Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 16.02.2016 21:47 Uhr
Thema: Entourage against the Machine Antwort auf: Scharfe Filme: HD-Empfehlungen für Genre-Fans! von Don Cosmo
Und weil Punisher so nicht guckbar war, warum nicht den Entourage-Film gucken?

Oh boi. Ich hab schon ca. in der Mitte des Films gesagt, dass es nahezu unmöglich ist, eine halbwegs genaue inhaltliche Zusammenfassung des Films im Anschluss hinzukriegen.

Entourage war vor Ewigkeiten, im Jahr des Herrn 2005, mal eine aufwändig produzierte Showiz-Satire aus Insider-Perspektive. So ging jedenfalls die landläufige Meinung. Nach drei Jahren á drei Staffeln, im Jahr 2008 etwa, stellte sich aber heraus, das Entourage lediglich ein geistig schwer zurückgebliebener Abklatsch von Ayn Rands Gedanken, Puff Daddys Sinn für Ästhetik und dem ethnosozialen Weltbild von "We Love Lloret" war.

Komischerweise war die Serie so dermaßen One-percenteresk, dass durch den ganzen konsequenzfreien Exzess (Die vier Freunde im Zentrum von Entourage wurden fast ritualhaft immer wieder vor Scheinprobleme gestellt, die sich im dramatisch passendsten Moment von selbst erledigten und die komplett stagnierende Entwicklung der Figuren auf menschlicher Ebene noch weiter festigte) als Moral übrig blieb, dass selbst die größten Deppen alles schaffen können, wenn sie einfach nur mal machen gelassen werden und sinnfrei Geld und Sportwagen in den Arsch geschoben bekommen. Das Frauenbild lässt sich am besten mit einem John-Lennon-Zitat beschreiben: "Woman Is The Nigger Of The World."

Frauen werden nämlich weggebumst und haben sich danach bitte selbst zu entsorgen (In der komplett kaputten Welt von Entourage existieren wahrscheinlich gigantische Roombas, die morgens in Beverly Hills die Flittchen von der Straße kehren). Zu blöd also für unseren, ähm, Helden (?!) Eric, von allen nur "E" genannt, dass seine Ex-Liebschaft Sloane von ihm schwanger ist. Ihr wisst schon, das Ende von Entourage, der Serie. Oder auch nicht. Niemand hat die Absicht, sich an Entourage zu erinnern. Ausser Doug Ellin.

Puh. Also, der Film fängt an, wie die vier mit einem Luxus-Sportboot zu einer Luxus-Yacht gefahren werden. Also, nur drei. Pathetic Baby-Man Turtle, besagter "E" und Johnny Drama, der beim Erspechten der unbekleideten Damen auf der Yacht gleich anmerkt, dass er vorher noch einen Salutschuss aus der Sackkanone abgeben sollte, bevor sie dort anlegen, damit er das alles wohl "länger" genießen kann. Meine Dialogantwort, die im Film natürlich nicht vorkam, weil warum auch, war "Aber bitte MIT dem Wind, Drama, nicht GEGEN den Wind wie die letzten drei Male."

Der Film dauert keine 30 Sekunden und ich bin schon peinlich berührt, weil wieder unnötigerweise über Johnny Dramas Zwang zur Sünde des Onan geredet werden muss.

Wie dankbar wäre ich gewesen, wenn dieser Film es denn auch damit belassen hätte zu dem Thema, doch oh weh, oh wei, Glück oder bloß Gnade war mir heute weißgott nicht vergönnt.

