Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 05.02.2016 16:27 Uhr
Thema: Re:"Aloha" - In Memoriam Wolfgang Rademann Antwort auf: Re:"Aloha" - In Memoriam Wolfgang Rademann von Osch
>>Es gibt wenig reinere Freuden, als die beiden Weppers auf den Osterinseln um die Hand einer jungen Dame zu werben, die sich nachher zur Freude aller als die Tochter von Elmar herausstellt. Oder Ulrich Pleitgen als alternden Juwelendieb, der die Klunker der schönen jungen Schmuckmanagerin Manuela, gespielt von Eva Habermann rauben will, welche sich aber am Ende als dessen Tochter herausstellt.
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>Nicht zu vergessen: Harald Schmidt als wiederkehrender Knallcharge.


Ich lege über Schmidts Auftritte wirklich lieber den Mantel des Schweigens. Ich muss ganz ehrlich sagen, ich gucke Traumschiff, seit ich acht oder neun Jahre alt bin, und ich hab schon echt jede Menge lächerlicher Scheiße in dieser Sendung gesheen, aber ich hab mich nie geschämt. Ausser als Schmidt dazu kam.

Ich konnte wirklich nicht hingucken, als der so eine erotische Traumsequenz mit Beatrix hatte in dieser Folge, wo er im Internet jemandem zum Mitwandern für den Jakobsweg gesucht hat... wirklich schlimm. Wirklich schlimm. Schlimmer als Tschick Niller. So viel schlimmer. So schlimm.

>Ist bei ihm wahrscheinlich auch die unten von dir beschriebene Bill-Murray-Attitüde, sich für 'nen schönen Urlaub an exotischen Schauplätzen bezahlen zu lassen, weil man verdammt noch mal genug im Leben geleistet hat.

Ja gut, that's a given. Da gibt sich echt keiner Mühe. So ähnlich wie bei "Aloha", der sehr vieles nicht war, aber zumindest extrem chillig. Die chillige Laune, die auch beim Traumschiff jeder hat, vier Tage arbeiten und zwei Wochen rumliegen und fressen, und dafür auch noch bezahlt werden. Gönnung, Moi$! So richtig Mühe gibt sich eigentlich nur Emma Stone. Ich mag Bradley Cooper sehr gerne (Kenne ihn ursprünglich aus Wet Hot American Summer und Alias, wo er ganz tolle Arbeit gemacht hat), aber in dem Film gibt er echt keine zwei Ficks auf irgendwas. Es gibt totalen von seiner Visage, wo er einfach nur guckt. Normalerweise gehst du ja ins Porträt, weil du irgendwas im Gesicht näher zeigen willst, irgendwas mimisches. Total dumm, einfach nur mit der Kamera auf dem Gesicht von jemandem zu verharren, der einfach nur guckt. Aber du bist an diesem geilen Drehort, niemand hat eh so wirklich Bock, richtig arbeiten tun nur die Gaffer, also fuck it. "Is' egal, is' Urlaub!"

>Bin leider seit einigen Jahren auch wieder jährlicher TV-Passagier, da hat mich meine Freundin mit reingezogen, die verfolgt das Traumschiff seit Anbeginn. Zur Strafe begehre ich beim Gucken jedes Mal laut auf, wenn die Serie mein liebstes Steckenpferd bringt: Alle Einheimischen, denen wir auf den Tagesausflügen begegnen, sprechen perfektes Deutsch, akustisch gut erkennbar als hintergrundgeräusch- und keimfreie Studio-Nachsynchro. "Close enough" scheint die Lebensmaxime der ZDF-Tonmischer zu sein.

Das finde ich mittlerweile am besten. Niemand hat so auf die Bildwirkung dieser Kolonialisierungs-Metaphern geschissen wie Rademann, da kannst du all seine Produktionen durchgehen, von "Klinik Unter Palmen" über "Unter Weißen Segeln" bis "Kreuzfahrt ins Glück", überall macht der Hottentott vor uns den Kotau, wie's sich gehört. Wie passend, dass mit Marek Erhardt und Tina Ruland gleich die passenden "häßlichen Deutschen" mit am Start sind (Nur im übertragenen Sinne! Marek Erhardt und Tina Ruland sind beides wunderschöne Menschen!).

Nachvertonung ist eh immer scheiße. Gibts auch in vielen Ami-Produktionen aus der B-Sparte, das gehört für mich zu richtigem Trash einfach dazu, dass die Ausländer alle so klingen wie ne Telefonansage bei der Telekom-Hotline.

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>Aus Sascha Hehns piratengestählter Käpitänskarriere wird nach wie vor zu wenig gemacht.


Er ist echt nicht viel am Start. Bis auf Beatrix haben die die Rollen der Crew eh sehr beschnitten. Beim Traumschiff am 2. Weihnachtstag kam Nick Wilders Schiffsarzt bspw. gar nicht vor. Früher hatten der Kapitän und der alte Schiffsarzt noch so ultrageile Abenteuer, mit dem Motorrad auf der Route 66 oder mit dem Postflugzeug durch die Serengeti. Oder mit dem Heißluftballon über Botswana? Immer gabs was zu tun und für Abenteuer war man nie zu alt. Jetzt ist Sascha Hehn eigentlich nur noch der Ansager fürs Eisbömbchen am Ende, während Beatrix ständig in irgendwelche disgusting Rentnersex-Plots mit Harald Schmidt hineingeschrieben wird.

>Jahr für Jahr hoffe ich vergebens auf eine "Alarmstufe Rot"-Hommage. Vielleicht übernimmt Til Schweiger jetzt von Rademann, dann könnt's was werden.

Til Schweiger denkt zu viel, der will nur vom Feullieton gemocht werden. "Kein Sex, keine Gewalt, nur Happy Ends!"
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