Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 18.10.2016 18:16 Uhr
Thema: Re:Buch und Würfel Antwort auf: Re:Buch und Würfel von membran
>>Das P&P.
>
>Ah ja, dachte ich mir schon wegen der D20. Oder W20, wie ein DSA'ler sagen würde!


Naja, in anderen Regelwerken auf Deutsch heißen die ja auch W-irgendwas. Egal.

>>irre, wie man damals zu Schmidt-Spiele-Zeiten bei DSA abgerippt wurde. 80 Mark für nen Karton mit nem entweder geklammerten oder geleimten Softcover-Büchlein; der DinA3-Karte (Wenn man GLÜCK hatte) und einem verschämten W20 mit zwei W6 (WENN MAN GLÜCK HATTE!) und ein paar schwarzweißen Kopiervorlagen.
>
>Ich habe mir davon auch diverse Kästen gekauft, irgendwie habe ich das ganze Lore Zeug gemocht und verschlungen, vor allem die Magiedinger, da waren die Bücher auch kleinformatig und dicker.


Damals fand ich das auch geil. Hab auch nen Magier gespielt, also musste "Götter, Magier und Geweihte" her für siebzsch Mark. Hatte auch "Most Bang for your Buck" mit dem Codex Custodium oder wie der hieß und lauter anderem Shit. Naja "Lauter", die üblichen paar Karten und zwei drei Würfel halt.

>Ich habe die Kästen sogar IMMER NOCH!

Irgendwo aufm Dachboden müssten die auch noch stehen. Es sei denn, meine Eltern können die physische Präsenz von meinem Schrott irgendwann nicht mehr verkraften und schaffen es ohne weitere Rücksprache zum Wertstoffhof, which is entirely within the realm of possibility.

>Und auch ein paar selber gemachte Abenteuer, dem Fieberwahn eines vierzehnjährigen Hirns entsprungen, mit wohlklingenden Titeln wie "Der Geist in der Mühle" und solche Schoten. LOL! Hab das Zeug beim letzten Umzug wiedergefunden und mal'n trip down memory lane gemacht.

Jo, ich hab auch auf Karopapier das Gruppenhauptquartier skizziert in meinen vielen, vielen, vielen Mußestunden. The virginity was strong in this one.

>Ich weiß auch noch, wie meine Eltern das Konzept nicht verstanden hatte.

Das Irrste ist: Ich hab das (Auch, wenn es denen exakt genauso ging) sogar mit denen gespielt, weil selbst denen im DomRep-Urlaub so langweilig war. Die hatten echt mega keinen Bock da drauf. Und nach zwei Abenden, die für die wahrscheinlich noch unangenehmer waren als für mich, war das Thema auch durch und es wurde beim abendlichen All-Inclusive-Pina-Colada über erwachsenenkram geredet bis ich um halb zehn ins bett gescheucht wurde.

>Die hatte mir mal so einen DSA Kasten zu Weihnachten geschenkt (Ich glaube es war DSA: "Dunkle Städte, Lichte Wälder", also das "Elfen und Zwerge"-Lore-Addon) und als ich den Kasten unterm Weihnachtsbaum aufriss, waren die etwas verwirrt, die hatten wohl ein Brettspiel oder so erwartet. "Wie, nur zwei Bücher?"

Berechtigte Frage.

>Jedenfalls, in der "Mysteria Arkana" schmökere ich immer noch gern. :)
>
>>Sehr überraschend, dass das nicht lange gut ging.
>
>Du meinst mit Schmidt Spiele?`Weil DSA gibt es anscheinend immer noch, nun bei "Ulisses Spiele". Die 5. Edition ist von 2015.


Jaja, das poppt halt immer mal wieder auf und verschwindet dann wieder und dann kauft doch wieder einer die Lizenz und es wird ne neue Regelrevision auf den Markt geschmissen (Allein, weil auf die vorigen Regelinkarnationen nochmal je drölf separate Copyrights für die einzelnen Quellenbücher bei unzähligen Autoren/Verlagen liegen dürften usw. usf.), weil du ja sonst mit herzlich wenig in dem Metier Geld verdienst.

