Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 19.03.2016 17:39 Uhr
Thema: Don Jon (Netflix) Antwort auf: Noch schärfere Filme: Uber-HD Empfehlungen für Fans von Sascha
Endlich, lange haben wir warten müssen, nun ist es da: Ein Dramolett über die leidgeplagte Existenz des Lebens als Normsexueller.

Joseph Gordon-Levitt, den meisten wohl bekannt als suaver Mit-Einbrecher aus "Inception" und der Familiensitcom mit dem Actionfilm-Hotzenplotz John Lithgow "Hinterm Mond gleich links" ("3rd Rock Behind The Sun"), setzt mal eben seine Karriere aufs Spiel mit einem klassischen Vanity Project, bei dem er sowohl Buch schrieb als auch Regie führte. Mal ganz abgesehen davon, wie nackt Levitt sich vor dem Publikum macht (dazu später mehr) im übertragen Sinne und wie persönlich geprägt der Stoff von ihm sein muss: Das Werk wirkt wie ein Studentenfilm, von dem einfach die zweite Fassung ohne weitere Überarbeitung von einem Regiestudenten im vierten Semester als Vordiplomfilm eingereicht wurde.

Davon ab spielen zwei bis drei (beim Zeitpunkt der Dreharbeiten) künftige Oscarpreisträgerinnen mit.

Worum geht's? Den alten Feind der Menschheit: Die Sünde des Onan! *gasp*

Der Film wird bei Netflix in der Kategorie "Romantische Komödie" geführt; wahrscheinlich aus ähnlichen Gründen, warum "The Room" von seinem Erschaffer mittlerweile als Komödie positioniert wird und nicht als eine Art Remake/Sequel/Hommage von "Endstation Sehnsucht". Es ist in gewisser Hinsicht einfacher und erträglicher, den Film schlicht als mißlungene Komödie zu sehen, in der ZUFÄLLIGERWEISE jegliche Komik, jeder Witz vergessen wurde, als als Drama dessen zentraler Konflikt absurd lächerlich ist.

Gordon-Levitt ist nicht auf den Kopf gefallen, weswegen sein Streifen auch, wie viele andere gute Filme, "in medias res" beginnt und die zentrale Figur in einer ihre Person und Persönlichkeit definierenden Szene im Mittelpunkt steht. In diesem Falle ist es unsere vom Autorenfilmer selbst gespielte, namensgebende Hauptfigur "Don Jon" (ich weiß nicht mehr genau, ob er Don, Jon oder allen ernstes Don Jon heißen soll, ist aber auch wurscht), wie sie ihr MacBook hochfährt ("That sound already gets me hard!") und dann mit gezügelter Wonne seine Wurst pellt sowie die anschließende Auswerfung in Tempotuch gehüllt und zur Kugel zerknüllt im Papierkorb entsorgt. In Form einer Montage mit viel Voiceover sehen wir noch die anderen Aspekte seines Lebens: Familie, sein Auto, Fintesscenter, Kirchgang und Wichsen. Schon da hast du ein Problem: Wenn Familie, sein Auto, Fitnesscenter und Kirchgang die ersten vier Plätze belegen (Laut Eigenaussage der Figur im VO, also nicht im Zwiegespräch mit einer anderen Figur, gegenüber der Don Jon evtl. eine Agenda verfolgen könnte oder irgendwas verzerrt darstellen würde!), warum konzentrieren wir uns so sehr auf den fünftwichtigsten Aspekt im Leben dieses Menschen? Noch dazu, wo Onanie ohnehin die mindestens viertwichtigste Sache im Leben der meisten Menschen sein dürfte.

