Don Cosmo  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 12.02.2016 14:21 Uhr
Thema: Re:Speedreading ist quatsch Antwort auf: Re:Speedreading ist quatsch von Felix Deutschland
>Stell dir vor, du liest einen Roman. ... Speedreading ergibt höchstens für Sachtexte oder die Morgenzeitung Sinn.

Ich sagte doch auch, daß ich es als sehr anstrengend empfinde. Ich lese auch gerne und viel, aber gerade weil es mir Spaß macht, will ich da nicht wie ein Eumel auf einen Fleck starren müssen.
Und nochmal, ich lobe das Speedreading nicht, ich finde es nur faszinierend, was das Gehirn alles kann und das ist eben ein Ausdruck dessen.

>Ich finds gruselig. Geldschneiderei von Arschlöchern, die Kultur und Denken hassen. Eine Welt, in der Menschen so lesen, ist dystopisch.

Ich hab es nun nicht recherchiert. Der Inhalt des ersten Gifs klingt natürlich schon so, als wolle man damit Geld verdienen, so wirklich vorstellen kann ich mir das nicht ... vielleicht als App, die dann Websiten oder Artikel oder Bücher so aufbereitet!? Aber vielleicht wollen es genug Leute so haben, ein Markt findet sich noch für jedes abstruse Konstrukt!

>Ja, aber was ist denn dann der Sinn der Sache?

Für mich war der einzige Grund für das Posting: "Es geht!"

>Manche Sachen _brauchen_ lange, um sie richtig genießen zu können. Keiner füllt sich zehn Austern in eine Biertulpe und ext die dann mit ein, zwei Schuss Zitronensaft, weil man sich so das ganze Gefummele spart.

Aber Druckbetankung beim Bier gibt es doch!!1

>Um wieder mit einem völlig schiefen Vergleich den Asiat ins Spiel zu bringen: Die Teezeremonie ist eigentlich genau das, eine Demonstration von Konzentration und Langsamkeit, die uns zeigt, das Effizienz und Schnelligkeit nicht alles ist, weil wir darüber unsere Würde als Menschen mit Kultur verlieren.

Und die Teezeremonie zelebriert kaum noch wer, weil sie viel zu lange dauert. Nur noch Hartgesottene. Aber nein, ich will dieses schiefe Vehikel nicht weiter schieben, die meisten Asiaten kaufen nun dennoch lieber den Tee fertig im Convenience-Store als daheim 3 Stunden den Teepinsel zu schwingen. Effizienz gewinnt heute doch fast immer, wenn man keine Hardliner befragt.
Will sagen: Der Einspruch ist berechtigt und richtig, die Realität der Allgemeinheit könnte dann doch anders aussehen, ob einem das lieb ist oder nicht.

>Sachen wie "Schnell lesen", "Schnell rechnen" und "Viel auswändig lernen" können wird aber immer Leuten als "Ausdruck" von "Intelligenz" verkauft

Davon halte ich auch nichts, das ist alles etwas, das man trainieren kann, wobei es dem einen nur leichter fallen wird als dem anderen, was aber auch in sich wieder kein Anzeichen von Intelligenz ist.

>Ja, aber ist es dann wirklich smarter, einfach blind alles zu lesen ("Geht ja schnell!") oder vor dem lesen schon aufgrund von Kontext etc. zu entscheiden, manche Mail nicht zu lesen, weil sie einen nicht betrifft etc.?

Die Mailflut ist schon krass teilweise, da siebe ich grob aus, was mich betrifft und was nicht.

>Ich mein das jetzt nicht mit irgendeinem arschigen Hintergedanken: Gibt es da so viele Sachen aus so vielen Mails, die du dir merken musst über Zeiträume von unbekannter Länge? Kann ja durchaus sein, und für mich wäre das absolut zum kotzen, weswegen ich ja nicht deine Arbeit mache, sondern du.

Doch, klar. Aber bei 30-50 Mails pro Tag (Entwicklermails mal nicht mit eingerechnet, wo wir fürs System dokumentieren, was bei welchen Änderungen gemacht wurde) kann man es sich gar nicht merken. Das Mailarchiv wiegt auch bald 2 Gigabyte und das bei vielen Mails, die einstellige KiloBytes schwer sind.

>Und für Programmierer ist sowas bspw. super. Aber dann reden wir von Jobs, wo man dann gleich fragen könnte: "Warum macht das nicht jetzt schon ein Computer?" Und das wird ja auch gemacht, die Automatisierung von Bürojobs.

Noch ist man nicht so weit, daß die Programmierung automatisiert werden könnte. Wenn dem mal so werden sollte, wechsel ich in den Fachbereich, haha!

>Dann kannste zu Hause Stellenangebote Speedreaden. (Also, jetzt nicht _du_! Was weiß ich, was du arbeitest! Soweit ich das nachvollziehen kann, bist du Gartenteichtester bei euch im Innenhof.)

Gartenteichtester wäre super, aber ich hab es leider nur zum Programmierer geschafft.

>Ja, und ich sage auch nur "Alles" kann es gar nicht mitbekommen.

Ich weiß, worauf Du wohl hinaus willst, aber wenn der Text dort "normal" gestanden hätte, ist auch die Frage, ob Du "Alles" mitbekommst, egal wie langsam es gelesen wird. Mir ging es da auch nur um das Maschinengewehrartige Ballern der Worte direkt ins Zentralgehirn und daß dieses nicht "tilt" macht, sondern weiter aufsaugt.

Wenn ich normal geschriebene Texte lese, spricht mein kleines Hirn immer mit, was da steht, das macht es in erster Linie langsam und zudem angenehm, weil man Tonlage verändern oder im Falle von membran alles mit Quiek-Stimme lesen kann. Das geht beim Speedreading gar nicht, so schnell "spricht" mein Gehirn nicht, so schnell "liest" es nur.
Manchmal verfalle ich sogar bei spannenden Texten in dieses "stille" Lesen, weil ich wissen will, wie es weiter geht. Stoppe mich dann aber immer und zwinge mich zum nochmaligen, geduldigen Lesen der Abschnitte. Es macht einfach keinen Spaß, zu hetzen bei Texten.

Wie gesagt, ich finde die Gehirnleistung respektabel, aber diese Art des Lesens weder erstrebenswert noch sinnvoll oder gar besser.

>Aus so vielen Gründen. Es ist ein gutes Thema für einen Beitrag bei Gallileo, aber ich (!) finde es schauderhaft aus den genannten Gründen. Weil's für mich auch den Ruch von ner politischen Agenda hat und von einer Sicht auf die Welt zeugt, vor der ich ernsthaft Angst habe.

Du meinst, daß man das Potenzial des Hirns noch mehr ausreizen muss und jeder der es nicht tut, hält den Fortschritt auf? Daß die Welt immer beschissener wird, da sind wir uns wohl einig, aber wenn die Lesegeschwindigkeitspolizei bei Dir klopfen sollte ... einfach nicht aufmachen!!1

cheers
DON
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