Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 22.03.2016 15:44 Uhr
Thema: "Kein Mittel gegen Liebe" ("A Little Bit of Heaven") Antwort auf: Noch schärfere Filme: Uber-HD Empfehlungen für Fans von Sascha
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Was macht man, wenn man traurig ist? Man schaut sich eine herzerwärmende romantische Komödie darüber an, wie Kate Hudson an Arschkrebs stirbt, denn da wird gelacht, da werden die Schenkel wund vor Klopferei.

Ich wurde, natürlich, bitter enttäuscht. Der Film ist eine romantische Komödie, und ich HASSE romantische Komödien, aber in Anbetracht der Tatsache, dass ich mir solche Filme normalerweise höchstens unter Waffengewalt anschauen würde, ist er die ersten vierzig Minuten... halbwegs okay.

Alles, was Kate Hudsons Arschkrebs betrifft, ist freilich dämlich bis zutiefst beleidigend für Krebspatienten - ihre Krankheit wirkt selbst im Endstadium wie eine Art Grippe, wegen der sich Kate Hudson ständig in Decken einwickelt und im Bett liegt und ne Fresse zieht. Der wirklich harte Part ist allerdings die komplett überflüssige Liebesgeschichte zwischen ihr und ihrem Onkologen, oder, wie ich ihn genannt habe, "Dr. Yentl":



Gabriel Garcia Bernal ist in dem Film fürchterlich fehlbesetzt. Er sieht aus wie eine Mischung aus Barbara Streisand und Gollum, mit einer perückenartigen "schicken Frisur" wie so ein Legomännchen. Kate Hudson und er haben absolut null Chemie miteinander, jedes Gespräch zwischen ihnen wirkt peinsam und wie zwischen einander nur flüchtig Bekannten.

Der Film hat ausserdem einen absolut strangen und deplazierten "mystizistischen" (IM WEITESTEN WORTSINNE!) Plot, wo Kate Hudson ab und zu in Ohnmacht fällt und direkt mit Gott, gespielt von Whoopie Goldberg, Zwiegespräch hält über Leben und Verrecken & Shit. Alles in einem schrecklichen Bluescreen "im Himmel", den man teilweise noch durch die Haare der beiden erkennen kann.

Ein Film über eine Frau, die stirbt, wäre interessant gewesen. Der Film hat auch ein paar okaye Ideen, die man ruhig weiterverfolgen könnte. Kate Hudson kann nix für ihre Figur und macht ihren Job nach besten Kräften, genauso wie "GGB" und alle anderen Darsteller im Film (u.a. Romany Malco aus Weeds als schwuler bester Freund und Kathy "LIIIIIIIIIIIIIIES!" Bates, die den Drehort New Orleans mittlerweile wohl auch ganz gut kennt, siehe "AHS: Coven", und in einer Szene ein paar Momente zu lang mit einer englischen Bulldogge improvisieren muss - Academy Award Winner Kathy Bates!) eigentlich gute Jobs machen, auch Peter Dinklage in seinem Kurzauftritt als titelgebender Gigolo "Little Bit of Heaven", den ihr (warum auch immer!) Romany Malco vorbeischickt um sie kurz vor ihrem Tod nochmal orntlisch durchzutackern, dann aber mit ihr Karten spielt und sich über Vergänglichkeit unterhält - die Hure mit dem Herz aus Gold!



Und dem Schnäuzer aus der Kölner Altstadt.

Womit Peter Dinklage nach "Tiptoes" in einem weiteren kulturellen Meilenstein der gelebten Geschmacklosikeit reüssieren durfte. Was ein bißchen deprimierend ist, denn auch in "Kein Mittel gegen Liebe" erkennt man, dass er ein großartiger Schauspieler ist.

Nach den ersten ca. 40 Minuten wird der Film dann absolut schwer bis unerträglich; Kate Hudsons Krebs-Makeup lässt sie nur manchmal leicht blass und verschwitzt aussehen ("Einmal mit der Speckschwarte durch die Fresse und gut is'!"), selbst im Endstadium hat sie noch schön runde Wangen und ein allgemein nur nach Fischvergiftung und nicht nach Krebs aussehendes Gesicht, wobei ich vollstes Verständnis dafür habe, dass sie sich für die Rolle nicht wie Christian Bale in "Der Maschinist" so einem Hungerregiment unterwirft, um überzeugend ausgezehrt auszusehen in so einer schlußendlich doch gequirlten Scheiße.

Persönlich fand ich jetzt andere Filme, die ich in jüngerer Vergangenheit gesehen habe, schlimmer. So zum Beispiel Dings, hier, "Rage" du Cage oder "The Covenant", da bin ich wirklich geistig so weit abgedriftet, dass ich teilweise kurz zum Rechner gegangen bin um ein paar Tweets querzulesen oder bei SPON nach Neuigkeiten zu schauen statt dem Film zu folgen. Auch hier.

Aber rein vom Dreh her ist der Film auch voll okay und nach professionellem Standard gedreht; wie sehr einem New Orleans als Schauplatz ranziger B-Video-Ware auf den Sack geht bleibt jedem selbst überlassen, genauso wie aggressiv geschmacklos man den Umgang mit Krebs findet bzw. den Umgang der Hauptfigur damit. Als authentischer Umgang mit der Krankheit taugt der Film definitiv nicht, was eine verpasste Gelegenheit ist. Genausowenig ist etwas einzuwenden gegen Filme, die das Sterben in einem etwas helleren Licht zeichnen denn als zermürbenden Horror, der der Tod ja eigentlich fast immer ist. Aber "Kein Mittel gegen Liebe" ist halt am Ende doch Scheißdreck. Wer hätte das gedacht.

Beste Szene: Bei einem Zoobesuch sehen GGB und Kate Hudson einen Orang-Utan, der in hohem Bogen auf seinen Gefährten uriniert, wo selbst ich lachen musste. Movie Magic!

***Diese Nachricht wurde von Felix Deutschland am 22.03.2016 16:25 bearbeitet.***
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