Wir merken: Der Film hat ein Problem, seine Hauptfigur weniger. Trotzdem versucht der Streifen uns im Publikum zwanghaft vom Gegenteil zu überzeugen. Die Fitnessstudiobesuche, Familienbesuche und Kirchgänge sind immer in jeweils fixen Abläufen, sowohl dramaturgisch-narrativ als auch bildinszenatorisch festgehalten. Immer diesselben Schnittbilder und insert shots wie Donjon im Fitnesscenter den Flur langgeht, die Treppe zur Kirche hochgeht, das Kirchenturmkreuz aus der immergleichen Froschperspektive, dieselbe Dollyfahrt wenn er sich in die Bank setzt und immer im Anschluss Schnitt auf Don Jons Beichte statt dem Verlauf der Messe zu folgen, in der er haargenau die Häufigkeit seiner Ausflockungen als auch seiner ausserehelichen libidinösen Aktivitäten aufzählt, um sich seine Absolution zu verdienen.
Immer derselbe Ablauf, wie er auf dem Weg zur Kirche im Auto sich ausrastenderweise über einen anderen Verkehrsteilnehmer aufregt, ohne dass man diesen sieht. Das Gepumpe im Fitnessstudio schafft es gerade noch so in seiner vagen Metaphorik an die Selbstflagellation des Katholizismus zu erinnern. Religion spielt natürlich eine große Rolle im Leben der Hauptfigur, aber inszenatorisch nur um sein Gewissen zu beruhigen (UND SONST NICHTS!), was die Selbstkasteiung widerum in dem Zusammenhang redundant macht.

Aber natürlich ist Don Jon kein dahergelaufener Wichser, sondern ein Hengst, der ständig Weiber abschleppt und durchtackert. Das Problem ist nur, dass echter Sex ihm nicht so viel Spaß bringt als das eigenhändige Wetzen seines Fahnenmasts, woran sich wahrscheinlich nur dann was ändern wird, wenn Frauen in ihrer Scheide plötzlich durch Evolution oder lovecraftschen kosmischen Horror die Skelettstruktur einer Hand entwickeln würden, die seinen Penis greifen kann.

Dieses Weltbild erfährt erst dann einen kritischen Bruch, als Scarlett Johansson in sein Leben tritt und ihm den Kopf verdreht. Doch Scarlett Johannson ist besessen von Romantik-Schmonzetten und Patriarchat. Als Donjon ihr beim gemeinsamen Baumarktbesuch (Der sechste Kreis der Hölle der Heterosexualität) offenbart, dass es ihm eine gewisse Freude bereitet, seine eigene Wohnung sauber zu halten, empört sich Johansson darüber, dass er sofort damit aufhören soll, weil sie das unsexy findet und es als ihre Aufgabe betrachtet, für ihn zu putzen.

Noch schlimmer wirkt aber ihre Bedingung, dass er für sie damit aufhören soll, sich ständig selbst zu beflecken.

An dieser Stelle sei auf zwei Dinge hingewiesen.

Erstens: Don Jon onaniert zwar sehr viel, aber keineswegs in einem Ausmaß, als dass es ernsthaft sein Leben in Mitleidenschaft ziehen würde. Er kommt seinen gesellschaftlichen Verpflichtungen, Hobbies und Freundschaften nach. Nirgendwo, ausser im Austausch mit Johanssons Figur, wird seine wilde Wetzerei als sonderlich problematisch dargestellt, und selbst da denkt man sich "What the fuck, Amis?"

Ist das ganze wirklich eine Moritat? Oder eine Art Klage?

Zweitens: Der Film hat ein sehr herablassendes Bild von Proletariat und Kleinbürgertum.

Letzterer Punkt kann gar nicht oft genug unterstrichen werden. Es ist nichts dagegen einzuwenden, Filme zu machen über die Probleme von Menschen, die keine Jetset-Styler sind, die nicht in das Raster zeitgenössischer Hipness fallen und für die Geld eine große Rolle und Bildung eine deutlich kleinere spielt. Es ist sogar sehr ehrenhaft! Wenn man diese Figuren dann aber am Ende wie komplette Vollidioten darstellt, die zu doof sind, mit Mitte-Ende-zwanzig auf den Trichter zu kommen, im Beaudoir auch mal ein wenig zu kuscheln und zu umarmen und seinen eigenen Interessen nachzugehen, geleitet vom eigenen Gefühl und von der eigenen Geilheit, kultiviert die Hauptfigur ein Bild von Sexualität, dass am freundlichsten noch mit "Vorpubertär" zu beschreiben wäre. Ausser der Dreifaltigkeit aus oraler Befriedigung für ihn, für sie und anschließender Penetration scheint es für ihn auf der Matratze nichts anderes zu geben. Pornos sind genauso irgendwelche Hochglanz-Amisachen mit dickbrüstigen Plastiktanten.