Auf dem Boot angekommen, heißt man einander wieder herzlich willkommen. Vince schickt ein random Flittchen aus seinem Zimmer, wie andere, ärmere Leute sich eines Einweg-Taschentuchs entledigen, und es wird über die kommenden Karriereziele palavert. Da die vier aber geistig bei weitem nicht auf dem Niveau normaler erwachsener Menschen agieren, müssen sie sich in dieser Hinsicht komplett an Ari Gold wenden, den liebenswerten cholerischen Homo-Hasser und hochgeschätzten Botschafter des Judaismus, den wir in den vergangenen Staffeln kennen gelernt und danach wieder versucht haben, zu vergessen: "THE MOST POWERFUL CIRCUMSIZED COCK IN ALL OF HOLLYWOOD". Oy vey.

Ari Gold ist eigentlich die interessanteste Figur in Entourage, da sie sowas wie Emotionen besitzt (Was, bei aller Liebe, wirklich von sonst keiner Figur sagen kann - und nein, "Gesagt bekommen, dass man weniger Geld bekommt und deswegen schmollen" ist keine wirkliche Emotion). Ari wird daheim von seiner Familie rumgebosst, und in seiner Arbeit nur von Leuten ernst genommen, die ärmer sind als er. In jeder halbwegs an die Realität erinnernden Welt wäre Ari jemand, dem man ins Highschool-Jahrbuch schreiben würde "Most likely to murder his family with an axe."

Er ist ein unglaublich wütender Mann, der seinen Frust normalerweise an seinen Assistenten auslies; ab der zweiten Staffel war dies der homosexuelle Asiat Lloyd, der sich aus absolut nicht nachvollziehbaren Gründen jahrelang von Gold in erster Linie wegen seiner sexuellen Orientierung verbal aufs Äußerste erniedrigen lies. Spätestens am Ende der zweiten Staffel hätte Lloyd genug Material zusammen gehabt, um sich einen eigenen Flugzeugträger als Schadensersatz zu erklagen, aber die Welt von Entourage, wir werden das noch oft feststellen, ist grausam, dunkel und ohne größeren Sinn. Eine Welt des Chaos, Wahnsinns und beiläufiger menschlicher Grausamkeit, in der jämmerliche Baby-Männer leben wie Götter und Frauen in sinnlicher Lust dabei verbleiben, sich gegenseitig das Geschlecht zu liebkosen, während jemand den Raum betritt und dort einen anhaltenden, fast ins handfeste ausufernden Streit im Brüllton anleiert. Eine Welt, in der, kurz bevor die Stimmung auf deiner Party zu kippen droht, einfach Pharell mit seinem behämmerten Hut auftaucht und alle deswegen ausrasten.

Für "Dudebro"-Youtuber und Men's Rights Acitivists ist das glaube ich ein Nirvana. Sogar Rassisten kämen auf ihre Kosten, denn Schwarze existieren in der Welt von Entourage nur als Cameo. Oh Gott, die Cameos... darauf werd ich vielleicht nachher noch eingehen. Alles ist so schlimm. So schlimm.

Achja, Plot. Ja gut. Vince und seine drei kleinen Analstöpsel von Kumpels rufen Ari auf dem Handy an, der von seiner harpyenhaften Frau dazu gezwungen wird, Toscana-Urlaub zu machen, was diesen ankotzt ("No Internetto (Er sagt allen ernstes 'internetto'!!!)! BABY, I CAN'T WAIT TO GET BACK TO CIVILIZATION!"). Doch Vince hat ihm etwas wichtiges zu sagen: "Ari, I want to rap!"

Und ich so *spittake*

Und nach Aris meiner Meinung nach schon fast zu verhalten cholerischen Reaktion drüber nachgedacht und dann bemerkt, dass ich mich verhört hatte und er zu Ari sagte "I want to direct." Aber zu dem Zeitpunkt war ich schon hoffnungslos vernarrt in den Gedanken, dass Vincent Chase einen auf Joaquin Phoenix in "I'm Still Here" macht und anfängt, in einem kreuzweggleichen Medienmarathon seine eigene Karriere durch den Hächsler zu jagen, indem er sich beim koksen filmen lässt und dabei, wie er "E" während er schläft auf den Bauch scheißt und sich bei Letterman benimmt wie offene Hose. Erneut sollten meine Hoffnungen einen jähen Dämpfer erfahren, denn direkt auf die Szene folgt ein achtmonatiger Zeitsprung in die Zukunft, in der der Film längst gedreht ist und Vince nur noch auf dem Material hockt und keinem seine fertige Schnittfassung zeigen will.

