Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 03.03.2016 17:56 Uhr
Thema: Das wird kein Trash Antwort auf: Felix, übernehmen Sie: Ghostbusters 3 von membran
>Typischer 08/15 Trailer, der die vermutlich "besten" Gags schon verbrät und außerdem nebenbei noch einen guten Teil Handlung / Entwicklung zeigt (z.B. die Possession Nummer). Und irgendwie hatte der Trailer schon Längen, ganz komisch geschnitten, kein gutes Zeichen.

Willst du mal nen Trailer mit _wirklichen_ Längen sehen?



150 Sekunden die sich anfühlen wie eine ganze Staffel a 12 Folgen mit je einer Stunde einer trashigen Young-Adult-Serie a la The CW. Unfassbar.

Trailer sind halt seltsam. Zweieinhalb Minuten sind auch immer erstaunlich lang in einer Welt, in der man von Videospielen auf 30 bis 60 Sekunden, maximal 90 Sekunden geeicht wurde. Und komisch geschnitten hat nichts mit dem Film zu tun. Die Art, wie Chris Pine bspw. präsentiert wurde, ohne wirkliches Timing und einen durchaus gegebenen "Tadaaa"-Effekt (Obwohl der Ausschnitt vermuten lässt, dass die Szene im Film wohl genau so inszeniert ist)... was weiß ich. Promo ist weird.

Ich habe vor kurzem angefangen, der Regisseurin von Punisher: War Zone auf Twitter zu folgen, deren Film von der Marketingabteilung hingerichtet wurde. Die haben einen hard-R-rated B-Movie mitten im Dezember, zu der Zeit, wo die ganzen Oscar-Filme starten, gelauncht, und alle Kritiker, die zu der Zeit nichts anderes geguckt haben als hochwertige Holocaust-Melodramas oder moldawische Balettfilme gehen dann in Punisher War Zone. Die hat in einer Tour gekotzt während des Startwochenendes von Deadpool, als ersichtlich wurde, dass der Film richtig durch die Decke geht

Sowieso ne interessante Type; Kampfsportlerin die mit Waldhof-Ultras gechillt hat und dann in Hollywood Karriere als Regisseurin machte, schon nicht schlecht. Die hatte keinen Schimmer von den Punisher-Comics und hat sich in nem Fanforum angemeldet, um sich schlau zu machen - und hatte nur gutes über die Erfahrung zu berichten. Irgendwann komm ich noch an ne richtige Uncut-Fassung von dem Film ran und kann bei Gelegenheit etwas mehr dazu sagen.

>Die Art und Weise der patenten Schwarzen ist natürlich Klischee hoch zehn.

Jamann. Leslie Jones ist aber ganz okay und als Typ erheblich mehr als nur die "laute, einschüchternde Schwarze". Melissa McCarthy ist eine hervorragende Schauspielerin (Hast du nicht Gilmore Girls geguckt? Sookie.), Kirsten Wiig ebenso. Kirsten Wiig als Bühnenschauspielerin ist ein gutes Rezept, mich zum Axtmörder werden zu lassen, aber vor einer Kamera ist sie konstant grandios, eine sehr präzise Arbeiterin, wirklich hochbegabt. Selbst in absolut dümmster Scheiße wie "MacGruber" gibt sie ihr Bestes und verbessert allein durch ihre Anwesenheit jeden Film. Leider ausgerechnet in Bridesmaids, wo sie die Hauptfigur war, eine sehr dünn geschriebene Protagonistin abbekommen.
Kate McKinnon ist absolut ausgezeichnet und eventuell die talentierteste im Hauptensemble, was wirklich sehr, sehr großes Lob ist. In SNL ist sie eine der verlässlich lustigsten Performer, ihr Justin Bieber bspw. wohl als "canonical" zu betrachten. Es ist davon auszugehen, dass sie durch den Film so bekannt wird wie Melissa McCarthy durch Bridesmaids.

Paul Feig ist ein zumindest solider Komödienregisseur, dem man jetzt keinen besonderen Stil oder einer speziellen Humorfarbe zuordnen könnte, wie bspw. einen Adam McKay, Judd Apatow oder im Original eben Ivan Reitman, dessen Filme oft die testorsterongetriebene Kameradschaftlichkeit von College-Buddies mit typisch 70er-Jahre-Klugscheißerhumor und visuellem Spektakel verbindet (Zwischen sowas wie Ghostbusters, Evolution und Road Trip kann man schon verknüpfungspunkte ziehen, besonders in Hinsicht auf Universitäten als Schauplätze und beruflich-persönlichenen Hintergrund/Motivation der Protagonisten). Mir fällt da als "directors trademark" zu Paul Feig nur skatologischer Humor ein, aber okay gemachter (Die Einscheiß-Szene in Bridesmaids ist, im Rahmen der Möglichkeiten solcher Szenen, schon ganz gut gelungen). In dem Trailer werden zwei Leute gleich zwei mal mit Schleimi eingeschleimt. Expect more of that in the finished product.