Der Film hätte sehr interessant und erfrischend sein können und so viele Sachen über das subjektiv männliche Empfinden von Lust, Sex, Geilheit und Beziehungen sagen können. Stattdessen sehen wir die boshafte Karikatur eines Italo-Amerikaners, der nicht zu feige, zu schüchtern, zu verklemmt (Er hält seinen Bros minutenlange Monologe über sein Triebleben) oder zu bigott für seine eigene sexuelle Befreiung, sondern schlicht und ergreifend zu blöde.
Das ist nicht "authentisch", das ist auf einer sehr grundlegenden Ebene gemein.

Man hat das Gefühl, dass der nerdige Nicht-Italo Gordon-Levitt zwar das Millieu kennt (Ich denke er kommt aus New Jersey, wo Don Jons Handlung spielt), aber entweder nicht verstanden hat oder verachtet. Das er irgendwann mal Jersey Shore geguckt hat und dachte "Was geht wohl bei diesen Garbage People im Kopf vor?"

Johansson spielt ihre Rolle als Prollschnitte straight wie eine Karikatur aus SNL (Wo ich sie diverse Male in exakt diesem Archetyp bewundern durfte); eine mit breitem "Niuuuuuuuuuu-Joooooohkaah"-Akzent radonierende, ebenfalls geistig extrem limitierte Stellvertreterin der Unterschicht für deren Sünden Modell steht. So kriegt man jedenfalls den Eindruck.
Don Jons Eltern wirken wie aus einem Kinderfilm oder einer Sitcom; sie machen ständig dasselbe (Essen beim Fernsehgucken) und der Dad wird auch noch gespielt von Tony Danza. Ich kenne das selber noch, dass man beim sonntäglichen Familienessen das feine Hemd vom Kirchgang einfach auszieht und im Unterhemd (Daher der umgangssprachliche Begriff "Sonntagshemd") die Nahrung aufnimmt, aber irgendwann kam dann auch mein Opa auf den Trichter, dass er sich auch einfach kurz umziehen oder ein Lätzchen benutzen kann. Die Schwester, gespielt von Bree Larson, welche vor zwei Wochen den Preis der Academy for Motion Picture Arts and Sciences als beste Hauptdarstellerin entgegen nehmen durfte, daddelt PERMANENT auf ihrem Handy rum und hat exakt drei Dialogzeilen im gesamten Film (Welche sie, das kann man vielleicht mit viel Wohlwollen als "humoristisch" bezeichnen, als die intelligenteste Figur des Ensembles entlarven).

Man ahnt, es kann nicht gut gehen: Eines schlimmen Tages stellt Johansson ihren Galan zur Rede: 40 mal hat er laut seines Browserverlaufs allein am heutigen Tag Bumsfilmchen geschaut! Schockschwerenot! Anstatt sich eine Gardinenpredigt zum Thema Privatssphäre anzuhören (Srsly, wenn mein Partner mein Online-Verhalten ausspionieren würde, hätte ich dem ein paar stark kritisch eingefärbte Take zu entgegnen), trennt sie sich von Donjon, der darauf hin traurig ist und zurückkehrt zu seinen alten Verhaltensmustern. Zwischendurch hat er zwar mal kurz aufgehört gehabt mit Rubbeln, aber es zog ihn halt immer wieder dorthin zurück.

An dem Punkt entspann sich im Publikum (Mir & meiner besseren Hälfte) eine empörte Diskussion darüber, welche Psychopathen ihrem Partner verbieten, sich selbst zu befriedigen. Das ist seelische und körperliche Grausamkeit, und kein schwachsinnig herbeifantasiertes Fremdgeh-Szenario. Wenn es wenigstens kontextualisiert werden würde durch einen drakonischen Klerus, der Gordon-Levitt ständig auf seine samenverklebten Finger haut, aber nein. Die Kirche ist nur so eine Art Drive-In für Absolution, warum die wichtig ist? Kein Plan. Behauptung. Millieu. Ein leicht ekelerregend sehniger, sehr alter Tony Danza im Unterhemd. Die Eltern leben weniger ein oppressives Familienbild vor als eine Art krampfiges Pat und Patachon, das seine Kinder nicht weniger nachvollziehen könnte, aber das ohne irgendeine wahrnehmbare Form von Mißgunst, Lieblosigkeit oder Unterdrückung. Die Eltern sind einfach nur Deppen und die Familie kein geistig-moralischer Knast, sondern eine auch für den Protagonisten nur im positiven Sinne relevante Spaßveranstaltung.