Mit Schmidt Spiele ging damals halt DSA (für mich freilich) zum ersten mal vom Markt. Da war Magic schon lang der Hot Shit, der das Taschengeld wegsog, und natürlich Warhammer. War damals der einzige, der sein gesamtes Geld nur für Videospielzeitschriften und Musik ausgegeben hatte und das dicke Geburtstags- und religiöse-dingsfeste-Geld fürn PC ansparte.

>
>Gebundene Ausgabe 50 EUR, Taschenbuch für zwansch.
>[https://www.amazon.de/Das-Schwarze-Auge-Regelwerk-Regelwerke/dp/3957521033]


Nie wieder. Diesem Fantasy-Shit bin ich wirklich entwachsen. Ich mag das Setting nicht besonders, und selbst in Settings die ich mag (ASOIAF) hätte ich keinen Bock zu roleplayen, weil lame. Sogar Shadowrun, dessen Setting ich generell sehr geil finde, hat nervigen Quatsch drin wie Elfen-Nationen und Indianertänze zur Geisterbeschwörung. Das vermiest mir auch die Lore ein wenig, obwohl es teilweise auch geil ist (Große Drachen). Lässt halt mehr Vielfalt an Charakterklassen zu, aber welcher LAMER spielt einen Straßenmagier bei Shadowrun? Ja, die Figur ist nützlich, die Fertigkeiten besonders, aber DUDE. NOPE. Oder steigt hart fasziniert total deep in den ganzen Elfen-Kultur-Shit ein... ARGH. STOP IT. YOU'RE MAKING IT AWKWARD.

>Anscheinend haben sie sich vom "Kastensystem" gelöst und verkaufen nur noch in Buchform. Da gibt's noch entsprechende weitere Bücher, aber ich habe da jetzt auch nicht lang geguckt.

Es ist halt alles zusammengeschrumpft. Du kannst nicht mehr ein Portfolio mit 30 Erweiterungen anbieten und erwarten, dass die Leute einsehen, das alles schön komplett möglichst kaufen zu müssen. Da nimmst du für dein System ein dickes Grundregelbuch, mit dem du wirklich viel schonmal von Start weg machen kannst, ein Buch jeweils für Magier und Damagedealer die da nochmal in die Tiefe gehen, und sonst eben Szenarien (Bund-Deutscher-Länder-Buch bei Shadowrun oder "Cthulhu Gangsters" oder so). Das Schmidt-Spiele-Ära DSA hat die Spieler versucht, mit ner rundum-versorgung abzuholen, aber gerade sowas textbasiertes wie P&P, da gehört ja kaum große Intelligenz dazu, sich die wesentlichen Teile untereinander zukommen zu lassen und um House Rules zu erweitern. Gerade bei P&P kannst du dich darauf verlassen, dass es "User Generated Content" gibt, und in Zeiten des Internets auch viel besser zu teilen. Das "Modding" von P&P ist ja eine Sache, die quasi jeder macht, weil es so einfach ist. "Nee, wir würfeln jetzt nicht jedes mal, ob du mit deinem Fahrrad um die Kurve kommst, alles tutti." BÄM HACKED TEH GAEM 4 GODMODE AAAW YEEEEAH

Teilweise sind offizielle Materialien schon so grotten geschrieben dass man sich im Kopf während des lesens denkt "Ey, ich könnte ein komplettes Abenteuer auf der MS Deutschland spielen lassen mit der Original Traumschiff Besatzung und es wäre geil; Labskaus dieses Stümpertum!"

Das ist es auch, was ich allein schon an Rulebooks mag, wie es die Fantasie anregt und einen auch schlechte Ideen einfach so mal durchdenken lässt, bis man sie wieder als Quatsch verwirft. It's fun.