Das widerum erregt den Zorn eines texanischen Geldgebers, gespielt von Billybobthornton, welcher seinerseits seinen von Haley Joel "Ich sehe tote Menschen" Osment gespielten Sohn nach LA schickt, um dort nach dem rechten zu sehen. Danach passiert eigentlich... gar nix. Achso, ja, doch, aber im Grunde nur Sachen, die ich am liebsten verdrängen möchte.

"E" ist im Full-On Charlie-Sheen-Modus und poppt wie ein beknackter während er sich von seinen "Kumpels" chemische Drogen zuführen lässt. Anstatt davon AIDS zu bekommen entspinnt sich daraus allerdings nur ein extrem verachtenswerter "women be bitches"-Subplot, in dem zwei Frauen so tun, als wäre eine von beiden von ihm schwanger geworden und eine hätte irgendwelche ansteckende Gurkenfäule, damit er mal was wichtiges lernt wo er seinen Pillemann reinzustecken hat und wo nicht. Alas, niemand lernt etwas. E und das Publikum werden in der Annahme bestätigt, dass Frauen Vaginen auf zwei Beinen sind die immer, wenn sie den Mund aufmachen, einen nervenzerfetzenden Piepton von sich gegen wie eine Autoalarmanlage und ansonsten eigentlich nicht existieren. Es gibt keine Frau mit einem BMI über 3 in Entourage. Dafür wurden pummelige Männer allerdings verschont, denn der kleine Haley Joel rockt auch schon ein ziemliches Röllchen über seinem Gürtel, neben der Tatsache dass er tatsächlich extrem unglücklich gealtert ist und das Präfix "jämmerlicher Baby-Mann" ausfüllt wie kein zweiter in diesem Film (Und das ist, wenn schon nichts anderes, für sich betrachtet eine veritable Leistung).

Nervenzerfetzende Spannung: Wann zeigt Vinnie seinen Film endlich? "Ich brauche mehr Geld, damit er perfekt wird, Ari!" "Aber der Mann aus Texas will erst den Film sehen!" "Aber der Film ist noch nicht perfekt!" "Okay, lass uns Party machen und später nochmal quatschen!" "Okay!" "Okay!" "OOOOOOOOOOOOO YEEEEEEEEEEEEEEEEEEEAH! OOOOOOOOOOOOOOOH YEAAAAAAAAAAAAAAAAAAH!" ~Entourage~

Ein Film über das Showgeschäft, der sich mit deren inneren Gefügen auseinandersetzt, mal romantisch, oft auch satirisch, kann funktionieren. Er kann sogar sehr gut funktionieren! Brilliante Filme wurden bereits gemacht über das Filmemachen. Entourage gehört nicht zu diesen brillianten Filmen. Im Nachhinein erinnert der Ansatz von Entourage an "United Passions", den amüsanterweise während der Hochzeit des FIFA-Korruptionsskandals in den Kinos gestartete Film über den Weltfußballverband, der zumindest eine zeitlang den Negativrekord für das niedrigste Einspielergebnis eines in den USA kommerziell veröffentlichten Films hielt. "United Passions" ist nur vordergründig ein Film über den Sport Fußball, sondern in erster Linie ein Film über Sportfunktionäre. Welches Kind träumte nicht davon, einmal im Leben dabei zu sein, wie Joao Havelange über Jahre hinweg in Präsidiumssitzungen Sepp Blatter als seinen Nachfolger anlehrte, oder wie Jules Rimet beerdigt wird. "Powerful stuff", wie der Fachmann sagt.