Als der Film den zweiten Akt mit der Trennung von Johansson beendet, kommt in mir die Frage auf "Und warum solls jetzt gehen?" Der Film hat sich das natürlich auch gefragt und prompt beantwortet mit etwas, dass ich in Anlehnung an Nathan Rabin "Manic Pixie Dream MILF" nennen möchte: Juliette Lewis, die wie Donjon Abendschulkurse besucht, überrascht diesen in einer Unterrichtspause dabei, als er sich mal wieder irgendwelche Hechselwestern auf seinem Handy anschaut (Eine Praxis, die er sich erst im Verlauf des Films aneignet und ehrlich erstaunt zeigt darüber, dass es sowas gibt, was nochmal vertieft, wie absurd blöde die Figur von ihrem Erschaffer angelegt sein muss). Die Situation ist ihm denkbar peinlich, noch peinlicher ist ihm, als Lewis ihm ein paar Abende später eine DVD (Oldschool!) von "The Devil and Mrs. Johnson" mitbringt, was zugegebenermaßen ein ziemlich guter Bumsfilm ist. Anstatt dass der Film diese Gelegenheit annimmt, mal was originelles zu machen und Levitt inspiriert, sich für natürlich dralle Hintern und Schambehaarung zu interessieren oder wasweißich, wird Lewis für ihn nach dem Bruch mit Johansson nur eine weitere Fickbekanntschaft, die er in deren Geländewagen durchknallt. ODER IST ES VIELLEICHT SOGAR MEHR?

Und es ist. Perdautz, Levitt hat sich verliebt! Oh la la! Die ältere Frau schafft es, durch Donjons... keine Ahnung, "Gefühlsfassade" oder "Machismo-Panzer" durchzudringen (Dass der Film das nicht klar definieren kann, was Levitt jetzt überwinden muss, ist seine zentrale Schwäche) und ihn dazu zu bringen, mit langsamen, voll bekleidetem Kuschelsex ein herrlich erbärmlich-klägliches Cumface zum Besten zu geben. Sie schlägt ihm vor, ohne Vorlage zu wichsen, was dieser nicht schafft. Hurra, freut sich Lewis dann, hat sie doch die Sackladung von einer ganzen Woche ohne Orgasmen zu erwarten! Nicht unähnlich dem Verhalten von Pornodarstellerinnen, äußert sie auch ihre Freude über diesen Sachverhalt.

Aber natürlich darf in Amerika anscheinend kein Mensch eine derart ungezügelte Sexualität pflegen, ohne gebrochen oder in irgendeiner Form "kaputt" zu sein, also gesteht sie ihm natürlich, dass vor anderthalb Jahren ihr Mann und ihr Kind bei einem Autounfall ums Leben gekommen sind. Das macht ihn weich genug, um per sexual healing befreit zu werden, und der Film endet damit, dass er mit ihr happy ist. In einem Plot, der buchstäblich erst in den letzten 20 Minuten in die Gänge kommt.

