Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 11.07.2016 20:45 Uhr
Thema: Re:Portugal hat wegen des Ausfalls von Ronaldo gewonnen Antwort auf: Re:Portugal hat wegen des Ausfalls von Ronaldo gewonnen von dixip
>>Jo. Sowas wird nur mal gerne ignoriert oder durcheinandergeworfen. Ronaldo war auch in den Spielen, in denen er dabei war, nicht ganz da
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>Mehr als jemals zuvor! Ich hab Ronaldo noch nie so viel gestikulieren, winken und anzeigen sehen, und zwar nicht Richtung Schiri, sondern mit seinen Mitspielern. Der wollte IMMER den Ball, war königlich beleidigt, wenn jemand einfach so aufs Tor geschossen hat etc.


Du scheinst also eher nicht so oft Rolando zuzuschauen, que? Wenns nicht gut läuft, ist er immer am weinen, das ist sein "Brand". Ist bei Real nicht anders.

>Ronaldo war der klare Anführer der Portugiesen. Die haben nur unter ihrem Trainer nicht mehr den Hurra-Offensivfußball gespielt wie früher, der eher einem Ronaldo gefallen hat, sondern ihrer durchschnittlichen Mannschaft entsprechend jetzt griechisch-römisch....

Jo, und es hätte sie auch direkt von der Vorrunde in die Heimat zurück geführt, wenn das Dogma gegen Ungarn nicht aufgegeben worden wäre. Und da hat CR7 dann auch seine zwei Dinger gemacht. Wirklicher "Hurra-Offensiv-Fußball" wurde von Portugal nach 2004 kaum gespielt. Genauso wie Argentinien seinerzeit auch nicht mit tollem Offensivspiel die massen in verzückung setzte. Messi hat da auch vorne rumgestanden und gewartet und die gegnerische Hälfte selbst unter Gewaltandrohung nie verlassen. Einzelne Spieler sollten nicht immer in jeder Situation per default derart hoch gewichtet werden; fünf Mark ins Phrasenschwein: Fußball ist immer noch ein Mannschaftssport, und da muss jeder mithelfen wie er eben kann.

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>> Darunter litt seine Souveränität auch ausserhalb des Platzes, als er während der Vorrunde dieses Mikrofon in irgendeinem Golfplatz-Teich versenkte.
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>Das war doch Pipifax. Er nimmt das Mikro im Gang, schmeißt es in den See und geht seelenruhig weiter. Wie cool war er denn bei den Flitzern, ggü. seinen unterlegenen Teamkollegen oder beim Elfmeterschießen. Das war eins der besten Turniere von Ronaldo, nur nicht von Portugal.


"Eines der besten"; so viele gibts doch gar nicht. 2004 war er besser, sonst idR schlechter, genauso wie das Team. Sein Umgang mit Flitzern war roboterhaft professionell; ich fand das nicht "menschlich" und relaxt sondern roboterhaft und beklemmend. So als wäre er so ein guter Dienstleister, dass er genau weiß "Okay, jetzt mache ich den Magic Moment vor allen Leuten für diesen Dude". Wenn er charakterlich mehr so "Sehen sie zu, dass sie hier wegkommen, sie Drecksau!" drauf wäre, wäre er nicht so ein Megastar. Kalkulierte Nahbarkeit (Auch wenn die Situation an sich unkalkulierbar war) und ein gewisses Gottvertrauen darin, dass solche freundlichen Begegnungen genauso harmlos ablaufen wie beim UNICEF-Kick im SOS Kinderdorf Cottbus. Der Bruder ist es ja gewohnt, in Pflichtspielen in der Halbzeit im Tunnel nachm Trikot gefragt zu werden usw., es ist anzunehmen, dass er keine andere Art von zwischenmenschlicher Interaktion mehr kennt ausser Bewunderung.

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>>Ich finde es auch von den Berichterstattern unredlich, Fußball so runterzuversimplifizieren
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>OT: zu dem strittigen F1 Crash zwischen Hamilton und Rosberg wurde im Maniac in Video zu UK-Sky verlinkt: Wow! Echte Analyse und Bewertung.
>Wenn das bei Fußball ähnlich sein sollte, ist vielleicht einfach nur das deutsche Fernsehen wieder schuld, weil für dumme Menschen gemacht.