Und so dreht sich auch "Entourage" nur um die ganz großen Themen des Kreativbetriebs, wie beispielsweise Wichsen während man Facetime macht. Johnny Drama ist derart schwer beschäftigt als arbeitsloser Schauspieler, dass er eine seiner wenigen stillen Sekunden dazu nutzt, sich vor einem random Flittchen zu entblättern und seine metaphorische Banane zu pellen, während er dabei ein iPhone als Selfiestick benutzt. Leider Gottes passiert das, was allen passiert, die ihr Glück in der Liebe überreizen und Eros' Zorn erregen: Der Boyfriend des Flittchens kommt im Hintergrund ins Zimmer geplatzt und schreit Drama an: "YOU LOSER!" Während ich im Kopf bereits Louis Armstrongs "Oh What A Wonderful World" anstimme, aus keinem bestimmten Grund, geht es Schlag für Schlag weiter mit den dramatischen Ereignissen: Ari muss zur Arbeit, findet aber mit seinem Ferrari California keinen Parkplatz, weil der von Haley Joel Osments kanariengelbem Lamborghini besezt ist. Der Cameospaß kennt keine Grenzen, als Ed O'Neill als er selbst im Hintergrund mit seinem Mercedes hupt und ein völlig aufgelöster Ari ihn anschreit und droht, ihm seine Parkplatzprivilegien zu entziehen. Auf Aris Weg ins Büro offenbart sich die einzige halbwegs gnadenvolle Facette des erzählerischen Universums von Entourage in einem Cameo von Jessica Alba. Zumindest in dem unlebbaren Höllenloch von Welt, in der Entourage spielt, hat Jessica Alba Arbeit als Filmschauspielerin - und damit, meta-meta-meta-meta-yay, auch in der echten Welt bezahlte Arbeit als Filmschauspielerin.

Allerdings existiert in der Welt von Entourage das Marvel Cinematic Universe nicht. Vielmehr wird Jon Favreau auf einer Party von Vinnies Sippe erniedrigt und antwortet nicht, wie er es "in Echt" tun würde mit "Ich kann dein Leben kaufen! Du NICHTS!" In der Welt von Entourage ist James Camerons "Aquaman" der erfolgreichste Film aller Zeiten und Mark Wahlberg der amtierende König von Hollywood. Als solcher hat er natürlich ein Cameo als er selbst, gewandet in feinen Zwirn (T-Shirt) mit der Aufschrift "GET MARKED!" (Verstehste, verstehste?).

In diesem Lichte erscheint es schon als erlesen seltsamer Zufall, dass just jener Mark Wahlberg auch der Produzent des Entourage-Films sowie der vorangehenden Fernsehserie ist. Schon sehr unergründlich und mysteriös, diese Unterhaltungsbranche! Hm!

Turtle indes - vergesst mir mal bloß nicht den wundervollen jämmerlichen Baby-Mann Turtle! - wird weiter von seinen drei Freunden routiniert in seiner Männlichkeit erniedrigt. Er ist zwar der mittlerweile finanziell erfolgreichste des Quartetts, aber selbst als er anbietet, die Produktionskosten des Films aus eigener Tasche aufzustocken, wird er nur von Vince und E abgewiegelt.

Da ihn also, obwohl dank eines veganen Bio-Tequillas zu einem Millionenvermögen gekommen, immer noch niemand ernst nimmt und er offensichtlich auch irgendwie sexuell auf seelische und körperliche Herabwürdigung abfahren muss, bandelt er mit der Ultimate Fighterin Ronda Rousey an. Ronda Rousey ist eine sehr hübsche Frau, die mit ihrer Fähigkeit, erwachsenen Menschen mit bloßen Händen die Knochen brechen zu können, viel Geld verdient. In Entourage wirkt sie wie eine bipolare Psychotante, deren Hormonhaushalt durch intensiven Konsum südamerikanischen Pferdefleisches bereits die Grenzen der Humanmedizin sprengt, und alternierend damit droht, Turtle ins Krankenhaus zu prügeln oder mit ihm Abendessen gehen zu wollen. Nicht, dass er sich realistisch eine nachvollziehbarere Reaktion hätte erhoffen können, nachdem er sie mit seinem kampfpanzergroßen Auto durch die Stadt verfolgt hat um sie nach ihrer Telefonnummer zu fragen.

