Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 17.03.2016 15:53 Uhr
Thema: Nie bewusst welche gegessen Antwort auf: Mag hier jemand Trüffel? von turzilla
Ich kenn zwar diesen Supermarktkram, aber hab da nie irgendwas signifikantes herausgeschmeckt. Ich habe aber auch, siehe Überschrift, keinen Referenzpunkt, wonach Trüffel schmecken "soll". Pilze interessieren mich auch nicht so sehr. Ich finde sie nicht eklig und toleriere sie, aber ich denk mir auch nicht "Mmmh, lecker, Pilze!". Am besten finde ich Judasohren in chinesischem Essen, die schmecken nach gar nix, leicht gummiartig und flutschig. Solange sie in Streifen geschnitten sind. In Suppe oder so.

Jedenfalls, ich glaub nicht, dass in LIDL-Deluxe-Krams irgendwas anderes als mit Trüffelgas bedampfter Seitan oder so ist. Der Rohstoff ist einfach megateuer. Kann sein, dass man Trüffel so züchten kann wie man Champignons züchten kann (Warum auch nicht? Sind fucking Pilze.), ich denke aber auch, dass das ein Liebhaberessen ist, was einfach einen gewissen Ruf hat. Auch ein altmodisches Essen, das durch die haute cuisine (ca. 200 Jahre alt) einen gewissen Ruf bekommen hat, aber Hummer ist auch bekannt dafür, ein edler Schmaus zu sein - und ich sehe die Leute jetzt nicht total Hummer-abhängig rumjunken. Oder Austern und Kaviar.

Sicher, wenn man das mag, ist es sicher köstlich, aber nicht jeder mag Fischeier oder schlubberige Molluskenwesen. "Das ist teuer, ergo was besonderes, ergo muss es jedem schmecken weil köstlich" ist halt dämlich gedacht. Du kannst aus nem Kilo Zwiebeln, billigem Rindfleisch und ner Büchse Paprikapulver sehr leckeres Essen machen. Und du kannst extrem teures, exklusives Essen zum Rumbonzen ranfahren, das dir schmeckt (Deutschland allein hat mehrere Sterne-Restaurants). Man kann sich auch sehr simples Essen teuer kredenzen lassen.

Aber interessant, dass andere alte Gerichte nicht so ein Comeback finden. So wie Don Como letztens mit seiner Sülze, oder Turducken-ähnliche Gerichte, wo man ein kleines Tier in ein etwas größeres Tier und das dann in ein nochmal größeres Tier und das dann in eine Ente und die dann in einen Schwan als Füllung steckt, wo am Ende so eine Art Schmorbraten bei rauskommt, der verschiedene sich gegenseitig aromatisierende Fleischschichten hat wie eine Zwiebel. Wahrscheinlich geschmacklich zu krass und zu fleischlastig für die heutige Zeit, aber auch die Tradition von Aperitifs, die auf Weinbrandbowlen und frisch gecrushtem (wie man heute sagen würde) Eis basieren, das am Tisch in Pokale geschabt wird.

Heute gibt es halt Wagyu-Rind usw.

Bei Trüffeln ist es denke ich so wie bei Wein; es muss eine zentrale Rolle spielen, in welcher Bodenart der Pilz entsteht, und diese Gemengelagen aus Dreck dürften im Labor unmöglich nachzustellen sein. In der Natur kommen Trüffel ja bekanntermaßen nur selten vor und können nur von Schweinen und Hunden gefunden werden, weil das Mycel (Das unterirdische Netzwerk aus Zellen, das den eigentlichen Pilz bildet, von dem wir nur die Fruchtkörper zu sehen bekommen und essen; vergleichbar (Aber grundlegend verschieden) mit einem Wurzelwerk) wohl sehr weitläufig ist und nur wenig Fruchtkörper bildet, und das wohl auch nur an speziellen Stellen mit den richtigen Nährstoffbedingungen.

Bei industriell hergestellten Trüffeln hast du wahrscheinlich einen Boden, der sehr viele Fruchtkörper hervorbringt, aber der eben nicht organisch geologisch gealtert und der Witterung ausgesetzt ist. Statt spezifischen, sich vom gleichen Boden ernährenden Bäumen wird irgendein Mulch drübergekippt et cetera.

Ich denke also, der Unterschied wird mindestens so eklatant, wenn nicht sogar krasser sein als zwischen einem 1,99-14,5%-Chile-Rotwein und einer 250-Euro-Flasche Chateau Petrus. Preislich und geschmacklich.
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