Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 03.03.2016 19:40 Uhr
Thema: Re:Das wird kein Trash Antwort auf: Re:Das wird kein Trash von strid3r
>Genau das könnte man doch aber fast als Stilbruch auslegen, wenn man denn wollte (nicht, dass ein ähnlicher "Stil" irgendwas an der Haltung der Fans geändert hätte).

Klar kann man das, ich meinte nur, dass Paul Feig keinen sonderlich idiosynkratischen "Stil" als Filmemacher hat. Seine Filme wirken sehr "routiniert", aber auch dem Zeitgeist Rechnung tragend. Frauen stehen bei ihm häufiger im Mittelpunkt als Männer, was an sich noch nicht viel aussagt, aber Feig hat tatsächlich ein Gespür dafür, das auch Frauen die ewigen Klischeeplots und -rollen leid sind zu sehen und durchaus auch für derbhumorigeres zu gewinnen sind. Und er arbeitet mit sehr symphatischen, hochprofessionell ausgebildeten Schauspielern. Die Ausbildung komischer Schauspieler ist in den USA mindestens so ausgereift und Reich an Tradition wie die "klassische" dramatische Schauspielerausbildung. Besonders großes Augenmerk wird auf komische Improvisation gelegt, was moderne Komödienregisseure vermehrt nutzen um den Filmen eine gelebte Natürlichkeit zu verleihen. Das funktioniert umso besser, wenn die Darsteller sich kennen oder auf einer Wellenlänge sind. Murray und Ayckroyd waren gemeinsam bei SNL, alle einander bekannt aus einem gemeinsamen Comedy-Dunstkreis, wie die Apatow-Clique oder die Upright-Citizens-Brigade-Leute wie Tinay Fey und Amy Poehler, die widerum auch bei SNL lange Jahre gearbeitet haben; die Stella-Clique um David Wain und Michael Showalter, die neueren Leute wie Azis Ansari oder Paul Scheer von "The State", oder Tim&Eric, die von Bob Odenkirk, dem Erfinder von Mr. Show (Aus der die karrieren von Brian Posehn und David Cross hervorgingen) protegiert wurden. Da sind so viele Leute, die auf so hohem Niveau konstant geiles Zeug raushauen, kein Wunder dass das in Schland niemanden interessiert. Man würde nicht mehr leben wollen in einem Land, in dem Mario Barth ganze Nazi-Megabauten mit Ärschen in Hartschalensitzen füllt.

Jedenfalls haben Kate McKinnon, Lesley Dings und Kirsten Wiig alle drei einen SNL-Hintergrund, eine Sendung die widerum Melissa McCarthy drei oder vier mal in den letzten Jahren gehostet hat und deswegen auch über SNL mit allen dreien bereits zusammenarbeitete, zuletzt in der Sendung am vergangenen Wochenende.

Will meinen: Wenn der Film unanguckbarer Schrott werden würde (Und ich maße mir an, zumindest das untere Ende der Qualitätsskala filmischen Schaffens recht zuverlässig definieren zu können), wäre ich SEHR überrascht.

>Mich juckt Ghostbusters jetzt nicht großartig, aber ich fand z.B. selbst Evolution ganz unterhaltsam wegen der Sprüche, die sich die Protagonisten aufgrund dieses Konzepts in ziemlicher Regelmäßigkeit um die Ohren gehauen haben.

Ja. Es ist halt etwas, das man kennt und mit dem man aufgewachsen ist: Dem maskulin geprägten Frat-House-Humor, von Animal House (Von, natürlich, Reitman) über Caddyshack hin zu was auch immer man das nennen will was Adam Sandler zur Zeit macht. Der Nerd-Swagger, den die Protagonisten dieser Filme schieben, dürfte für viele wenn nicht identitätsstiftend, dann zumindest wie eine persönliche Bestätigung gewirkt haben. Ich will mich persönlich da gar nicht rausnehmen. Allerdings hat Reitman auch wirklich bizarre Scheiße gemacht wie "Stop oder meine Mami schießt" oder "Junior", der Film, in dem Arnie ein Baby bekommt.

>Den aktuellen Trailer find ich entsprechend einfach recht boring, aber auch tatsächlich nicht mehr oder minder schlimm, als anderen Blockbuster Kram.

Jo. Ich sag auch nirgendwo, dass das ein epochesprengendes Meisterwerk wird. Kino ist zur Zeit (!) eh der falsche Ort für Leute, die nach der creme de la creme der Komik suchen.

***Diese Nachricht wurde von Felix Deutschland am 03.03.2016 19:44 bearbeitet.***
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