Währenddessen will Aris Herzensmensch (siehe "Haider, Jörg") Lloyd heiraten, hat sich aber mit seinem Vater verkracht. Er braucht aber immer noch jemanden, der ihn zum Altar bringt, also verprügelt Ari, während er einen Schreikrampf hat, das Lenkrad seines Mercedes, bevor er einwilligt.

Ari schaut sich allerdings auch den Film an. Der Film heißt "Hyde", in Anlehnung an Dr. Jekyll und... ihr wisst schon.

Ich verlinke mal den Trailer zum Entourage-Film, welcher mit dem Trailer zu "Hyde" beginnt. Mehr als das Material aus diesem Trailer sieht auch das Publikum (Also wir) nicht (Eine kurze Einstellung, wie Vince aus einem Ding an seiner Hand kleine glühende gelbe Bällchen ins Publikum wirft, welches diese isst um dann anschließend Molotovs auf Riot Cops zu werfen fehlt):



Ja gut. Klar möchte ich gerne einen Film sehen, in dem ein Techno-DJ nachts über sich irgendwie verwandelt und mit wunderhaften Drogenbällchen schmeißt, die antiautoritär machen. Aber nur, wenn Nicolas Cage mitspielt, fünf in einem unterirdischen Atombunker aufgewachsene fundamentale Christen das Drehbuch geschrieben haben und ich stoned bis in die Spitzen meiner Fußnägel bin.

In der Welt von Entourage hingegen ist der Film bona fide Oscar-Material. Ari ist so dermaßen weggeblasen, dass er sich stundenlang nicht meldet. Als die vier Penökel anfangen zu schmollen, ob das vielleicht daher kommt, dass "Hyde" strunzdämliche Scheiße auf dem Niveau von "Staying Alive" oder "Daniel der Zauberer" ist, klingelt der Sklaveääh "Assistent" und bittet die Herren, in die Einfahrt zu kommen. Dort thront ein fabrikneues, glänzendes Chevrolet Cabrio von der Größe eines Bundeswehr-Kampfboots, mit einer gigantischen roten Schleife auf der Motorhaube. In einem der wenigen Momente, wo Entourage fast in die Nähe davon kommt, sowas wie einen Witz zu erzählen, schiebt ein Lakaie noch ein kleines Mini-Motorrad mit kleiner rosa Schleife für "E" ins Bild, den kleinen, jämmerlichen Baby-Mann.

Da der Film also offensichtlich der legitime Nachfolger von "Citizen Kane" ist, geht es den Rest des Films (Und das sind laaaaaaaaaaange 50 Minuten...) eigentlich nur noch darum, Zeit totzuschlagen, bis der Rest der Welt die Brillianz von "Hyde" mitbekommt. Totgeschlagen wird die Zeit damit, einen Konflikt über Dramas Rolle in dem Film zu verhandeln - die Texaner finden Drama doof, Vinnie will seinen Brudi aber auf jeden Fall im Film drinbehalten.

Jedoch macht ein ganz anderer Film munter die Runde, in dem Drama nicht bloß eine Nebenrolle spielt, sondern die Hauptfigur ist: Erwähnte ich eingangs bereits ein gewisses Mißfallen gegenüber der Obsession, die der Film mit Dramas verzweifeltem, fast affenähnlichem Drang zur Masturbation hat, rächt sich der Boyfriend, dessen Herzdame Drama mit einer kleinen Solovorstellung seines kleinen Johnnys beglücken wollte, mit einem Video, in dem sich Vincent Chases (erheblich) älterer Bruder mit Wonne seinen Lingam wetzt.

