Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 04.11.2016 14:32 Uhr
Thema: Re:Geld für Podcasts Antwort auf: Geld für Podcasts von TheKing28
>Im Bereich der Gamingpodcasts gab es in letzter Zeit mehrere Podcasts die aktiv Geld einwerben. Ich finde das gut, obwohl ich selber nicht bereit bin für so etwas regelmäßig monatlich Geld auszugeben.
>
>Was ich nicht verstehe ist, warum Hörer bereit sind 15 Dollar im Monat für Audio auszugeben. Kann mir das jemand erklären?


Gute Frage. Einer meiner Lieblingspodcasts, We Hate Movies, haben letztens einen Patreon gestartet, der ziemlich rasch über 6000 Dollar im Monat einspielte. Wie bei Kickstarter ist bestimmter Content an Donation-Tiers gekoppelt, und für acht Dollar im Monat (Also fast soviel wie für fucking Netflix) gibt es deren Spinoff-Podcast, wo sie über alte Star-Trek-Folgen reden, und ein paar Neben-Podcasts die es sonst immer umsonst gab (Animation Damnation, wo sie über bekackte 80er-Jahre-Zeichentrickserien reden). So sehr ich die Brüder mag, aber nein. Kann hier keiner bezahlen, und der Gegenwert ist... nunja.

Letztens auch gesehen, wie der deutsche Gaming-Podcast "Auf ein Bier", der mir gänzlich unbekannt war (Ich höre keine deutschsprachigen Podcasts! Wer macht denn sowas? Pfzt!), auf dieselbe Tour an über 8000 Euro pro Monat kam. 8000 Euro. Pro Monat. Wenn ich mir das mit Alex teilen würde, würde ich immer noch saugut verdienen (Vor allem für nen fucking Podcast!!1). Das kitzelt natürlich die Gier. Aber auch wirklich nur die Gier. Laufende Kosten wären schon mit 60 Euro pro Monat abgedeckt locker, dann könnten mehr Filme direkt angekauft werden, ohne dass man auf den Preis achten müsste. Wir würden dann aber auch nicht mehr Podcasts machen. Für 4000 Euro pro Monat würde ich mich auch mit Kusshand täglich auf den Bock schwingen und was vom Pferd erzählen, aber das ist ja pure Spinnerei.

Meine Erklärung ist, dass es eine neue Art von Mäzenentum ist, wo nicht ein irrsinnig reicher Dude 1 armem Schlucker einen dicken Batzen Geld gibt, sondern eine signifikante Anzahl solventer Zeitgenossen jeweils zehn Mark in den Hut schmeißen und sagen "Pfzt! Was kost' die Welt!" und aufgrund persönlicher Symphatie und "weil man's ihnen gönnt" spenden.

Ich bin erstmal froh, wenn wir überhaupt unsere ca. 20-30 Hörer halten können (Zuhörerzahlen tendenziell eher sinkend) und selber besser werden in unserem Kram. Utopische Fantasien wären ein professionelles Logo sowie ein Theme-Song mitsamt alternativer Variante für SCHOCKTOBER, aber das sind wie gesagt utopische Fantasien. Für deren Erfüllung bräuchte man wirklich was Geld. Aber wofür? Davon wird das Publikum auch nicht zwangsläufig größer.

We Hate Movies machen das schon seit locker sechs, sieben Jahren oder so und haben in der Zeit mehrere "Get rich quick-Scheme"-artige Monetarisierungsvarianten durchgespielt. In den USA sind Podcast-Netzwerke auch ein erheblich größeres Ding. Earwolf, Maximum Fun, Sideshow Network usw. Sowas gibts in Deutschland nicht wirklich, die drücken aber wirklich auf die Crosspromo-Tube und promoten sich gegenseitig in ihren Sendungen, zusätzlich zu den Werbespots. Ja, richtig gehört. Ich hätte persönlich auch nichts dagegen, Werbung zu machen, aber das Geld, dass dabei reinkommt, kann so viel nicht sein, und wer würde in einem Podcast, dessen Hörerschaft in einen Doppeldeckerbus passen würde, irgendwelche Werbung schalten? Speaking of commercials, check out Harrys.com, your new favourite shaving solution! Enter the bonus code "SOFIFE" to get 25% off of your first purchase, and get an extra tube of shaving balm when you enter the offer code "SOFIFE" before placing your order! Shave with Harrys, to look good when you seduce someone on your Casper matress! Casper Matresses - sleep like a baby on their innovative matresses, sponsored by Squarespace! When you need to build a website, you need Squarespace! Each customer support agent is a regular user of Squarespace and based in America!

Edit: Wobei wir das ne zeitlang gemacht haben, fällt mir gerade ein. Nach dem letzten Maximum-Fun-Pledgedrive haben wir mal 2 Dollah pro Monat an die Flop-House-Leute abgedrückt und dafür Zugang zu tatsächlich ganz lohnenden Bonusfolgen bekommen (Hatten sich schon ein paar angesammelt, die waren aber auch in zwei Tagen weggehört...). Aber nach drei, vier Monaten haben wir das natürlich auch eingestellt. Auch ne Frage - wie lange die Leute mit ihrem pledging dabeibleiben. Da sind sicherlich viele dabei, die das rasch wieder canceln, weil sie eigentlich lieber punktuell spenden möchten.

Aber ähnlich wie Kickstarter ist das nichts, worauf du sinnvoll ne Existenz fußen lassen kannst, es sei denn, du bist halt RICHTIG berühmt und hast ein Publikum, dass du mit normalsterblichen Mitteln nur bekommst, wenn du dich dem englischen Sprachraum hin öffnest.

***Diese Nachricht wurde von Felix Deutschland am 04.11.2016 17:11 bearbeitet.***
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