Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 19.03.2016 20:37 Uhr
Thema: Re:Don Jon (Netflix) Antwort auf: Re:Don Jon (Netflix) von Sascha
>Der Bible-Belt möchte auch Filme gucken.

Der Bible Belt ist aber protestantisch. Und, wie gesagt, Religion kommt in dem Film nur periphär vor, als kaum mehr als ein visueller Effekt oder eine gelegentlich wiederkehrende, ganz kurz bespielten Kulisse.

>Klingt im großen nach einer Stinknormalen
>Rom-Com der Neuzeit mit Wichsen.


Nochmal: Rom klar, aber Com? Non. Er erinnert mehr an diesen Film, wo Jon Travolta mit Lily Tomlin vögelt, wie hieß der nochmal... "Moment by Moment"!

[http://www.avclub.com/article/concluding-case-file-37-imoment-by-momenti-97167]

Es gibt keine Gags und keine "komischen" Situationen. Die schwankhaften Familienszenen sind widerum nicht schwankhaft genug, um als mehr rüberzukommen denn als "schräg" oder so. Danza schreit halt rum über geile Weiber und Football, da ist jetzt nichts pointiert oder klar als "absichtlich witzig" erkennbar. Es gibt keine lustigen Szenen. Die Wichsszenen sind komplett frei von Ironie, vielleicht lakonisch gezeichnet und durch den Schnitt etwas mit Tempo (haha!) versehen, aber der Film ist eigentlich, wie der Angelsachse so schön sagt, "painfully earnest".

>Selbst die Darstellung des "Proletariat und
>Kleinbürgertum" zieht sich doch so fast durch jeden Film und mittlerweile auch
>jede Serie.


Naaaaaa... Guck dir mal die Sachen von Louis CK an, die nicht Louie sind. "Lucky Louie" war eine Drei-Kamera-Sitcom auf HBO (!) im Arbeitermillieu, in Kulissen mit in brechtscher Tradition bewusst karg gehaltenen Sets. Die neue Serie von ihm mit Buscemi geht ja auch in diese Richtung. "Shameless", "It's Always Sunny in Philadelphia" oder "Workaholics" schafft es mit stark wechselhaftem Erfolg, vergleichbaren Millieus sogar Witz zu entlocken. Aber's stimmt schon, das sind ganz klar Ausnahmen.

"Don Jon" wirkt aber so, als hätte sich jemand hingesetzt und ernsthaft gedanken darüber gemacht, wie das Sexualleben der Figuren aus "Fast & Furious" in der vermeintlich "realen" Welt aussehen würde. Ohne dabei konkret zu einem Ergebnis zu kommen.

>Die Verlierertypen gehören zwar dazu, sind auch mal für einen Gag gut
>aber in der Regel nie mehr als das fünfte Rad am Wagen, selbst wenn sie in der
>Regel zur Verwandschaft gehören.


Don Jon ist auch imho kein Verlierertyp, im Gegenteil. Eine der vielen Unaufrichtigkeiten des Buchs ist es, dass die Figur eben nichts erbärmliches haben darf, damit sich Gordon-Levitt nicht noch mehr schämen muss als er das ohnehin zu tun scheint. Es ist ein vermeintlich exhibitionistischer Film, dessen Autor vor den wirklich interessanten Fragen seines Topos zurückschreckt, als würde er fürchten, am Ende vor der Kamera nicht cool genug oder zu unsymphatisch rüberzukommen. Das arbeitet die ganze Zeit gegen das Potential, dass in der Figur durchaus vorhanden ist.

>Normalerweise ist es der Bruder, der die Rolle
>dann einnimmt. Einhergehend mit dem Tod der Blue-Collar-Serien.
>
>[http://www.avclub.com/article/where-are-all-the-blue-collar-sitcoms-85978]


Guter Artikel, war mir zufälligerweise bekannt. Hier lesen Leute AV Club?

>PS: Ich mag JGL dolle.

Wie gesagt, ich mag den an sich auch, ziemlich gerne sogar. Auch gerade weil der halt nicht wie irgendso ein Tatum aussieht. Diese Faszination mit Muckibuden-Heinis mit Fler-Haarschnitt ist total befremdlich.
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