Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 16.11.2016 01:05 Uhr
Thema: "Wages - Future Tales Of A Hired Gun" von Zack Parsons Antwort auf: Lesen und Spaß dabei. von Michael K.
Parsons ist, seit ich denken kann, frontpage article Autor bei Somethingawful.com (Dem Forum mit ner vorgeschalteten Satire-Website, die kaum jemand liest) und hat durch seine überausführlichen Reviews von Rollenspiel-Quellenbüchern, Neonazi-Foren und Pornos schon früh meinen Geschmack geprägt, was ich gerne im Internet lese.

Schon damals ist er unter die self-published Autoren gegangen mit einem Buch über Nazi-Superwaffen ("My Tank Is Fight"), "Wages" dürfte das erste an Fiction sein, was er so veröffentlicht hat.

Das Buch ist in vier Episoden unterteilt, die über mehrere Jahrzehnte verteilt sind. Im Mittelpunkt steht immer dieselbe Figur, ein weitgehend namenloser Badass, dem direkt im ersten Kapitel die halbe Visage vom Projektil eines Raketenwerfers zermatscht wird. Im großen und ganzen ist der schmale Band (Auch, wenn es ein eBook ist, kann ich ja sehen, wie lang der Text ist...) actionorientierte Military Fiction im Not-so-far-away-Future-Setting, der imho (!) leider ein wenig die Steckenpferde des Autors anzusehen sind, namentlich eine Fixation auf militärisches Gerät jeglicher Art und einem eher hemdsärmeligen Zugang zu Plotting. Einiges an Onelinern, denen man anmerkt, dass Parsons zu der Sorte an Spöttern gehört, die ihr Sujet tatsächlich lieben (Als wenn das nicht schon ohnehin klargesehen wäre). Das kann man cringy finden oder super, bei mir ist es hit-or-miss. Mal machts mir nichts aus, mal sehe ich den Jungen mit seinen MASK-Actionfiguren erheblich zu deutlich durchscheinen für meinen Geschmack. Die einzelnen Stories haben einen wie gesagt sehr pragmatischen Zugang zu Story und fühlen sich an wie Tabletop-RPG-Kampagnen oder Videospiellevels mitsamt GTAesquen Cutscenes vor und nach dem Geballer.

Aber die ebenso immer wieder durchscheinenden satirischen Spitzen passten zur Zeit irgendwie ganz gut zum restlichen Geschehen. In Wages sind die USA längst auseinandergefallen in gleich mehrere Bananenrepubliken, Militärdiktaturen und christlich-extremistische Enklaven, und die Welt eine Mischung aus Idiocracy und Nord-Somalia. Das ist zynisch wie Sau und muss deswegen auch mit Vorsicht oder einer gesunden Distanz zum Weltgeschehen gelesen werden, aber wenn man ein wenig in der Stimmung ist für unapologetisch degoutistisches Gedankengut wird man hier sehr fündig.

Würde als TV-Mehrteiler oder Serie eine gute Ergänzung zu "Strike Back" machen, der HBO/Sky-Serie über Militär-Badass-Leute die badass Militärshit machen. Nur weniger auf dem weltpolitischen und mehr auf dem Riot-Control-Level.

Kann man lesen.
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