher Entscheidungen des Establishments durchzudrehen (Stichwort "drain the swamp").
>
>Jetzt mal abgesehen davon, ob man es ihm abkauft oder nicht, ob er zu schnell "normalized" wird... ich finde es im Hinblick auf den "wütenden Mob" seltsam, dass Trump so mühelos rudern kann, wie er will. Irgendwo habe ich den Kommentar gelesen, dass der Trump, der da seine Siegesrede gehalten hat, schon überhaupt nichts mehr mit dem Trump der Rallys zu tun hatte.


Augenwischerei. Da werden jetzt die amerikanischen Höflichkeitsrituale abgespult, bei denen Trump nur verlieren würde, wenn er da auf Krawall gebürstet antreten täte. Man muss auch bedenken, dass der Mann wohl selbst mit am meisten schockiert von seinem Wahlsieg ist. Selbst sein Rudern, das dürfte mittlerweile klar sein, unterliegt noch der Gefahr weiterem Ruderns. Er erwägt, neben Rudy Giuliani, auch den ehemaligen UN-Botschafter John Bolton als Außenminister, welcher ein prominenter Verteidiger des Irakkriegs war und gegen den Protest des Parlaments von der Bush-Regierung durchgedrückt wurde. Trump, der erst für, und dann gegen den Irakkrieg war (und dem es eigentlich wurscht war).

Wenn einer es geschafft hat, persönliche, psychische und inhaltliche, ähm, Defizite völlig irrelevant erscheinen zu lassen, dann Trump. Die ganzen verstrahlten Omis, die den gewählt haben, finden den so oder so putzig, ob er Pussies grabbed oder das Gegenteil von dem macht, was er morgens getwittert hat, he can do no wrong. Boys will be boys! Schon in der Wahlnacht haben Trump-Wähler gesagt, dass sie das mit der Mauer ja eh nicht wörtlich verstanden haben wissen wollen (WIE DENN SONST?! ARRRRGH!). Der hat bei denen buchstäblich unendlichen Kredit. In krassem Kontrast zum Parteiestablishment.

Einer der wenigen, die Trump aus ihrer Position angreifen könnten ohne Glaubwürdigkeitsverlust (Allerdings auch ohne irgendwelchen Einfluss) wäre ausgerechnet Ted Cruz. Da wird eine ganz neue Generation an komplettmutierten Volksvertretern eingeritten gerade, es wäre saulustig, wenn es nicht so saugefährlich wäre.

>Lock her up? Wonderful person, hard working. Build a wall? A fence will probably suffice in places (1/3 der Grenze *hat* eh schon einen Zaun). 11 million illegals? 2 million criminals. Outlaw homosexual marriage? Supreme court has already ruled on it. Abolish Obamacare? We will keep some stuff of it. Und so weiter und so fort. Ich bin gespannt, wie er kommendes Jahr seine Meinung zum Klimawandel auswürfelt. Oder zur NATO.

Erstmal wird er sich NAFTA annehmen und da evtl. sogar ein paar symbolische Erfolge verbuchen können.

Im best case scenario wird die nächsten vier Jahre bloß ganz normal die vertiefende Balkanisierung der USA vorangepusht, den ganzen Landeiern ihr Grundwasser toxisch gefracked und zum Dank auch noch die letzte Sozialleistungen gestrichen, damit man schön mit Methlabor zum "self-sufficient entrepreneur" reifen kann. Solange nirgendwo auf der Welt die Kacke auf die dumme Idee kommt, zu dampfen.

This is gonna end well.

>Außerdem: "Don't be afraid", hatte er in 60s minutes dem Volk zu sagen. Das muss man sich mal vor Augen halten. Don't be afraid. Huargh.

Be very afraid.
< Auf diese Nachricht antworten >