Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 10.03.2016 13:16 Uhr
Thema: Re:Mädchen! Antwort auf: Re:Mädchen! von turzilla
>Mir ist schon klar, dass Turzi sicher damit eh nicht ihre eigene Tochter gemeint hat. Gegen die anderen A-Kinder kann man halt nicht viel machen.
>
>Ohne Scheiss, ich habe es mit der 8-jährigen! Freundin meiner Tochter zu tun, die , seit sie einen männlichen Turn-Trainer haben, alle Eifersuchts- und Intrigenregister zieht, die ihr ohne Möpse, High-Heels und Schminkutensilien zur Verfügung stehen. Yuna hingegen heult sich die Augen aus, weil sie nicht versteht, warum ihre Freundin plötzlich nix mehr von ihr wissen will.


Zwei Möglichkeiten: Bei Scheijänn (Und wir reden hier über Scheijänn, nicht wahr?) ist, aus irgendwelchen Gründen, bereits psychologisch die Pubertät am einsetzen. Das ist jetzt echt das ungeilsten Thema neben künstlichen Darmausgängen und wenn die eigenen Eltern den Holocaust leugnen, aber "Sexualität" bzw. "sexuelle Neugier" (Ich rede hier bewusst NICHT von "sexuellem Interesse"!) von Kindern oder zumindest Interesse an dem ganzen Themenkomplex setzt bei manchen früher oder sehr viel früher ein als bei anderen. Da kann man nix machen bzw. du deiner Tochter klar machen... ja was eigentlich. Gute Frage. Zu sagen, dass das andere Mädchen einen an der Waffel hat, wäre unfair. Das deine Tochter nicht beknackter ist als jeder andere auch, wurde dir ja nicht nur vom kindermezinischen Spezialistenkonsortium des PP-Forums bestätigt.

Die zweite, wahrscheinlichere Möglichkeit ist, das Scheijänn ihre Mutter imitiert. Die schlechte Nachricht: Auch da kann man auch nix machen. DIe gute Nachricht: Man kann dann sagen "Scheijänn und ihre Mutter und ihr Vadder der sich nie blicken lässt sind einfach Asis. Das ist ein Lifestyle, den man tolerieren muss, auch wenn man dessen Ethos und Mores selbst nicht teilt!" "Was sind Ethos und Möhrens?" "Das gibt's heute zu mittag!" "HAHAHAHAHA! DU BIST SUPER LUSTIG, MAMA!"

Srsly, zwischen beiden Szenarien von aussen ne Entscheidung zu treffen ist unmöglich. Da dann selber extrem wertend von aussen zu deiner Tochter zu sprechen, musst du selber wissen was für ein Weltbild das widergibt (Halt das von Lästern, spotten, neiden etc.). Es ist halt zum kotzen, das Kinder von wem auch immer mehr Einladungen zu bekommen, sexualisiert zu denken und sich zu verhalten, andererseits ist es nicht unnormal, wenn das von alleine kommt. Scheijänns Eltern gucken bestimmt genug RTL2, dass sich da auch schnell eine Gemengelage aus Interesse und Vorleben existiert.

Sei es wie es sei, so unangenehm das von aussen auch anzusehen sein mag, da muss deine Tochter durch und ihre eigenen "Lehren" draus ziehen. Von "Schuld" kann man, wie bei vielen belasteten Freundschaften und zwischenmenschlichen Beziehungen, nicht wirklich sprechen. Aber ihr sagen, dass es nicht an Yuna liegt, kann man schon. Sie wird das nicht verstehen. Aber das ist auch normal, schmerzhaft und unvermeidlich. Das wird häufiger vorkommen. Bei Mädchen äußert sich das mehr nach aussen, weil Mädchen auch innerhalb ihrer Peergroups kein negatives Feedback bekommen, wenn sie sowas thematisieren, wohingegen Jungs, die untereinander ähnliche Probleme haben, sich so etwas verbitten because of reasons. Das ist megakompliziert und überfordernd, sogar für die meisten Erwachsenen, warum, wieso, weshalb und vor allem wie man sich damit arrangiert, dass alle um einen herum irgendwie nur noch ans Bumsen denken.

In dem Alter hat meine Schwester sich auch das erste mal geschminkt, weil sie das bei anderen Mädchen gesehen hatte. Neunjährige, die sich schminken. Aufm Dorf. Naja. Jedenfalls kam sie dann mal runter in "Full make-up" und ich war leider gerade zu Gast und musste total lachen, weil sie aussah wie ein neunjähriger, Lou-Reed-like runtergerockter Transvestit (Ich fordere JEDEN heraus, in der Situation ihr Lachen zu unterdrücken!). Mir tat das sofort sehr, sehr leid, weil sie natürlich in Tränen ausbrach und ich dann merkte "Ja, da biste grad so richtig schön merkbefreit gewesen, Felix. Die Charaktereigenschaft, die du schon immer von deiner Mutter erben wolltest, there you go."

Eine Kindheit ohne Tränen, die man allein aus Unverständnis und genereller Überforderung vergießt, ist weder vorstellbar noch wünschenswert. Ausser natürlich für Eltern. Damit will ich keinen Egoismus unterstellen, aber es ist halt so und es ist auch okay so, dass man selber nicht sofort weiß, was man machen soll. Menschliches Zusammenleben ist "unordentlich", in Ermangelung einer besseren Formulierung.
< Auf diese Nachricht antworten >