Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 12.06.2016 17:20 Uhr
Thema: Re:Seit wann ist es eigentlich Usus... Antwort auf: Re:Seit wann ist es eigentlich Usus... von Sascha
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>> War irgendwie abzusehen, dass das alles kein Freudenfest wird, aber dass es
>> teilweise so beklemmend ist und negative Stimmungen offenlegt finde ich auch
>> aussergewöhnlich (und bedauernswert). Zeigt aber auch, was mittlerweile alles in
>> dieses verdammte Ballspiel hineingelegt wird, was da eigentlich nichts zu suchen
>> hat. Es wäre wirklich für alle am besten, wenn man sich nur auf den Sport
>> konzentrieren könnte, aber da spielt die Wirklichkeit leider nicht mit.
>
>Ich würde es irgendwie schlimmer finden, in Zeiten eines zerfallenden Europas
>Großereignistypisch eine Heile Welt zu propagieren und Ultras und Hools und
>Bengalos und was-auch-sonst-noch einfach nicht ins Kamerabild zu nehmen und
>das Problem damit als "gelöst" zu erklären.


Davon spreche ich doch gar nicht bzw. wird das ja ohnehin gemacht, siehe David Guetta etc. Die Kamera schwenkt immer weg. Als die Russen gestern zu den Briten rübergegangen sind zwecks Schlägen hat man davon auch nix gesehen, genauso wie der Fan, der plötzlich neben Modric auf dem Platz jubelte, wohl ein Fehler in der Matrix war, den nur ich kurz sah und der nichtmal von Barthels erwähnt wurde. Das ist ja auch Realität, dass da wegen der Kinder oder wasweisich dann die Liveregie auf ne andere Kamera wechselt.

>Nachtrag: Vielleicht haben sich auch die Leute geändert, die in früheren,
>schweren Zeiten von selbst nicht auf die Idee gekommen sind, die Probleme
>dieser Welt mit ins Stadion zu schleppen sondern draußen zu lassen, das
>jetzt weiter kolportieren.


Jo, die Idee internationaler sportlicher Wettkämpfe, also im Endeffekt der "olympische Gedanke", so kitschig man ihn auch finden mag, rührte ja da her: Statt schießen halt Ballspiel. Oder gucken, wer am weitesten Hüpfen kann. Und dafür dann Jubeln und anfeuern. Aber gegen den Ballast an Emotionen und Bedeutung, den Medien, Politik und Gesellschaft auf diese Kickerei draufwemsen, kann sich der Sport selbst nicht wirklich wehren. Zumal die administrativen Körperschaften des Sports nicht müde werden, darauf hinzuweisen, was für eine weltwichtige Bedeutung die Balltreterei hat. Was für absurde Millionenbeträge für Transferrechte fließen, bei denen regelmäßig der Fiskus in einem Ausmaß beschissen wird, für den man überall jahrelang ins Kittchen wandern würde, und alles Recht und Billig ist, solang der Bub nur Tore schießt.

Albern ist nicht die Freude an coolen Moves, geilen Toren und leidenschaftlichem Kampf in der Abwehr. Das raffen die meisten Zuschauer ja nichtmal mehr, rein intellektuell. Albern ist die Relevanz. Albern ist Weltpolitik, die irgendwelche Halbhirne auf den Tribünen meinen austragen zu müssen, oder ausserhalb des Stadions. Albern ist die Aufgeregtheit und der Hype. Als wenn sonst kein Fuppes, geiler zumal, zu sehen wäre den Rest des Jahres.
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