>Aber klar, DSA ist schon ziemlich staubig und hat diesen deutschen Fantasymief.

Aber Hallo. Und dann kommt der erste mit Met und nem 70-Euro-Kuhhorn-Humpen und wirft sich ein Schaffell aus der Babyhandlung über die Schultern und man will nur noch nach Hause.

>Abe was will man machen, damals wollten nunmal alle DSA spielen (bis auf den einen Typen, der immer wieder anregte, "Vampire" oder "ShadowRun" zu spielen, aber immer wieder ignoriert wurde, weil die Leute natürlich ihre DSA Comfort Zone nicht verlassen wollten; vermutlich war er seiner Zeit einfach voraus),

Ja, der hatte offenbar geschmack und die Systeme auch mal selber gespielt mit seinen älteren, cooleren Freunden. Aber ihr habt ihn unten gehalten!

>auf englische Regelwerke hatte keiner Bock (oder den passenden Englisch-Skill zu der Zeit).

Stimmt, das spielte da durchaus noch mit rein. Die ganzen Battletech-Sachen waren ja bspw. auch alles englisch.

>>Das Würfelset ist auch super. 18 komplette Sets; nicht alles meine Lieblingsfarben, aber dafür halt eben für jede Farbe 1w20, 1w12, 1w10, 1w10%, 1w8, 1w4 und 1w6 am Start. Mit 18 kleinen Stoffbeutelchen, die gleichzeitig auch gut als Würfelbecher taugen. Für derzeit 63 Cent mehr als Chessex' Pound of Dice.
>>
>
>Pound of Dice, haha. Was an mir damals ja komplett vorbeigegangen ist, ist Warhammer.


Ich frag mich echt, wie sich meine Kumpels das finanziert haben. Die Preise waren ja völlig absurd, da musstest du ne Menge Prospekte verteilen für. Und selbst das hätte für nicht mehr gereicht als ein, zwei Miniaturen pro Monat. Und dann noch das anmalen, da hatte ich weder bock drauf noch Talent für.

>Da hatte im Zuge vom X-Wing Miniatures Game mal ein paar Videos auf Youtube zu gesehen, ist ja Wahnsinn, wieviele Würfel (und dann nur schnöde D6!) da regelmäßig über dem Tisch auskippt, kübelweise.

Jup, buchstäblich kübelweise. Ist schon ziemlich absurd, ähnlich bei Shadowrun, wo höherskillige Charaktere schnell mal auf Würfe von 30W6 kommen. In Worten: Dreißig.

>In unseren DSA Runden damals hatten wir aber nach und nach das Gewürfele stark zurückgedreht, und DungeonCrawling mit Karte, Grinding und so Schoten erst gar nicht gemacht. Man war angehalten, im Rahmen der Möglicheiten des gespielten Chars zu bleiben, damit man nicht ständig würfeln musste und der "Meister" hat meist fair entschieden, ob was klappen sollte oder nicht, im Kontext der Story und je nach Art und Weise, wie man die Aktion beschrieben oder wie stark man sich dabei aus dem Fenster gelehnt hat. Irgendwie war das so eine Runde, wo mehr Rollenspiel im Vordergrund stand und Würfel eine sehr untergeordnete Rolle spielten. Klingt gay, war aber irgendwie toll. Der Würfelwurf war also entweder ersetzt mit "Meisterentscheidung", oder der Meister hat fix verdeckt eine simple Probe gewürfelt (und nach Gutdünken die ein wenig erleichtert oder erschwert), oder man selber machte das, wenn man denn wollte. Aber jedenfalls waren das *immer* simple Proben, nicht der DSA Abfuck, wo jeder Shit auf eine Dreier-Kombination von Stats gewürfelt werden musste, das mit Skill-Bonuspunkten ausgeglichen werden konnte, und dann noch ein Schwierigkeitsmodifikator draufkam. Nee, das war wenn man immer nur ein Würfelwürf, basierend auf einem Hauptstat oder Talent, vielleicht erschwert oder erleichtert um ein paar Punkte, und ab dafür.

