Sascha  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 25.10.2016 05:45 Uhr
Thema: DBRS, EZB und Portugal Antwort auf: Halt die Presse! von Icheherntion

"DBRS ist vor allem jenen ein Begriff, die sich für die finanzielle Lage der
Universität Ottawa interessieren oder für die Bonität der kanadischen Provinz
Saskatchewan. Sie ist also fast niemandem ein Begriff. Und doch ist es
ausgerechnet diese kleine Rating-Agentur mit Sitz in Kanada, die Portugal den
Zugang zum Kapitalmarkt offen- und ein zweites Rettungspaket vom Leib hält.
Und die Eurozone so vor einer erneuten Krise bewahrt.

Die DBRS verkündete ihre neue Bewertung portugiesischer Staatsanleihen. Und
die neue Bewertung blieb die alte. Im Gegensatz zu den großen Rating-Agenturen
gewährt DBRS Portugal trotz hoher Schulden erneut den Investment-Status. Die
wichtigste Nachricht, die dahinter steckt: Die Europäische Zentralbank (EZB)
darf durch das Rating auch weiterhin portugiesische Staatsanleihen kaufen.

Die Agenturen Standard & Poor's, Moody's und Fitch haben die Bewertung
portugiesischer Staatsanleihen schon vor fünf Jahren unter die Schwelle
"Investment Grade" gesenkt. Nur die DBRS weigert sich, die Papiere als
Schrottanleihen einzustufen. Das könnte reichlich egal sein - wenn die
EZB die DBRS nicht so wichtig nähme.

Seit Anfang 2015 kauft die EZB massenhaft Staatsanleihen der Euroländer, um
die Wirtschaft anzukurbeln. Das entlastet auch die Staatshaushalte. Denn die
größere Nachfrage nach den Anleihen lässt die Zinsen sinken - und damit die
Kosten des Schuldenmachens.

Die EZB hat aber Bedingungen für die Käufe aufgestellt: Mindestens eine der
vier anerkannten Rating-Agenturen muss die portugiesischen Anleihen mit dem
Investment-Status beurteilen - und diese eine ist seit fast fünf Jahren DBRS.

[http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/portugal-wie-eine-kleine-rating-agentur-die-eurozone-stuetzt-a-1117753.html]

Da erscheint das Drängen nach CETA auf einmal in einem ganz anderen Licht.
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