>
>Was ich noch nicht wusste (hatte mich auch nicht informiert), ist, dass es anscheinend echt ein Komplett-Reboot ist, der eine Existenz der 80er Jahre Geisterjäger nicht "kennt", anders als die starken ersten dreißig Sekunden des Trailers einem vorgaukeln wollen ("30 years ago..", reduziertes Ghostbusters-Piano-Theme und Hilfe!-suggerierendes krakeliges Ghostbuster-Logo an der U-Bahn Wand),


Ist doch okay.

>wird dann schnell klar, dass die gerade den ersten Film nochmal abspulen wollen

Das hätten sie definitiv auch gemacht, selbst wenn Bill Murray, Fat Dan Ayckroyd, Ernie Hudson und Zombie Harold Ramis ihre (un)toten Visagen zwecks Cameo in die Linse gehalten hätten. So what.

Hättest du gedacht, dass das irgendwie die Töchter von denen sind und alles plötzlich ganz anders gemacht wird, mal was neues, mal was ausprobieren? Das ist Hollywood. Es wäre völlig schwachsinnig, die Vorlage nicht Schritt für Schritt nachzudrehen. Merkt man ja auch an "Die Macht wie sie singt und lacht". Sowas ist unglaublich erfolgreich. Sogar in Spooderman mit Andrew "Ich hasse Montage" Garfield wollten die Leute wie bekloppt gucken. Der war ein Remake eines zu der Zeit ca. neun Jahre äteren Films. Solche Zahlen wird auch Ghostbusters 3 machen, allein wegen der durchaus smarten Verweigerung von jeglichem wish-fulfillment ggü. den manchilds. Die wissen auch, wenn sie den drölftausendsten gritty reboot mit irgendwelchen Volkssparkassengesichtern abnudeln wirds keine Sau gucken. Wenn man damit aber gezielt Frauen anspricht, hat man in der Regel gleich zwei Karten verkauft, weil auf jede Frau ein Dude kommt, der sich das aus Nostalgiegründen reinzieht (Nicht, dass beide liiert sein müssten, aber der "hardcore" der Ghostbusters-Fans würde sich den Film auch angucken, wenn Tommy Wiseau ihn gedreht hätte). Ka-Ching, effendi.

Und keiner, wirklich KEINER hätte ein Ghostbusters unter der kreativen Ägide von Ayckroyd gewollt, der Typ ist nucking futs.

>(Physik und Technik dahinter muss "erforscht", gebaut und erlernt werden, wo wahrscheinlich wegen Noobigkeit viel zu Bruch gehen wird,

Siehste! Schreibt sich wie von selbst. Normaaal.

>oder die Nummer mit der Karre, "wie, ein Leichenwagen??").

Ja. Tropes. Deadpool mag ein für derart rigide, fast katechetisch durchstrukturierte Werke wie Comicadaptionen sehr unkonventionell sein, aber auch in Deadpool hast du nen indischen Taxifahrer. Callbacks. Nostalgie-Naschis für die Kunden Fans der Franchise. Modernes, klassisches Hollywoodkino.

>Die ersten dreißig Sekunden sollen einen nur mit Nostalgie einlullen. Hätten sie es mal bei denen belassen und dann ein paar Actionshots nachgeschoben und vielleicht einen Gag (der mit dem "let's go").

Kannst ja, wenn die BR raus ist, selber nen Trailer schneiden!

"Dann finde ich den Film schon scheiße!"

War ja nur ein Vorschlag!

>
>Meinetwegen hätten sie auch zeigen können, wie die vier Schrullas da zusammen auf ein Ghostbusters-Plakat pinkeln, während sie sich gegenseitig mit Geldpäckchen beschmeißen; hätte in etwa denselben Effekt auf mich gehabt.


Haha, das erinnert mich an die Szene aus dem Akte-X-Film, wo Mulder auf ein Independence-Day-Plakat uriniert, während er mit Martin Landau quatscht. Duell der Edelfedern, ey. Chris "Horaz" Carter gegen Roland "Universal Soldier" Emmerich. Shots were fired.

Hast du ein auf MiniDV gedrehtes, mit Privatvermögen finanziertes Kammerspiel erwartet? Wenn du solche Standards an die Filmindustrie anlegst, dann kannst du bis zu deinen Lieblingsfilmen hochgehen und feststellen müssen, dass die allermeisten davon entstanden sind, weil einige Leute richtig Bock hatten, sich mit Geld einreiben zu können. Breaking News.

>
>Ja gut, dann halt mal später auf Netflix oder so zum Trash-Abend.


Deine Alte wird dich da reinschleppen, auch wenn du dich an die Heizung neben deinem Rechner ketten wirst!

***Diese Nachricht wurde von Felix Deutschland am 03.03.2016 17:59 bearbeitet.***
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