Ja, normal. So wird es wohl den meisten gehen. Der Spiel-Aspekt ist halt, wie die Gruppe Probleme gemeinsam löst. Das Würfeln dient höchstens dazu, dem ganzen einen kohärenten Rahmen mit wahrnehmbaren Grenzen zu geben. Das ist ja nicht sinnvoll, wenn das ganze ne Mischung aus Vorlesestunde der letzten literarischen Kurzformergüsse des Spielleiters und Würfelpercussion bis zum Dorthinaus ist.

>Was ich nämlich bei DSA nie leiden konnte, waren Runden, in dem sie so komplett auf das Kämpfen abgegangen sind. Mit korrekten Tracken der Aktionspunkte und "Rundenzeiten", absolute Würfelmarathons. Dagegen haben wir uns in unserer Hauptgruppe gegenseitig "Tavern Brawls" erzählt / gespielt, von denen ich einige Szene heute noch im Kopf habe, weil die so schön chaotisch absurd waren, und dabei wurden kaum Würfel geworfen. In dem Sinne haben wir glaube ich das ganze Lore Zeug aus den ganzen damals neuen Kästen verwendet (und auch die "moderneren" Heldendokumente), aber die Kampfregeln von den früheren Editionen genommen und die noch weiter vereinfacht / streamlined. Die ganzen Kästen und selbst große Teile des Regelwerks waren ja modulares Zeug; das mochte ich auch an P&P, dass sich ein Spielerrunde sich ein komplett eigenes DSA-Monster zurechtfrickeln konnte, so komplex oder simpler wie man es denn wollte.

Eben. Und für die Leute, die nur Bock auf Gameplay hatten, gabs ja die Miniatursachen. Da hat sich auch ne Geschlechterspaltung ergeben. DSA-Runden waren immer angenehm gemischt, aber die Jungs gingen meist weg davon hin zu Warhammer, und ich hab noch kein Mädchen in meinem gesamten Leben erlebt, das Warhammer super gut fand. Was ein ganzes Geschlecht irgendwie auch auszeichnet; gegenüber dem was Games Workshop macht sind Pannini, WotC und die Pokémon Company die fucking Heilsarmee.

>Und dass sich die anderen Spieler auch alle brav den ganzen Lore-Berg reingefahren haben (sich gegenseitig die Kästen ausgeliehen), was ja nun wahrlich nicht wenig war und man in dem Alter vielleicht tendenziell eher weniger liest, verlieh dem Spiel irgendwie eine gewisse "Magie", oder Hauch des Besonderen. Trotz "Aventurien"-Mief. Man wusste es ja nicht besser. Geh mir weg mit ShadowRun, Matze!

Shadowrun ist sehr gut.

>>Bin am überlegen, ob ich ein paar w20 von den Farben die ich mag in Salzwaser auf echte randomness teste,
>
>Man lernt nie aus.


Musst halt ne Salzlösung mixen, die gerade so gesättigt ist, dass der Würfel darin schwebt. Dann kannst du ihn antippen und einfach durch Gravitation sehen, ob der Würfel durch Lufteinschließungen o.ä. zu bestimmten Seiten/Zahlen hin neigt.

>
>>dafür könnte ich mal das Pound of Dice holen, und natürlich damit das Glas voller wird, ist zur Zeit grad mal zur Hälfte voll. Sieht aber geil aus mit den vielen Farben. Ich bin ja doch sehr empfänglich für bestimmte Varianten vom "Dicker-Junge-im-Bonbonladen"-Feeling.
>
>Halb voll geht natürlich gar nicht. Fill her up.


Will comply!

***Diese Nachricht wurde von Felix Deutschland am 18.10.2016 18:17 bearbeitet.***
< Auf diese Nachricht antworten >