In einer sehr zu Entourage passenden Wendung wird Drama zum ersten heterosexuellen Mann in der Geschichte der Menschheit, der dafür ge-slut-shamed wird, weil er sich vor der Kamera sein Glied gerubbelt hat. Ich habe Promi-Sex-Videos gesehen wie jeder andere von euch Ferkeln auch. In dem von Gina Lisa Lohnfink durfte ich Zeuge werden, wie diese junge Dame die körperlichen Annäherungen eines Herrn über sich ergehen ließ, welche selbst in einer stark behaarten Fettsau wie mir echtes, aufrichtiges Mitleid aufkommen ließen. Doch nirgendwo hörte ich jemals "Mensch, Tommy Lee könnte auch echt mal die Fresse halten, während er mit seiner Leibesmitte an Pamela Anderson-Lee gerade eine Magenspiegelung vornahm. Niemals, ausser in ganz kleinem Kreise, vernahm ich das wirklich angebrachte Entsetzen darüber, dass sich Tom Sizemore dabei gefilmt hat, wie er im Meth-Rausch eine dreiviertelstundelang zwei Sexworkern deren After ausschlemmt. Bei diesem Werk des derbromantischen Films reicht bereits die Tonspur, damit das Gehirn an den Rest des Körpers die nötigen hormonellen Signale zur chemischen Selbstkastration in die Wege leitet.

Jedenfalls wird Drama (Mal wieder) zum Gespött der Leute. Während einer unfassbar unangenehm anzusehenden Szene, in der Drama für eine Rolle vorspricht, während die Leute die ihn casten immer mehr in fieses Gelächter ausbrechen, während ein iPad mit seinem Triebabfuhr-Solo herumgereicht wird, macht (mal wieder) irgendwas in seinem Kopf "Knacks!" und er rast zu seinem Psychotherapeuten. Auf dem Weg dorthin wird er von mehreren Menschenmengen und deren Fotohandys verfolgt; beschmutzt mit der Scham, als erster Mensch im Internet seinen Penis und dessen autoerotische Ausflockungen in Bewegtbildform der Öffentlichkeit zum Fraß vorgeworfen zu wissen.

Als wenn all das nicht genug wäre, kann nichtmal die Rezeptionistin eine Sprechstunde mit Drama vereinbaren, ohne währenddessen auf ihrem Monitor Drama beim rubbeln zuzugucken.

"The Shot heard around the world" ([https://en.wikipedia.org/wiki/Shot_heard_round_the_world]) wird mit einer Montage gewürdigt, an deren Ende sich ausgerechnet Sloane als eine der vielzähligen Bewunderer von Johnny Dramas Salutschuss erquickt. Der schlicht und ergreifend pervers großen Bedeutung dieses Akts der Selbstliebe innerhalb des Plots des Films wird Rechnung getragen, indem Sloane (wahrscheinlich just in dem Moment, an dem Drama auf Öl stößt) beim schauen dieses sexy Clips die Fruchtblase platzt.

Alle hetzen ins Krankenhaus, in dem Turtle ebenfalls rumgeistert, weil Ronda Rousey ihm aus irgendwelchen Gründen, an die ich mich beim besten Willen nicht erinnern kann, den linken Arm gebrochen hat, und hält das Bett, auf dem Sloane in den Kreißsaal geprescht kommt, an um irgendwelche Bro-Scheiße aus der Öffnung in seinem Gesicht, durch die sonst Hamburger und Bongzüge per Einfüllstutzen gepumpt werden, abzulabern.

Anstatt dass sie ihn mit dem Bett einfach überfahren und ihm dabei eventuell praktischerweise noch wichtigere Körperteile brechen, hören sie sich das auch noch ernsthaft an. Unfassbar.