Es ist das Schlimmste der Welt. Hofberichterstattung, seit ich es kenne. Genauso müßig, wie sich über Videospiele-Printjournalismus aufzuregen; das Thema ist lange durch. Fußball ist, großer Unterschied, hingegen aber sehr beliebt in der Berichterstattung. Es wird aber auch jeder kleingekriegt. Holger Stanislawski hat sich oft genug innerlich (und ich meine sogar äußerlich) seufzend auf das diskursive Niveau seiner Mit-Nasen runterziehen lassen - nicht, dass er meeeega viel beizutragen gehabt hätte, aber die unprätentiöse direkte Art des Vortrags haben zumindest auf ähnlich inhaltliche Nüchternheit hoffen lassen; stattdessen wurde auch hier verkürzt und selektiert und es kam nichts bei rum. "Hier nochmal DIESE EINE SZENE in der Taktikanalyse am Flatscreen, piep piep pup, feddich erklärt, so isset!"

Und weil es Fernsehen ist, muss jeder hervorstechende Part durch einen anderen Teil wieder abgemildert werden, also lässt man Herbert Grönemeyer oder Biere mit ins Studio um mit irgendwelchen Nichtigkeiten oder Allgemeinplätzen die Omas abzuholen, die sich das am liebsten wegen der Einlaufkinder angucken. So ähnlich wie Katastrophenberichterstattung, nur mit weniger Toten: Es soll bitte nun auch nicht _zu_ kompliziert sein, das regt die Leute nur auf. Naja.

Der Vorteil ist, dass Fußball andererseits auch nicht _so_ kompliziert ist, dass man ihn ohne fremde Hilfe gar nicht verstehen würde. Ich habe schon oft von absoluten Casual-Guckern komplett zutreffende Spielanalysen gehört, die diejenigen offensichtlich mit eigenen Bordmitteln formulierten, ohne dabei eine vorgekaute Meinung einfach wiederzukäuen. Es gibt Achtjährige, die den sport besser verstehen, aber nicht in der Lage sind dieses Wissen so zu artikulieren wie Bela Rethy.

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>>gut verstärkt mit ihrem neuen Dude, der ein durchweg hervorragendes Turnier gespielt hat, auch und gerade für einen 18jährigen.
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>Renato Sanches. Sehr erstaunlicher Spieler.


Ja, absolut. Auch körperlich sehr robust. Als ich zu Anfang des Turniers den Interviewfetzen mitbekam, dass er bei Bayern gern das Spiel prägen möchte, hab ich noch gelacht. Nun nicht mehr.

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>>War glaube ich bei jeder Begegnung der Portugiesen auf dem Platz.
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>Ja, aber oft eingewechselt, erst später zum Stammspieler geworden á la Kimmich, der lockere 3 Jahre älter ist! Sanchez wird sicher erst mal nur Ergänzung sein bei Bayern, je nachdem, ob noch jemand von den Etablierten geht, wobei Alonsos Zeit jetzt wohl langsam zu Ende geht und Thiago ja vielleicht wechselt. Dann wäre man mit Lahm + Vidal und Alternative Sanches doch gut aufgestellt (mit Optionen wie Martinez oder Alaba für die |6| ).


Weiß nicht, wie Ancelotti das mit dem Nachwuchs hält. Wer weiß. Mal gucken.

>>Ich will nichtmal abstreiten, das CR7 der absolute Musterprofi ist, aber die ganze Aufmerksamkeit nur auf ihn tut weder seinem Spatzenhirn noch der Sportart sonderlich gut.
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>Aber davon lebt der Fußball durchaus aktuell. Der Star-Hype funktioniert. Nicht schön, aber $$$


Es war ja nie groß anders, nervt aber trotzdem, weil er ein völlig verzerrtes Bild der Sportart liefert, in der bspw. Abwehrspieler nur zum hochhalten beim Jubeln existieren.
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