Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 26.05.2016 14:04 Uhr
Thema: Schlimmer als Hitler!!1 Antwort auf: EU-Kommission verlangt Quote für Netflix und Amazon von Sascha
Zum Glück käme die tolle US-Filmindustrie nie auf die Idee, sowas zu machen!!!111einself

Fakt ist nunmal, dass in den USA der Markt an ausländischen Filmen schlicht nicht existiert, der eigene Filmmarkt qua genesis fast hermetisch abgeriegelt ist ggü. fremdländlischen Produktionen. Wenn man wollte, könnte man auf der ganzen Welt nur Filme aus Hollywood laufen lassen, die Leute würden es gucken und es wahrscheinlich nichtmal merken.

Durch diesen massiven Kulturexport würde aber, logischerweise, die Konsequenz entstehen, dass zum Beispiel ein Belgier (Und evtl. dem sein Bruda! Wer weiß...) auch Filme machen mögen, aber jeder, der ihnen das Geld dafür geben würde, abwinkt, weil es ja eh nicht mehr reingeholt werden könnte gegen die Konkurrenz von US-Produktionen.

Man öffnet den Markt, sagt "K, Netflix, könnt hier auch schön Geld verdienen, aber wir hätten da gerne auch was von." Die Gegenseite würde das übrigens genauso machen, wenn die Karten andersherum verteilt wären.

Sehr richtig, dass das alles das Resultat von Lobbyismus ist. Aber dabei muss man auch bedenken, dass vieles davon bereits passiert und im Interesse der Anbieter ist. Das Angebot von Netflix Deutschland ist zu 10% Deutsch, würde ich jetzt einfach mal spontan schätzen. Netflix kauft für sein Portfolio meist sehr preiswerte Rechtepakete (Deswegen auch die vielen Trash- und Semi-Indie-Filme; der Debütlangfilm von einer Kommilitonin von mir lief dort bspw. eine Zeit lang im Angebot), und einige davon haben einheimische Produktionen mit drin. Wenn man das ganze um "Filme aus der EU" erweitert, würde mich nicht wundern, wenn durch internationale Kopros wie bspw. "Marco Polo" jetzt schon 20% des Angebots, zumindest auf Netflix, bereits europäischem Ursprungs wären. Zudem lässt Netflix in den Ländern, in denen es aktiv ist und der Markt das hergibt, längst und ohne Aufforderung von aussen produzieren. Du hast afaik hispanische, japanische und französische Eigenproduktionen, in geraumer Zeit wohl auch deutsche. Das ist gut. Wie gesagt, Netflix kommt da von alleine drauf, weil die regionalen Märkte es einem Danken. In Deutschland hat ein vergleichbarer Push hin zu mehr einheimischen Produktionen dazu geführt, dass deutsche Produktionen nach den 80ern und 90ern, die diesbezüglich SEHR mau aussahen, wieder einen relevanten Anteil an den Zuschauerzahlen für sich verbuchen können, auch gegen starke amerikanische Konkurrenz. Dass die Filme "Fack Ju Goethe 1+2", "Traumschiff Surprise" und die Keinohrhasen sind, liegt auch mit am Publikum; gab auch geile Sachen wie "Muxmäuschenstill" oder "Victoria", aber da gibts ja auch keine Jedi-Ritter oder Elijas Embarek.

"Freier Markt für freie Amis" würde bedeuten, das jegliche Form filmischen Ausdrucks nur dann als relevant gelten würde, unter realen Produktionsbedingungen in der Welt in der wir leben, in der Leute vielleicht auch mit sowas zumindest ein kleines bißchen Geld verdienen mögen, die NICHT in LA wohnen, wenn sie aus Hollywood käme. Ihr könntet Milch für 10 Cent haben, aus Polen oder so, wenn es Lobbyismus nicht gäbe. Es ist ein Interessensausgleich, und ein durchaus legitimer.

Das dann die Profiteure von diesem Lobbyismus hier im Inland selber gern die sind, die am allermeisten die Sau flicken, steht auf einem anderen Blatt und wird in diesem Ast ja auch gar nicht angesprochen. Aber gut, EU is' halt Scheiße, ne?
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