Leute, was für ein Film. Echt, ich hab selten einen Streifen gesehen in letzter Zeit, der von ehrlichen, kritischen Drehbuchbesrpechungen profitiert hätte. Klare Ausdefinierung von Want & Need, klarer Konflikt, ein In-Zusammenhang-Setzen der inszenatorischen Mätzchen mit ihren Motiven hinausgehend über plumpen Schwarz-Weiß-Kontrast (Nach Donjons Sexual Healing fährt er auf dem Weg zur Kirche fröhlich gelaunt zu einem Song von Marky Mark & The Funky Bunch mitrappend, was man als weitere de-facto Schmähung der Hauptfigur betrachten darf, die der Autor wohl für "liebevoll beobachtet" hielt, biegt auf dem Fitnesstudioflur in die sporthalle ab um einen dicken Mann mit einem Basketball zu bewerfen und, keine Ahnung, nutzt sein Macbook zur Tabellenkalkulation) sowie tausend andere Sachen. Die Grundidee ist bereits absurd: Die Vorstellung, dass einen Porno-Konsum für richtigen Sex "verdirbt" ist ungefähr so kredibil wie "nach tausend Schuss ist Schluss" oder das Frauen mit vielen Sexpartnern "verbraucht" wären bishin zur Unterstellung physischer Abnutzungserscheinungen.
Es wird nicht explizit gemacht, wie der Film zu diesem Weltbild steht. Er scheint das Millieu mehr als nur milde zu verachten, schreckt aber nicht davor zurück, deren Nichtkonflikte als für das Publikum von großer Wichtigkeit zu verkaufen. Es wäre völlig okay, wenn niemand irgendeine Art von Konflikt hat. Viele tolle Filme haben nichtmal einen klaren Plot. Aber dieser Film stellt sich strukturell als eine Form von "After School Special" auf, einem Lehrstück darüber, dass man die Hände öfter mal über der Bettdecke lassen und ab und zu auch mal mit den Leuten kurz reden sollte, in die man seinen Penis hineinsteckt. Ich weiß nicht, was mich mehr genervt hat: Die Banalität dieser "Erkenntnisse"; das Bedürfnis von Joseph Gordon-Levitt, mir diese aufzeigen zu müssen oder das Lächerlichmachen sogenannter "einfacher" Menschen als Leute, die nicht nur von ihren Hormonen intellektuell überfordert werden, sondern von der Vorstellung, dass es auf der Welt mehr als eine Körperform und mehr als eine sexuelle Liturgie gibt. Die Verbindungspunkte liegen sogar offen auf dem Tisch: Katholizismus als ritualfixiertes, patriarchales Weltbild, welches sexueller Selbstbestimmung im Hier und Jetzt der Moderne entgegenläuft, aber diese Verknüpfung wird im Film NIE direkt gemacht. Stattdessen hört man sehr viel Monologisiererei über den verqueren libidinösen Ethos der Hauptfigur, was schlußendlich wie nichts anderes wirkt als Soapboxing von Gordon-Levitt. Den ich ansonsten immer als geistig sehr frischen, fleißigen Filmschaffenden wahrgenommen habe, der im Gegensatz zu James Franco auch nicht so Aufmerksamkeitsgeil in Hinblick auf seine Nebenprojekte zu sein scheint.

Und es scheitert auch nicht daran, dass sich Levitt zuwenig Mühe gäbe, zumindest nicht als Darsteller. Wie gesagt, durch Filmemachen macht man sich als Kreativer in seinen Interessen, Neigungen und Ansichten komplett nackt. Und Don Jon kommt nicht umher, als etwas anderes zu wirken als ein tief persönlicher Film. Umso irritierender, wie unfokussiert und wirr er auf der Buchebene wirkt, für die Levitt nunmal ebenso verantwortlich zeichnet. Die sich krampfig nach Schlaglichtern der Kunst wie Nicholls "Die Reifeprüfung" (Sich wiederholende, starre Shots um das Ennui der Hauptfigur zu illustrieren) ausrichtende Regie sehe ich gerne nach. Die filmstudentische Mätzchenverliebtheit in der Inszenierung und im Schnitt ebenso.

Aber mein Gehirn verdreht sich zu mehreren Pfadfinderknoten, wenn ich versuche, festzunageln, worum es in diesem Film geht. Es geht darum, wie sich ein eigentlich total okayer Typ zwei mal verliebt, einmal unglücklich und einmal glücklich. Dazwischen sieht man Tony Danza und Glenn Headly beim olympischen Overacting zu. Ich empfand die Darstellung der Italoamerikaner als borderline rassistisch; dieses ständige sprichwörtliche Spaghettifressen im Unterhemd wirkte kontextuell nur marginal sensibler als eine Runde Afroamerikaner um eine aufgeschnittene Melone zu versammeln. Absolut stranger Film, der einen ratlos zurücklässt. "Nach dem Essen sollst du rauchen, oder eine Frau missbrauchen/ kannst du beides nicht ergattern, muss die Handmaschine rattern"?

***Diese Nachricht wurde von Felix Deutschland am 19.03.2016 19:44 bearbeitet.***
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