Unfassbarer ist nur, das E Vater einer Tochter wird. Man kann fast das Leuchten in den Augen der vier potentiellen Sittenverbrecher sehen, wie sie alle dasselbe denken: "Eines schönen Tages wirst auch du ein Flittchen!"

Es ist grundsätzlich ein furchterregender Gedanke, dass sich Menschen wie die Hauptfiguren von Entourage vermehren. Es fügt dem ganzen aber noch eine völlig neue Ebene des Horrors hinzu, wenn dieses Kind als Frau in eine Welt geboren wird, in der den meisten Züchtungen von Cannabispflanzen mehr Achtung entgegengebracht wird als ihrem Geschlecht. Das alles ist aber buchstäblich 20 Sekunden später allen vieren scheißegal, als diese sich in ihren Panzerkreuzer von PKW schwingen um mehr willige Flittchen mit Vodka-Sprite UND WEIß DER TEUFEL WAS NOCH flachzulegen. Es folgt eine herzerwärmende Szene in einem Raum voller Filmfinanziers darüber, das Vinnie seinen Film noch nicht fertiggeschnitten hat, weil er ne Ische klarmachen will, und alle im Raum (Ausser einer einzigen, heldenhaft stoisch, den Blick nach unten gerichtet, den Kopf schüttelnden Frau) sich schulterklopfend zustimmen, was Weiber doch für'n Hassle sind, kriegt Johnny Drama auf den Golden Globes (Der für ihre bestechende Integrität weltbekannten Filmpreisverleihung!) einen Preis für den besten Nebendarsteller, und Abspann.

Srsly.

Bzw. nicht ganz. Ich war schon völlig erleichtert, dass das Leiden endlich ein Ende hat, als der Film sein Köpfchen nochmal frech hervorreckt, um mit der Hochzeit von Lloyd abzuschließen.

Ein Film, dessen Herz ein derart schwarzes, klebriges Etwas aus menschlicher Scheiße ist, tut wirklich gut daran, mich mit so einer zumindest ansatzweise versöhnlichen Note zu entlassen. Es hätte gut sein können, dass ich vor lauter innerer Leere bis Sonnenuntergang stumm die Tapete angestarrt und die allgemeine Armseligkeit meines gesamten Lebens kontempliert hätte. Aber aus irgendeinem Grund lassen sie George Takei die einzigen zwei Menschen in der Welt von Entourage verheiraten, die keine zutiefst verachtenswerten Antimenschen sind, und sie einen kurzen Moment des Glücks genießen, ohne sich weiter von Aris "MASSELTOV, BITCHES"-Krakeele stören zu lassen.

Würde ich den Film weiterempfehlen? Ich denke, eher nein. Falls jemand allerdings noch nach einem weiteren triftigen Grund sucht, ISIS beizutreten, liefert HBO Films nach "Sex And The City The Movie" und "Sex And The City The Movie 2: Abu Dhabi Boogaloo" nun einen überzeugenden dritten.

Der Film ist, neben dem fast aberwitzigen Sexismus, auch deswegen verachtenswert, weil er schlimmste antisemitische Klischees in Form von platten Wegwerf-Gags perpetuiert. Jetzt, wo die Welt "Entourage - Die Serie" verdaut und in Form von "Entourage - Der Film" ausgeschieden hat, können wir hoffentlich alle beruhigter schlafen. Interessiert haben sich für den Spaß angebrachterweise nur wenige. Ich musste an den Gag aus "Extras" denken, wo sich ein Gaststar als völlig irre entpuppt, als er sagt: "You know who rules the entertainment business? You know who runs all of this? Jews and queers."

Nur, dass es bei Entourage nicht als Schock-Humor gemeint ist. Sondern als Stammtisch-Schenkelklopfer. Ekelhaft.

***Diese Nachricht wurde von Felix Deutschland am 16.02.2016 22:09 bearbeitet.***
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